Katastrophenschutz: Neues Warnsystem Cell Broadcast kommt
Handybesitzer aufgepasst! Wer in den nächsten Tagen eine SMS von seinem Mobilfunkanbieter bekommt, sollte diese gründlich durchlesen. Dort geht es um die Einführung des Warnsystems Cell Broadcast - also der Katastrophenwarnung auf's Handy. Die großen Telekommunikationsfirmen in Deutschland - Vodafone, die Deutsche Telekom und o2 - haben angekündigt, dass sie ihre Kunden in den nächsten Tagen per SMS über das neue Warnsystem informieren wollen.
Mithilfe des Cell Broadcast-Systems kann eine Behörde Warnungen an alle Mobilfunkgeräte verschicken, die in einem bestimmten Gebiet eingeschaltet beziehungsweise in der dortigen Funkzelle des Mobilfunknetzes eingebucht sind. Daher kommt auch der Name Cell Broadcast. Das Praktische: Im Gegensatz zu anderen Warnsystemen wie NINA oder KATWARN muss man keine App haben, um alarmiert zu werden. Der Warntext erscheint einfach auf dem Bildschirm des Handys. Mit dem Eintreffen des Warntextes ertönt auch ein lautes Tonsignal. So sollen künftig bei einem Unwetter, einer Flut oder anderen Katastrophen schnell viele Menschen gewarnt werden können – ohne das Mobilfunknetz zu überlasten.
Anlass für die Einführung von Cell Broadcast in Deutschland ist die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021. Die Flut gilt als die größte Naturkatastrophe der jüngeren deutschen Geschichte: Die Wassermassen rissen Häuser, Brücken, Straßen und Fahrzeuge mit sich. 180 Menschen starben, allein 135 in Rheinland-Pfalz. Damals zeigte sich, dass die Warn-Apps und klassischen Sirenen nicht ausgereicht haben, um die Bevölkerung flächendeckend vor der Gefahr zu warnen.
In Deutschland setzte man lange vor allem auf Warn-AppsIn anderen europäischen Ländern ist Cell Broadcast schon länger Standard. Nach dem Abbau vieler Sirenenwarnsysteme in Europa hatte der Rat der Europäischen Union die EU-Mitgliedstaaten 2018 aufgefordert, bis Juni 2022 ein Warnsystem für den Zivilschutz einzurichten. Neben Systemen, die auf Cell Broadcast setzen, waren auch Ausnahmen zugelassen. Deutschland setzte erstmal auf elektronische Kommunikationsdienste wie die Smartphone-Apps NINA und KATWARN.
Nach technischen Pannen beim bundesweiten Warntag im September 2020 und der Flutkatastrophe kamen dann zunehmend Forderungen auf, den Cell Broadcast-Dienst auch in Deutschland zur Warnung der Bevölkerung im Katastrophenfall einzusetzen. Der Gesetzgeber hatte den beteiligten Providern und Smartphone-Herstellern eine Frist bis zum Februar 2023 eingeräumt, um das Warnsystem technisch umzusetzen.
Damit Sie Warnhinweise empfangen können, muss Ihr Handy oder Smartphone eingeschaltet und empfangsbereit sein. Außerdem muss Ihr Mobilfunkgerät mit dem Cell Broadcast-System kompatibel sein. Bei Smartphones wird das Warnsystem beim iPhone zum Beispiel mit den Betriebssystem-Versionen iOS 16, 15.7.1 und 15.6.1 unterstützt. Geräte mit dem Google-Betriebssystem Android sind ab Version 11 kompatibel. Außerdem könnte es sein, dass Sie Ihre Einstellungen ändern müssen und zum Beispiel den Empfang von Cell Broadcast anschalten müssen. Wie genau das funktioniert, werde in der SMS stehen, die Sie in den kommenden Tagen von ihrem Mobilfunkanbieter erhalten, so eine Sprecherin des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
Der rheinland-pfälzische Digitalminister Alexander Schweitzer (SPD) sagte Anfang der Woche über die geplante Einführung von Cell Broadcast: "Wie wichtig digitale Kommunikation ist, hat zuletzt die Flutkatastrophe im Ahrtal gezeigt." Im Fall von Naturkatastrophen ermögliche die Cell Broadcasting-Technologie, Bürgerinnen und Bürger schnell und gezielt vor Gefahren für Leib und Leben zu warnen.
Warntag im Dezember geplantAm 8. Dezember soll das Ganze dann bei einem bundesweiten Warntag in allen 294 Landkreisen und 107 kreisfreien Städten in Deutschland getestet werden. Wer dann keine Warnung auf sein Smartphone bekommt, sollte sich informieren, was bei dem eigenen Mobilfunkgerät nicht stimmt und ob es gegebenenfalls nicht kompatibel mit dem neuen Warnsystem ist.