Deepseek: Chinas neue KI könnte erschüttert Tech-Aktien an der ...
Das chinesische Sprachmodell Deepseek mischt den KI-Markt auf. Der Tech-Sektor reagiert nervös und zeigt deutliche Kursverluste.
Künstliche Intelligenz (KI) erweist sich in vielen Bereichen als unverzichtbar – mit steigender Tendenz. Große Sprachmodelle wie ChatGPT helfen bereits heute, komplexe Aufgaben zu lösen, und ihre Weiterentwicklung verspricht enorme Fortschritte für Wirtschaft und Gesellschaft.
Ein Name, der in diesem Zusammenhang aktuell hohe Wellen schlägt: Deepseek. Das neue chinesische Sprachmodell wird als ernste Herausforderung für die Vorherrschaft der USA im KI-Bereich betrachtet und bedroht die Dominanz US-amerikanischer Unternehmen. Der am 10. Januar eingeführte KI-Assistent überholte am Montag den Rivalen ChatGPT als die am besten bewertete kostenlose Software-Anwendung in Apples App Store in den USA.
Könnte dies den Markt der Technologiewerte ins Wanken bringen – und damit auch die Investitionen von Anlegern in deutsche und amerikanische Tech-Aktien?
Was ist Deepseek – und was macht es anders?
Deepseek, ein Open-Source-KI-Modell, wurde vom chinesischen Start-up gleichen Namens entwickelt und wirbt mit beachtlichen Fähigkeiten. Während Modelle wie ChatGPT von OpenAI oder Gemini von Google vor allem auf den amerikanischen und europäischen Markt zugeschnitten sind, setzt Deepseek auf Internationalität: Es soll deutlich besser mit nicht-westlichen Sprachen umgehen können und für komplexe wirtschaftliche und wissenschaftliche Analysen optimiert sein.
Erste Tests lassen aufhorchen: Experten wie Yeap Jun Rong vom Broker IG sagen, Deepseek könnte sich als das "beste Sprachmodell der Welt" etablieren. Eine gewagte These – doch schon jetzt eine potenzielle Bedrohung für US-Dominanz im KI-Bereich.
Nach bisherigen Erkenntnissen könnte die größte Stärke von Deepseek sich langfristig als Wettbewerbsvorteil herausstellen: die Fähigkeit, sich an unterschiedliche kulturelle und sprachliche Kontexte anzupassen.
Während OpenAI und Google immer wieder mit regulatorischen Hürden und ethischen Fragen zu kämpfen haben, verfolgt China mit staatlicher Unterstützung einen geradlinigen Expansionskurs. Experte Jun Rong betont jedoch, dass es nicht nur um Technologie geht, sondern auch um Vertrauen in Daten und Datenschutzstandards – ein Punkt, bei dem westliche Unternehmen bislang die Nase vorn haben.
Die Nachricht von Deepseek hat die Finanzmärkte am Montag deutlich erschüttert. Der technologielastige Nasdaq 100 verliert im vorbörslichen Handel über vier Prozent und fällt unter die 21.000-Punkte-Marke. Auch der deutsche Leitindex Dax muss deutliche Verluste hinnehmen und fällt um kapp 1,3 Prozent auf rund 21.100 Punkte.
Zahlreiche Tech-Werte, sowohl aus den USA als auch aus Deutschland aus der Halbleiterindustrie, spüren den aufkommenden Druck durch Deepseek erheblich und verlieren im vorbörslichen Handel teilweise über zehn Prozent. Die Aktien des deutschen Elektrotechnikkonzerns Siemens Energy, der Hardware für KI-Infrastrukturen anbietet, brachen sogar um mehr als 20 Prozent ein. Damit waren sie die größten Verlierer im breit gestreuten europäischen Index Stoxx 600.
- Nvidia: -14 Prozent
- ASML: -10 Prozent
- Arista Networks: -9,5 Prozent
- Pure Storage: -9,5 Prozent
- Lam Research: -6 Prozent
- Microsoft: -6 Prozent
- Infineon: -4 Prozent
- Aixtron: -7,4 Prozent
- Süss Microtech: -12 Prozent
- Siemens Energy: -20 Prozent
Japanische Chipwerte wie Advantest und Tokyo Electron gaben um 8,6 Prozent bzw. 4,9 Prozent nach. Es zeigt sich: Die Angst vor einem Umbruch im KI-Markt hat globale Auswirkungen.
Noch sind die Befürchtungen vor einem Crash im Technologiesektor spekulativ, doch die Nervosität ist greifbar. "Sollte China über Deepseek eine starke Marktposition erlangen, könnten die Bewertungen der US-Technologieunternehmen weiter unter Druck geraten", sagt Thomas Altmann, Portfoliomanager bei QC Partners.
Hauptvorteil der chinesischen KI könnte laut Experten sein, dass es in seiner Entwicklung deutlich billiger sei und Chips mit geringerer Leistung nutzen soll. Dabei sei es gerade die Fantasie, dass Nvidia mit seinen Hochleistungschips noch lange die Preise auf dem Weltmarkt bestimmen könne, die den Aktienkurs in der Spitze auf über 150 Dollar getrieben habe, sagte Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Fiona Cincotta, Analystin beim Broker City Index, weist darauf hin, dass die Anleger nicht unbedingt mit einer chinesischen Billigversion gerechnet hätten. Deshalb seien sie jetzt etwas überrascht. "Denn wenn es plötzlich ein billiges KI-Modell gibt, stellt das die Gewinne der Konkurrenten in Frage - vor allem, wenn man bedenkt, wie viel sie bereits in eine teurere KI-Infrastruktur investiert haben.“