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Ein Gespräch ohne Widerspruch zwischen Musk und Weidel

Ein Gespräch ohne Widerspruch zwischen Musk und Weidel
Gut 75 Minuten haben sie auf X gesprochen und bis zu 210.000 Menschen waren dabei: Elon Musk und AfD-Chefin Weidel. War das nur ein Gespräch oder Wahlkampfhilfe? Von Gabor Halasz.

analyse

Stand: 09.01.2025 22:03 Uhr

Gut 75 Minuten haben sie auf X gesprochen und bis zu 210.000 Menschen waren dabei: Elon Musk und AfD-Chefin Weidel. War das nur ein Gespräch oder Wahlkampfhilfe?

Gabor Halasz

Alice Weidel kichert. Immer wieder. Es ist ein Gespräch, das keinen Moderator hat. Dafür aber immer wieder Pausen und Momente, in denen es stockt. "Alright. Welcome to conversation with Alice Weidel". So stolpert Elon Musk in das Gespräch mit der AfD-Kanzlerkandidatin von der Partei, die er ausdrücklich empfohlen hat. Worte, die Musk wiederholt. "Ich möchte sehr klar sein. Nur die AfD kann Deutschland retten. Ende der Geschichte."

Es ist ein Gespräch ohne Struktur. Es geht um die Energiepolitik. Musk erzählt, er habe 25.000 Seiten Papier abliefern müssen für sein Tesla-Werk in Brandenburg. Weidel spricht von Migranten, die ihre Pässe wegwerfen und erklärt Musk, dass man in deutschen Schulen nichts lernt - außer Gender Studies.

Jeanette Hofmann ist Politikwissenschaftlerin am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Sie beschäftigt sich mit Demokratie und Digitalisierung. Hofmann beschreibt das Gespräch als streckenweise sehr linkisch und unbeholfen. "Man hatte den Eindruck, dass sich die beiden nicht wirklich was zu sagen haben." Ein Dialog sei nie zustande gekommen.

Weidel nennt Hitler "kommunistischen, sozialistischen Typ"

Weidel beklagt sich gegenüber Musk, die AfD werde von den Mainstream-Medien negativ geframt - als extremistische Partei. Und dann kommt das Gespräch auf Adolf Hitler. Die AfD-Chefin sagt, der größte Erfolg nach dieser schrecklichen Ära sei gewesen, Hitler als "rechts und konservativ" zu betiteln. "Er war ein kommunistischer, sozialistischer Typ", so Weidel. Die AfD sei das Gegenteil.

Die Aussagen über Hitler seien "haarsträubend", entgegnet Politikwissenschaftlerin Hofmann. "Elon Musk hat nie widersprochen, sondern hat immer nur gesagt: ja, ja ja", kritisiert die Politikwissenschaftlerin.

Beobachterin: Musk ohne Detailwissen über AfD

Der reichste Mann der Welt interessiert sich plötzlich für den Wahlkampf in Deutschland. Warum macht er das? Und vor allem: Kennt er sich aus? Nein, sagt Hofmann. Musk sei ein "politischer Amateur". Der Milliardär habe auch kein Detailwissen über das Parteiprogramm der AfD. Sonst würde der Tesla-Chef wissen, "dass die AfD sich eindeutig für den Verbrennermotor ausspricht und gegen die Elektromobilität".

Und doch: Musk hat die AfD schon zuvor empfohlen. Sätze, die den Medien- und Rechtswissenschaftler Marcus Schladebach nachdenklich machen. "Es ist sehr bedenklich, wie Herr Musk Einwirkung nimmt auf die deutsche Politik." Musk könne sich auf die Meinungsfreiheit berufen, die in den USA noch mal wesentlich deutlicher artikuliert werden könne.

Bundestagsverwaltung prüft Musk-Einsatz für AfD

Aber: Musk ist nicht nur Unternehmer. Und da beginnt der Graubereich. Denn bald schon wird er auch für den neuen US-Präsidenten Donald Trump arbeiten. Also für die neue Regierung in Washington. Er bietet der AfD eine unbezahlte Werbefläche. Ist das eine illegale Parteispende? Das prüft die Bundestagsverwaltung.

Auch Medienrechtler Schladebach sieht das kritisch. "Denn Einflussnahmen, insbesondere in einer Zeit des Wahlkampfes, sind jedenfalls für unser Verständnis eigentlich ein No-Go und sollten möglichst unterbleiben."

Aufmerksamkeit im Wahlkampf

Das Gespräch mit Weidel sei relativ "evidenzfrei" gewesen, sagt Politikwissenschaftlerin Hofmann. Weidel und Musk konnten viel sagen - niemand widersprach. Der AfD helfe aber die Aufmerksamkeit auf jeden Fall. "Das ist in Zeiten des Wahlkampfs natürlich sehr von Vorteil. In Wahlkampfzeiten gelten andere Regeln. Selbst schlechte Presse ist besser als gar keine Aufmerksamkeit."

Aufmerksamkeit, die durch die Medien verstärkt wird. Denn bei X sind nur wenige Deutsche angemeldet, viele verlassen die Plattform. Aber weil viel über Weidel und Musk gesprochen wird, zahlt sich das aus. Wie lange das so bleibt, ist allerdings eine andere Frage.

Am Ende geht es noch um die Vision von Musk: einen Flug zum Mars. Aber auch um die Frage nach Gott. Weidel wirkt in diesen letzten Minuten eher wie ein Fangirl. Sie wisse nicht weiter. Die Worte von Musk seien so wunderbar. Sie kichert wieder und beide stolpern aus dem Gespräch.

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