Nach Gewalttat in Aschaffenburg: Wie Ängste die Bundestagswahl ...
Stand: 24.01.2025 08:39 Uhr
Die Gewalttat im bayerischen Aschaffenburg wird sich laut dem Göttinger Angstforscher Borwin Bandelow auch auf die Bundestagswahl auswirken. Vor allem populistische Parteien profitieren demnach von solchen Ereignissen.
Es dauere ungefähr vier Wochen, "in denen dieses Ereignis die Politik bestimmt und die Leute darüber reden und nachdenken", sagte Bandelow. Das decke sich mit den Wochen des Wahlkampfs bis zum 23. Februar. Eine Gewalttat wie die in Aschaffenburg erschüttert laut dem Psychiater das Sicherheitsgefühl der Menschen und schürt Vorurteile sowie Ängste gegenüber Migrantinnen und Migranten. Insbesondere populistische Parteien würden sich dies zunutze machen: "Das wird ihnen Wählerstimmen bescheren", sagte der Professor der Göttinger Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie.
Aschaffenburg: Verdächtiger war in psychiatrischer Behandlung
In Aschaffenburg hatte am Mittwoch ein Mann mehrere Menschen mit einem Küchenmesser angegriffen. Ein Kindergartenkind sowie ein 41-Jähriger kamen ums Leben, drei weitere Menschen wurden schwer verletzt. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich nach Angaben des bayerischen Innenministeriums um einen 28-Jährigen aus einer Asylunterkunft, der in psychiatrischer Behandlung ist. Derzeit entstehe bei vielen Menschen das Gefühl, dass solche Anschläge und Messerangriffe täglich passieren, so der Göttinger Psychiater. Statistisch sei die Gefahr, selbst Opfer eines solchen Anschlags zu werden, jedoch gering. Bandelow betonte zudem, dass keine Regierung die Taten psychisch kranker Menschen vollständig verhindern könne.
Viele Menschen in Deutschland haben Ängste
In Deutschland gebe es derzeit einen "Überlauf" an Ängsten, die die kommende Bundestagswahl beeinflussen, sagte der Göttinger Angstforscher. Viele Menschen fürchten sich demnach etwa davor, dass Russland weitere Länder angreift, oder sie haben Sorge nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump. Laut Bandelow gewöhnen sich die Menschen jedoch nach bestimmter Zeit an Gefährdungslagen und extreme Ereignisse, die es immer zu einem bestimmten Prozentsatz geben wird. Das Sicherheitsgefühl pendele sich daher in der Regel von selbst wieder ein, so der Experte. In anderen Städten mit hoher Kriminalität - wie Rio de Janeiro oder Johannesburg - gelinge es den Menschen schließlich auch, ihren Alltag zu leben.
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