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Russland: Festnahmen nach Beisetzung von Alexej Nawalny

Russland Festnahmen nach Beisetzung von Alexej Nawalny
Auch Stunden nach Nawalnys Beerdigung stehen in Moskau Tausende Schlange vor dem Friedhof, um sich von ihm zu verabschieden. Russlandweit wurden 67 Menschen festgenommen.

Nach der Beerdigung des in russischer Haft gestorbenen Oppositionellen Alexej Nawalny sind russlandweit nach Angaben des Menschenrechtsportals OWD-Info 67 Menschen festgenommen worden. Die meisten Festnahmen gab es demnach in Nowosibirsk, insgesamt betrafen die Vorfälle demnach 16 Städte.

Zuvor war Nawalny in Moskau beigesetzt worden. Er wurde am Borissowskoje-Friedhof unter der Titelmelodie von Terminator 2 – offenbar einer von Nawalnys Lieblingsfilmen – in die Erde gelassen, wie seine Sprecherin Kira Jarmysch auf Twitter bestätigte.

Der Leichnam war in der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone Lindere meine Trauer im Südosten der russischen Hauptstadt aufgebahrt worden. Auf einem Foto war zu sehen, wie der Leichnam in der Kirche in dem Sarg lag. Nawalnys Eltern und andere Menschen saßen neben dem offenen Sarg und hielten Kerzen in ihren Händen. Nach russisch-orthodoxer Tradition wurde der Sarg auch aufgebahrt auf dem Friedhof, wo Trauernde sich von Nawalny verabschieden konnten. Die Trauerfeier wurde von Nawalnys Team auf YouTube gestreamt. In einem zweiten Stream zeigte das Nawalny-Team am frühen Abend die Schlange aus Tausenden Menschen vor dem Friedhof. 

Auf diesem vom Nawalny-Team veröffentlichten Foto erweisen Angehörige und Freunde am offenen Sarg dem russischen Oppositionsführer Alexej Nawalny in der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone "Lindere meine Trauer" die letzte Ehre.

Nawalnys Frau Julija und seine Kinder waren bei der Beisetzung nicht anwesend; sie befinden sich aus Sicherheitsgründen im Ausland. Julija Nawalnaja veröffentlichte auf Instagram kurz nach der Beisetzung eine persönliche Nachricht an ihren Mann, in der sie sich für die gemeinsame Zeit bedankte. "Ich weiß nicht, wie ich ohne dich leben soll. Aber ich werde versuchen, dich da oben glücklich und stolz auf mich zu machen", schrieb sie. Bereits zuvor hatte sie angekündigt, den politischen Kampf ihres Mannes fortsetzen zu wollen. 

Tausende verabschieden sich in Moskau mit regimefeindlichen Parolen

Tausende Menschen strömten zu der Trauerfeier, vor der Kirche klatschten sie und riefen immer wieder im Chor "Nawalny, Nawalny", "Nein zum Krieg", "Putin nach Den Haag" und "Putin ist ein Mörder". Beim Verlassen der Kirche umarmten zahlreiche Menschen Nawalnys Eltern und sprachen ihnen ihr Beileid aus. Sie folgten dem Wagen mit Nawalnys Sarg und warfen dabei auch teilweise Absperrungen um.

Auch am Abend, Stunden nach der Beerdigung, standen weiter Tausende Menschen Schlange, um sich am Grab Nawalnys von ihm verabschieden zu können. Obwohl der Friedhof laut russischen Medien normalerweise um 15.00 Uhr MEZ geschlossen wird, wurden die Menschen nicht daran gehindert. Der genaue Hintergrund der Festnahmen, die sich parallel dazu in Moskau und anderen Städten ereignet hatten, blieb zunächst unklar.

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© Lea Dohle

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An der Kirche und am Friedhof waren seit dem frühen Morgen zahlreiche Polizisten stationiert. Sie kontrollierten Dokumente und persönliche Gegenstände von Passanten. Der Weg von der U-Bahn-Station zur Kirche war von Metallabsperrungen gesäumt. Nach dem Begräbnis kamen die Menschen zum Grab, um sich von Nawalny zu verabschieden.

Schon Stunden vor der Trauerfeier hatten sich in dem Moskauer Bezirk Marjino Tausende Menschen versammelt, um von dem langjährigen Oppositionsführer Abschied zu nehmen. Sie gingen damit ein hohes Risiko ein. Russlandweit kam es bislang laut Berichten zu mehr als 50 Festnahmen. Bei Trauerkundgebungen kurz nach Nawalnys Tod waren zuletzt Hunderte Menschen verhaftet worden.

Westliche Diplomaten und Oppositionelle sind anwesend

Auch der deutsche Botschafter in Russland Alexander Graf Lambsdorff und andere westliche Diplomaten waren zugegen und planten, Blumen niederzulegen. Ebenfalls anwesend war der bekannte russische Oppositionelle Jewgeni Roisman.

Ausländische Diplomaten, darunter der französische Botschafter in Russland, Pierre Lévy (Zweiter von links), und die US-Botschafterin in Russland, Lynne Tracy (rechts), sowie der deutsche Botschafter Alexander Graf Lambsdorff (Mitte) nehmen an der Trauerfeier für Nawalny teil.

Nawalnys Tod wurde am 16. Februar von der Gefängnisverwaltung der nördlichen Region Jamal in Sibirien mitgeteilt, dort war der Oppositionelle seit Dezember inhaftiert. Laut den russischen Behörden ist die Todesursache weiter unbekannt. Viele westliche Staats- und Regierungschefs sowie das Team Nawalny machen den russischen Präsidenten Wladimir Putin persönlich für seinen Tod verantwortlich.

Nawalnys Leiche war über Tage nicht freigegeben worden und sollte laut seiner Mutter geheim beigesetzt werden. Schließlich kündigte eine Sprecherin des Nawalny-Teams, Kira Jarmysch, doch eine öffentliche Beisetzung an. Sie berichtete, mehrere Kirchen in Moskau hätten allerdings abgelehnt, die Trauerfeier auszurichten. Mindestens einem Bestattungsinstitut sei auch verboten worden, mit Nawalnys Unterstützern zusammenzuarbeiten.

Nach der Beerdigung des in russischer Haft gestorbenen Oppositionellen Alexej Nawalny sind russlandweit nach Angaben des Menschenrechtsportals OWD-Info 67 Menschen festgenommen worden. Die meisten Festnahmen gab es demnach in Nowosibirsk, insgesamt betrafen die Vorfälle demnach 16 Städte.

Zuvor war Nawalny in Moskau beigesetzt worden. Er wurde am Borissowskoje-Friedhof unter der Titelmelodie von Terminator 2 – offenbar einer von Nawalnys Lieblingsfilmen – in die Erde gelassen, wie seine Sprecherin Kira Jarmysch auf Twitter bestätigte.

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