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Biathlon-WM: Frankreich gewinnt erstes Gold, DSV-Staffel Bronze

BiathlonWM Frankreich gewinnt erstes Gold DSVStaffel Bronze
Für den Deutschen Skiverband (DSV) ist Bronze ein »perfekter« Start in die Biathlon-WM. Während das überragende französische Team nicht zu schlagen war, feiert Tschechien eine überraschende Silbermedaille.
Die Frauen eröffneten mit dem Start zur Mixed-Staffel die WM vor vollen Tribünen.

Die Frauen eröffneten mit dem Start zur Mixed-Staffel die WM vor vollen Tribünen.

Foto: imago/Petter Arvidson

In der Vorbereitung auf diese Weltmeisterschaften in Lenzerheide hatten sich das deutsche Biathlon-Team einen ganz besonderen Gast eingeladen. Extremkletterer Thomas Huber berichtete über seine Grenzerfahrungen und wie er sich im Kopf an ganz besondere Aufgaben herantastet. Solche, wie sie die Biathletinnen und Biathleten jetzt gerade in der Schweiz bewältigen müssen.

Leichtigkeit durch »Huberbuam«

»Bei ihm entscheidet ein Fehler im wahrsten Sinne des Wortes über Leben und Tod«, erzählte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling von diesem ganz besonderen Teambuilding-Event mit einem der legendären »Huberbuam«: »Das sollte unseren Leuten zeigen: Wir wollen, dass die Scheiben fallen – aber es ist nur Biathlon. Da stirbt keiner.« Das sollte für eine gewisse Leichtigkeit sorgen und laut Bitterling vielleicht aus den in diesem Winter bislang wenig überzeugenden deutschen Männern »noch etwas herauskitzeln«.

Das hat sich offenbar gelohnt – im Mixed-Wettbewerb zum Auftakt holte die deutsche Staffel mit Selina Grotian, Franziska Preuß, Philipp Nawrath und Justus Strelow die Bronzemedaille und feierte den perfekten Auftakt in die Titelkämpfe. Schlussläufer Justus Strelow rettete mit letzter Kraft den Podestplatz mit 2,7 Sekunden Vorsprung vor dem heranstürmenden Rekord-Weltmeister Johannes Thingnes Bö aus Norwegen ins Ziel. Es war die erste deutsche Mixed-Medaille bei einer Weltmeisterschaft seit sechs Jahren. »Es war unfassbar schmerzhaft und ich bin froh, dass ich die Medaille ins Ziel gerettet habe«, erklärte Schlussläufer Strelow.

Druck und Tränen

Überlegener Weltmeister wurden die Franzosen vor dem Überraschungsteam aus Tschechien, das dem Deutschen auf der Schlussrunde noch Silber wegschnappte. Doch das war den Bronzegewinnern völlig egal. »Man merkt, dass der Druck vorher da war – der fällt jetzt ab«, erklärte Gesamtweltcup-Spitzenreiterin Franziska Preuß. Es flossen auch Tränen bei ihr, als der Podestplatz schließlich feststand.

Für die beiden deutschen Männer in der Staffel war es die erste WM-Medaille ihrer Karriere. »Ich bin sprachlos«, meinte der 31-jährige Nawrath überglücklich und erinnerte sich dabei an den letzten deutschen Mixed-Medaillengewinn bei den Weltmeisterschaften 2019 im schwedischen Östersund. »Es war Wahnsinn, das mitzuerleben.« Damals war Nawrath nur Zuschauer, diesmal war er live dabei bei einem echten Drama im tiefen Schnee von Lenzerheide bei frühlingshaften Temperaturen von sechs Grad.

Strafrunden und Rückstand

Die deutsche Startläuferin Grotian hatte bis zum ersten Schießen gleich die Führung übernommen. Die 20-Jährige musste jedoch bei ihren beiden Schießübungen jeweils zweimal nachladen. Noch schlimmer erwischte es jedoch die Favoriten aus Norwegen: Ingrid Landmark Tandrevold leistete sich insgesamt zwei Strafrunden und übergab so schon mit mehr als zwei Minuten Rückstand.

Die zweiten Goldfavoriten aus Frankreich lagen beim ersten Wechsel vorn, obwohl Startläuferin Julia Simon gestürzt war und liefen fortan an der Spitze ein souveränes Rennen. Grotian schickte Gesamtweltcup-Spitzenreiterin Preuß als Sechste auf die Strecke. »Ich bin lange nicht Start gelaufen und das hat mir eine schlaflose Nacht beschert«, meinte Grotian danach. Preuß leistete sich jeweils einen Nachlader und brachte das deutsche Team auf Platz vier nach vorn. Der Rückstand auf den Podestplatz war auf gut acht Sekunden geschrumpft. Zufrieden war sie trotzdem nicht: »Das war nicht ganz das Gelbe vom Ei. Ich bin im tiefen Schnee einfach nicht ins Gleiten gekommen.«

Überraschender Schlussläufer

Der laufstarke Nawrath übernahm nach seiner ersten Schießeinlage im Liegen dann Platz drei. Beim Stehendschießen leistete er sich jedoch drei Fehler und konnte erst mit der letzten Patrone die Strafrunde verhindern. So übergab Nawrath als Vierter knapp hinter Italien und Tschechien auf den überraschend als Schlussläufer nominierten Strelow. »Justus ist unser bester Schütze. Da kann er Druck machen – das braucht man hintenraus«, begründete Sportdirektor Bitterling die Entscheidung.

Und dieses Kalkül ging zumindest beim Schießen auf: Zehn blitzartige Treffer brachten Deutschland auf Platz zwei, obwohl Strelow nach eigener Auskunft noch »nie so weiche Knie hatte«. 20 Sekunden Vorsprung auf Tschechien, 29 auf Norwegen hatte der deutsche Schlussläufer nach dem letzten Schießen. Doch die Verfolger flogen an den entkräfteten Strelow heran – und Tschechien noch vorbei.

Wegen Bronze war das am Ende alles egal: Die Erleichterung im deutschen Team war riesig, der Medaillen-Bann wurde gleich im ersten Rennen gebrochen. Das könnte eine Initialzündung sein, vor allem für Goldfavoritin Preuß. Auf ihr lag vor den Titelkämpfen der größte Medaillendruck, der ist nun vor dem WM-Sprint am Freitag aber schon mal weg. Und wenn sie doch noch einmal nervliche Unterstützung braucht, will sie in ihrem Einzelzimmer einfach zu einem Buch greifen: Sie hat das von Extrem-Bergsteiger Thomas Huber dabei.

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