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Kommentar: Trumps kalkulierte Provokation gegenüber Selenskyj

Kommentar Trumps kalkulierte Provokation gegenüber Selenskyj
Die Spannungen zwischen Washington und Kiew nehmen zu: US-Präsident Trump hat den ukrainischen Präsidenten als Diktator bezeichnet. Eine kalkulierte Provokation, die Russland den Weg zurück auf die Weltbühne ebnet, meint Torben Börgers.

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Stand: 20.02.2025 06:52 Uhr

Die Spannungen zwischen Washington und Kiew nehmen zu: US-Präsident Trump hat den ukrainischen Präsidenten als Diktator bezeichnet. Eine kalkulierte Provokation, die Russland den Weg zurück auf die Weltbühne ebnet, meint Torben Börgers.

Torben Börgers

Es ist eine Zeitenwende der amerikanischen Art: Ein US-Präsident, der nicht Putin droht, sondern dessen Amtskollegen aus der Ukraine? Bis vor Kurzem undenkbar. Aus Freund wird Feind, aus Bündnispartnern werden erbitterte Gegner.

Wer Wolodymyr Selenskyj einen Diktator nennt, dem überfallenen Land selbst die Schuld an der russischen Invasion gibt und eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine von vorneherein ausschließt, der will keinen Frieden, der will eine Kapitulation.

Täter-Opfer-Umkehr

Die Täter-Opfer-Umkehr von Donald Trump ist empörend, aber nicht überraschend. Immer wieder hat der selbst ernannte Dealmaker im Wahlkampf vollmundig versprochen, den Krieg in der Ukraine schnellstmöglich zu beenden - koste es, was es wolle. In diesem Fall möglicherweise einen Teil des Staatsgebiets einer souveränen Nation.

Für Trump ist alles Verhandlungssache - bei der am Ende der Stärkere gewinnt. Und der Stärkere ist für ihn in diesem Fall offenbar Russland. Den Rückkehrer ins Weiße Haus deshalb als Opfer russischer Desinformation zu sehen, greift zu kurz.

Ein neues Machtgefüge formen

Dem US-Präsidenten muss kalkulierte Provokation unterstellt werden - getreu dem Motto: "Erst schießen, dann zielen!". Aus den Trümmern einer untergehenden Weltordnung will der ehemalige Immobilienhai ein neues Machtgefüge nach seinen Vorstellungen formen - "America first" eben. Populistischer Nationalismus statt internationaler Zusammenarbeit - wie vielleicht noch nie in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika.

Der diplomatische Alleingang des bislang sogenannten Anführers der freien Welt ist ein erneuter Tiefpunkt der transatlantischen Beziehungen und ein Weckruf für die Unvereinigten Staaten von Europa. Vom Katzen- an den Verhandlungstisch ist es ein weiter Weg, der nur durch Geschlossenheit gelingen kann.

Russland zurück auf der Weltbühne

Davon sind EU und NATO aber im Moment so weit entfernt wie Washington von Kiew. Es liege ein Ozean zwischen "uns und denen", hat Trump mit Blick auf die Ukraine gesagt. Im Moment scheint dieser Ozean unüberwindbar.

Russland dürfte sich bestätigt fühlen und sich die Hände reiben ob des atemberaubenden Kurswechsels jenseits des Atlantiks. Widerspruch aus den eigenen Reihen hat Trump dabei nicht zu befürchten, zu laut dröhnt das Schweigen der Republikaner im US-Kongress.

Russland ist zurück auf der Weltbühne, auf Einladung der USA. Die lassen nicht nur die Ukraine im Stich, sondern mit ihr die gesamte westliche Staatengemeinschaft.

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