Dax ringt um weitere Gewinne: Krisengewinner verlieren, Krisenverlierer gewinnen
Nach den beeindruckenden Tagesgewinnen zum Wochenauftakt ringt der Dax am Dienstagvormittag um positives Terrain: Zuächst leicht im Plus gestartet, rutschte der Leitindex am Vormitatg mit rund 0,4 Prozent ins Minus und schwankte gegen 10.40 Uhr um den Vortagesschluss. Der MDax der 60 mittelgroßen Werte gab um 0,3 Prozent auf 27.711 Zähler nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 hingegen konnte ein Plus von 0,55 Prozent auf 3427 Punkte behaupten
"Dass wir nach einem so stark positiven Handelstag nun eine Gegenbewegung nach unten sehen, sollte niemanden überraschen", erläuterte Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Der Tag wird geprägt von der Bilanzsaison. Aus dem Dax berichten die Deutsche Post, der Sportartikelhersteller Adidas und der Konsumgüterkonzern Henkel. Schaeffler hatte bereits am Montagabend seine Zahlen vorgelegt. Das Unternehmen setzt auf eine weitere Erholung bis zum Jahresende und will damit den Umsatz- und Gewinneinbruch aus den ersten Monaten der Corona-Krise abfedern.
Adidas verloren zuletzt 3,3 Prozent. Nach einem fast normalen Sommer steht der Sportartikelkonzern vor einem mühsamen Weihnachtsgeschäft. Aktien der Deutschen Post gaben rund 3,8 Prozent nach. Für die Papiere von Henkel ging es nach dem vollständigen Quartalsbericht des Konsumgüterkonzerns zuletzt um 0,9 Prozent nach oben. Erstmals veröffentlichte die von Siemens abgespaltene Beteiligung Siemens Energy ihre Quartalszahlen, woraufhin die Aktie um 0,5 Prozent nachgab.
Die Aktien des Impfstoffentwicklers Biontech bauten ihre Gewinne aus und legten in Frankfurt bis zu 9,2 Prozent zu. Das Unternehmen hatte am Montag ermutigende Studienergebnisse zu einem Corona-Impfstoff vorgelegt und damit die Börsen weltweit in Euphorie versetzt.
Die Krisengewinner-Aktien der Corona-Pandemie kommen nach ihrem Ausverkauf zu Wochenbeginn auch am Dienstag bislang nicht auf die Beine. Unternehmen wie Delivery Hero , Hellofresh , Shop Apotheke , Zalando oder Teamviewer galten bisher als Profiteure der Krise, vor allem weil ihnen im Zuge der Restriktionen beziehungsweise in Phasen von Lockdowns ihr starkes Online-Geschäft zugute kam. Teamviewer profitierten als Spezialist für Fernwartungssoftware vom Trend zum Homeoffice.
Die Nachricht über einen möglichen Durchbruch mit einem von Biontech und Pfizer entwickelten Impfstoff gegen das Coronavirus stellte zum Wochenstart das bisherige Bild auf den Kopf: Krisengewinner-Aktien wurden zu Krisenverlierer-Aktien und umgekehrt. Dieser Trend setzte sich am Dienstag zunächst fort.
Im Dax sackten die Anteile des Essenslieferanten Delivery Hero in der Spitze um weitere 7 Prozent ab auf etwas mehr als 98 Euro. Sie hatten am Vortag vor der Impfstoff-Nachricht mit fast 117 Euro noch ein Rekordhoch erreicht. Im MDax waren die Titel des Kochboxenkonzerns Hellofresh mit einem Minus von mehr als 9 Prozent sehr schwach. Teamviewer büßten zuletzt mehr als 5 Prozent - nach Zahlen und trotz leicht angehobener Prognose. Nach unten um fünf Prozent ging es auch für die Aktien des Internet-Modehändlers Zalando.
Aktien von Fraport, die am Vortag in der Spitze rund ein Drittel an Wert hinzugwonnen hatten, legten am Vormittag um weitere 2,8 Prozent auf rund 45 Euro zu, Airbus gewannen zuletzt rund 7 Prozent und Lufthansa 4 Prozent. Airlines und Flughafenbetreiber leiden massiv unter der Corona-Krise. Mit der Hoffnung auf einen Impfstoff verknüpt sich auch die Hoffnund, dass auf mittlere Sicht dann auch wieder mehr Urlauber und Geschäftsreisende das Flugzeug benutzen.
Aktien Asien: Flugaktien heben abDie ermutigenden Daten aus der Impfstoffstudie von BioNTech und Pfizer haben am Dienstag das Vertrauen der asiatischen Anleger in eine Erholung der Weltwirtschaft gestärkt. Vor allem Fluglinien-, Reise- und Tourismusaktien in ganz Asien profitierten von dem Optimismus, der durch die Ankündigung der hohen Wirksamkeit des Covid-19-Vakzins von Pfizer und dem deutschen Partner BioNTech ausgelöst wurde. "Die Märkte werden weiterhin nach vielversprechenderen Impfstoffdaten Ausschau halten, zusätzlich zu den Nachrichten über einen fiskalischen Neustart", sagte Mary Nicola, Portfoliomanagerin von PineBridge Investments Reuters.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index lag im Verlauf 0,3 Prozent höher bei 24.922 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index stieg um 1 Prozent und lag bei 1699 Punkten. Die Börse in Shanghai lag 0,1 Prozent im Plus. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen trat auf der Stelle. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans stieg um 0,9 Prozent.
Qantas Airways legte um 8,6 Prozent zu und erreichte damit den höchsten Stand seit März. Japan Airlines stieg um 17,6 Prozent und die Papiere von ANA wurden 16,4 Prozent höher gehandelt. In Hongkong stiegen die Aktien von Cathay Pacific um 14,9 Prozent.
Aktien USA: Dow auf RekordhochDer Leitindex Dow Jones Industrial und der marktbreite S&P 500 schnellten am Montag bereits in den ersten Handelsminuten auf Höchststände. Aktien, die unter der Corona-Pandemie besonders gelitten hatten, erlebten Kursfeuerwerke.
Zur Schlussglocke stand für den Dow Jones Industrial ein Gewinn von 2,95 Prozent auf 29.157,97 Punkte zu Buche. Der Leitindex hatte zuvor den Sprung über die Marke von 30.000 Zählern nur knapp verpasst. Vor dem regulären Handel war der Dow zeitweise über dieser Marke indiziert worden. Der S&P 500 stieg um 1,17 Prozent auf 3550,50 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 blieb dagegen mit einem Minus von 2,16 Prozent auf 11 830,39 Zähler merklich zurück.
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Euro hält sich über 1,18 DollarDer Euro hat sich am Dienstag im frühen Handel über der Marke von 1,18 US-Dollar gehalten. Am Morgen kostete die Gemeinschaftswährung 1,1830 Dollar und damit in etwa so viel wie am Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor am Montagnachmittag auf 1,1883 Dollar festgesetzt.
Am Montag war der Euro erheblich unter Druck geraten, nachdem sich an den Finanzmärkten starke Hoffnungen auf das Corona-Impfmittel breit gemacht hatten. Besonders stark verloren als sehr sicher empfundene Währungen wie der japanische Yen oder der Schweizer Franken.
Am Dienstag stehen die Konjunkturerwartungen des Mannheimer ZEW-Instituts im Fokus. Angesichts der angespannten Corona-Lage in Europa wird mit einer Stimmungseintrübung gerechnet. Die an den Märkten sehr positiv aufgenommenen Testresultate von BioNTech und Pfizer dürften zum Zeitpunkt der Umfrage noch nicht bekannt gewesen sein.
Ölpreise geben leicht nachNach der Rallye vom Vortag haben die Ölpreise am Dienstag im frühen Handel nachgegeben. Am Montag hatten die Preise stark von der positiven Stimmung an den Finanzmärkten profitiert. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 41,95 US-Dollar. Das waren 45 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank um 54 Cent auf 39,75 Dollar.
Zum Wochenstart hatten die Preise am Ölmarkt um mehr als drei Dollar zugelegt. Sowohl die Wahl des moderaten Demokraten Biden als auch die Aussicht auf einen Impfstoff hellten die mittelfristigen Aussichten an den Finanzmärkten auf. Riskante Anlagen wie Rohöl profitierten hiervon.
Laut Marktbeobachtern wurde die Euphorie am Ölmarkt jedoch von der aktuell immer noch stark von den Auswirkungen der Pandemie belasteten Nachfragesituation gebremst. Die Corona-Neuinfektionen erreichen weltweit Höchststände. Zudem bleibt abzuwarten, ob die in Europa kürzlich erlassenen Beschränkungen die Ausbreitung bremsen werden.