50 Milliarden Franken von Nationalbank: Credit Suisse greift nach ...

Stand: 16.03.2023 03:34 Uhr
Die unter Druck geratene Schweizer Bank Credit Suisse hat sich bei der Nationalbank des Landes 50 Milliarden Franken geliehen. Um die Märkte zu beruhigen, hatten die Schweizer Währungshüter zuvor "im Bedarfsfall" Hilfe zugesichert.
Die mit einer tiefen Vertrauenskrise kämpfenden Credit Suisse ergreift "entschlossene Maßnahmen", um ihre Liquidität zu stärken. Sie löse ihre Option ein, bei der Schweizerischen Nationalbank (SNS) bis zu 50 Milliarden Schweizer Franken (54 Milliarden Dollar) aufzunehmen, teilte das Unternehmen in der Nacht mit.
Die Kreditaufnahme sei vollständig durch erstklassige Vermögenswerte besichert. Zudem unterbreite die Bank Angebote für vorrangige Schuldtitel gegen Barzahlung in Höhe von bis zu drei Milliarden Franken.
"Mit diesen Maßnahmen stärken wir die Credit Suisse im Rahmen unseres strategischen Wandels, um für unsere Kunden und andere Anspruchsgruppen Mehrwert zu schaffen. Wir danken der SNB und der Finma für die Umsetzung unseres strategischen Wandels. Mein Team und ich sind entschlossen, rasch voranzukommen, um eine einfachere und stärker auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtete Bank zu schaffen", sagte Bankchef Ulrich Körner.
Kursverfall löst weltweit Sorgen ausDer Schritt erfolgte, nachdem die Schweizer Aufsichtsbehörden der Credit Suisse Liquiditätshilfe zugesagt hatten, nachdem die Aktien des Schweizer Flaggschiffs am Mittwoch um bis zu 30 Prozent gefallen waren. Die Credit Suisse ist damit die erste global systemrelevante Bank seit der Finanzkrise, die eine maßgeschneiderte Rettungsleine erhält. Der dramatische Kursverfall bei der Credit Suisse hatte weltweit Sorgen ausgelöst und die Finanzmärkte in Turbulenzen gestürzt.
Die Schweizerische Nationalbank und die Finanzmarktaufsichtsbehörde Finma hatten am Abend in einer gemeinsamen Stellungnahme mitgeteilt, die Credit Suisse erfülle die an systemrelevante Banken gestellten Anforderungen bezüglich Kapital und Liquidität. Es gebe aktuell zudem keine Hinweise auf eine direkte Ansteckungsgefahr für Schweizer Institute aufgrund der Probleme der US-Banken.
Credit-Suisse-Chef beschwichtigt KundenCredit Suisse hatte zudem versucht, die Bankkunden zu beruhigen. Es handle sich um eine "sehr gut kapitalisierte Bank", betonte der Chef der Credit Suisse Schweiz, André Helfenstein, in einem Interview mit dem Schweizer Sender Blick TV.
Natürlich sei man nicht zufrieden mit dem Aktienkurs, sagte Helfenstein weiter. Dieser habe aber nichts mit der Sicherheit der Kundeneinlagen zu tun. Der Kurseinbruch gehe darauf zurück, dass die Bankentitel wegen der Probleme von US-Regionalbanken unter Druck stünden.
Oliver Feldforth, HR, tagesthemen 22:15 Uhr, 15.3.2023
Der Kollaps mehrerer regionaler US-Banken hatte zuletzt Unsicherheit im Bankensektor ausgelöst. Bei der ohnehin angeschlagenen Credit Suisse schlug dies besonders deutlich nieder. Die Aktien der Bank sackten in Zürich zeitweise um über 30 Prozent auf ein Rekordtief von 1,56 Franken (1,59 Euro) ab und schlossen zum Handelsende mit einem Rückgang um über 24 Prozent.
Die Anleger nahmen auch deshalb Reißaus, da am Mittwoch der saudische Großaktionär Saudi National Bank bekannt gegeben hatte, der Schweizer Großbank kein weiteres Geld zur Verfügung stellen zu können. Die Credit Suisse hatte im vergangenen Jahr einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken und massive Abzüge von Kundenvermögen in Höhe von 123 Milliarden vermeldet.
Auch Kursverluste bei anderen BankenDer dramatische Kursverfall bei der zweitgrößten Schweizer Bank hatte am Mittwoch weltweit Sorgen ausgelöst und zog auch die Papiere anderer europäischer Banken in die Tiefe. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks fiel um 6,9 Prozent. In Deutschland rutschten Commerzbank-Anteile um 8,7 Prozent ab.
Rund um den Globus versuchten Aufsichtsbehörden, Regierungen und andere Finanzhäuser, die Risiken abzuschätzen. Einzelne Regierungen forderten die Schweiz hinter den Kulissen auf, einzuschreiten. Am Abend traten dann die Behörden auf den Plan. "Die Finma und die SNB verfolgen die Entwicklungen sehr genau und stehen in diesem Kontext mit dem Eidgenössischen Finanzdepartement zwecks Sicherung der Finanzstabilität im engen Kontakt", hieß es in der Mitteilung.
Kathrin Hondl, ARD Genf, 15.3.2023 · 23:05 Uhr