Deutsche Bahn (DB): Lokführer drohen mit Streik – Massive Auswirkungen bei der Bahn befürchtet | Wirtschaft
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VonUte Fiedler
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Der Tarifkonflikt zwischen der Lokführer-Gewerkschaft GDL und der Deutschen Bahn droht zu eskalieren. Der GDL-Chef kündigt Streiks an – wann und wie lange ist noch unklar.
Berlin – Verspätungen, lange Wartezeiten, Zugausfälle und das ausgerechnet in den Sommerferien: Für Kunden der Deutschen Bahn könnten die kommenden Wochen schwierig werden. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bereitet derzeit die Pläne für einen harten Arbeitskampf vor. An diesem Montag (09.08.2021) endet die Urabstimmung, am Dienstag (10.08.2021) will GDL-Chef Claus Weselsky das Ergebnis präsentieren. Weselsky geht von einer Zustimmung von mehr als 90 Prozent aus. In der Süddeuschen Zeitung hatte der Gewerkschaft-Chef geäußert, „es geht uns nicht nur um Nadelstiche“. Die Stimmung unter den Beschäftigten sei schlecht, sagte er. Es könnten die härtesten Streiks im Schienenverkehr seit Jahren werden.
Auch wenn noch nicht feststeht, wann es zum Streik kommen könnte, ist die Deutsche Bahn in Alarmbereitschaft und rief die GDL noch einmal auf, zu verhandeln. „Diesen Streik braucht jetzt wirklich niemand“, sagte der Personalchef des bundeseigenen Bahnkonzerns, Martin Seiler. Dies sei eine „Attacke auf das ganze Land“. Die Bahn arbeitet derzeit an einem Notfahrplan, um so wenigstens eine Grundversorgung aufrechterhalten zu können.
Deutsche Bahn (DB): Wann soll der Streik der DB-Lokführer beginnen?Bereits die Corona*-Pandemie habe die DB Seiler zufolge schwer getroffen. Das Unternehmen hatte seit Ausbruch des Coronavirus einen Milliarden-Verlust eingefahren. Erst jetzt begännen die Menschen wieder zu reisen, sagte Seiler. Das hatte auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer gegenüber der Welt am Sonntag betont. Gerade jetzt brauche man ein Miteinander, kritisierte der Minister.
Leere Bahnsteige, Zugausfälle, lange Wartezeiten: Die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) hat Streiks angekündigt. (Archiv)
© Soeren Stache/dpa
Doch die Fronten zwischen Bahn und Gewerkschaft sind verhärtet*, wie bereits im Juni deutlich wurde. Im Raum stehen unter anderem Forderungen von 3,2 Prozent mehr Gehalt in mehreren Schritten sowie eine Corona-Prämie. Die Lohnerhöhung würde die Bahn zwar gewähren, allerdings langsamer als von der GDL gefordert. Hinzu sollen Leistungen zur Altersvorsorge und der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen kommen.
Die konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatte bereits im vergangenen Herbst einen Tarifabschluss mit der Bahn unterschrieben. Dieses Jahr gibt es eine Nullrunde, Anfang kommendes Jahr erhalten die Beschäftigten 1,5 Prozent mehr Gehalt. Ausgeschlossen sind betriebsbedingte Kündigungen.
Kommt es zum Streik, so wäre dieser der erste seit Dezember 2018. Damals hatte die EVG ihre Mitglieder zum Arbeitskampf aufgerufen. Auch die GDL-Mitglieder hatten in der Vergangenheit gestreikt: Bereits 2014 und 2015 hatten sie den Bahnverkehr weitestgehend lahmgelegt, obwohl die Gewerkschaft mit rund 37000 Mitgliedern deutlich weniger Unterstützer hat als die EVG. Diese zählt rund 190000 Beschäftigte. Allerdings sind in der GDL eigenen Angaben zufolge rund 80 Prozent der Lokführer und 40 Prozent der Zugbegleiter organisiert, weshalb Streiks große Auswirkungen haben.
Streik bei der Deutschen Bahn: Dauer ist noch unklarIn mehreren sich steigernden Wellen hatten die in der Gewerkschaft organisierten GDL-Mitglieder ihren Arbeitskampf damals durchgezogen. Der Tarifstreit wurde schließlich durch eine Schlichtung beendet. Bei der Urabstimmung 2014 hatten 91 Prozent für Arbeitsniederlegung gestimmt. Wie lange ein möglicher Streik diesmal andauern könnte, ist laut Weselsky unklar: „Mir ist keine Limitierung bekannt, wie lange ein Streik dauern könnte“, sagte er Medienberichten zufolge.
Bei einer zu erwartenden Verspätung von mindestens 20 Minuten am Zielort können Reisende auch zuggebundene Fahrkarten umbuchen. Sie können unter anderem die Fahrt später fortsetzen, eine andere Route nehmen oder einen anderen, nicht reservierungspflichtigen Zug nutzen. Mehr Infos finden Sie bei Bahn.de.
Reisende sollten sich auf einen eventuellen Streik vorbereiten und nach Alternativen wie Mietwagen, Bus oder einem Flug suchen. Wichtig ist auch, ein Corona-Impfzertifikat oder einen negativen Corona-Test bei sich zu tragen für den Fall, dass man in einer Stadt strandet. In verschiedenen Bundesländern müssen nach wie vor negative Antigen-Schnelltests vorgelegt werden. (uf mit dpa/AFP) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
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