Zeigte Elon Musk bei Trumps Amtseinführung den Hitlergruß?
Berlin. Im Freudentaumel streckt Elon Musk zweimal seinen Arm Hitlergruß-ähnlich nach oben. War es nur eine ungeschickte Geste oder Absicht?
Zweimal schnellt Elon Musks rechter Arm zackig nach oben. Der reichste Mensch der Welt sorgt mit einer Hitlergruß-ähnlichen Geste nach Donald Trumps Amtseinführung für Diskussionen. Als er vor den Anhängern des erneut vereidigten US-Präsidenten in der Capitol One Arena in Washington sprach, zeigte sich Musk euphorisch: Er schlug sich mit der rechten Hand auf sein Herz, bevor er zu einem Gruß ausholte und ihn in eine andere Richtung noch einmal wiederholte.
Dabei dankte er den Trump-Anhängern für ihren Beitrag zum Wahlsieg des Rechtspopulisten: „Danke, dass ihr das ermöglicht habt. Mein Herz schlägt für Euch“, sagte Musk. In den sozialen Medien wurde die Geste schnell als Hitlergruß kritisiert. Der Nachrichtensender CNN wiederholte die Szene in seinem Programm mehrfach. Die Zuschauer seien selbst klug genug, sich eine Meinung dazu zu bilden, sagte eine Moderatorin.
Elon Musk: Historikerin erkennt „aggressiven Nazi-Gruß“ in Geste
Die US-Historikerin Claire Aubin, die sich mit Nationalsozialismus in den USA befasst, schrieb im Onlinedienst X, der Gruß Musks sei in der Tat ein „Sieg Heil“ wie bei Hitler gewesen. „Nach meiner professionellen Einschätzung haben sie alle Recht“, schrieb sie mit Blick auf viele Nutzer, die das genauso sahen. Auch die Faschismus-Forscherin Ruth Ben-Ghiat schrieb auf X, dies sei ein „Nazi-Gruß“ gewesen – „und zwar einer, der ziemlich aggressiv war“.
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Frankly, they need better dirty tricks.
The “everyone is Hitler” attack is sooo tired ???? https://t.co/9fIqS5mWA0
— Elon Musk (@elonmusk) January 21, 2025
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Elon Musk reagierte erst am späten Montagabend (Ortszeit) auf einen der vielen Kommentare, die ihn auf dem ihm gehörenden Dienst kritisieren: „Ehrlich gesagt brauchen sie bessere schmutzige Tricks. Der ‚Jeder ist Hitler“-Angriff ist sooo langweilig“.
Auf seinem X-Account teilte er einen Mitschnitt seiner Rede vom Sender Fox News, in dem im Moment der ersten – und problematischer aussehenden – Geste die Zuhörer eingeblendet wurden.
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Hitlergruß: Ist es die „ungeschickte Geste eines autistischen Mannes“?
Der Historiker Aaron Astor wertete seine Geste hingegen nicht als Nazi-Gruß. „Ich habe Elon Musk oft dafür kritisiert, dass er es zugelassen hat, dass seine Plattform von Neonazis vergiftet wird“, schrieb Astor auf X. „Aber diese Geste ist kein Nazi-Gruß. Es ist die ungeschickte Geste eines autistischen Mannes, als er der Menge sagt, dass sein Herz für sie schlägt.“ Musk hatte 2021 erklärt, unter dem Asperger-Syndrom zu leiden, einer Form des Autismus.
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Rückendeckung bekommt Musk auch von der Anti-Defamation League (ADL), einer amerikanischen NGO, die nach eigener Aussage gegen Diskriminierung und Diffamierung von Juden eintritt. „Es scheint, dass @elonmusk in einem Moment der Begeisterung eine unbeholfene Geste gemacht hat, die einem Hitlergruß ähnelt, aber wir wissen auch hier zu schätzen, dass die Leute nervös sind“, schrieb die Organisation am Montag auf X.
Musk schwärmt von „Rückkehr des Königs“
Musk, der Chef der Unternehmen Tesla und SpaceX, hatte Trump im Wahlkampf mit mehr als 270 Millionen Dollar unterstützt. Dieser beauftragte ihn damit, als externer Berater eine drastische Senkung der Kosten des Regierungsapparates herbeizuführen. Bei seinem Auftritt sagte Musk, durch Trumps Wahl sei die „Zukunft der Zivilisation gesichert“ worden. Die ganze Menschheit sei an einer Weggabelung gewesen.
Zuvor hatte Musk am Tag von Trumps Vereidigung von der „Rückkehr des Königs“ geschwärmt. Den Beitrag auf seiner Online-Plattform X illustrierte Musk mit zwei Bildschirmaufnahmen: der einst gesperrte Trump-Account bei Twitter und das neue offizielle Präsidenten-Profil.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Trump war beim X-Vorläufer Twitter im Januar 2021 gesperrt worden, nachdem seine Anhänger das Kapitol in Washington erstürmt hatten. Musk hatte den Trump-Account wieder freigeschaltet, nachdem er Twitter im Oktober 2022 für rund 44 Milliarden Dollar kaufte. In Deutschland sorgte Musk zuletzt für Empörung, weil er sich in den Wahlkampf einmischte und für die in Teilen rechtsextreme AfD Werbung machte.
os/dpa/afp