Tag der Arbeit in Ludwigshafen, Koblenz, Kaiserslautern, Neuwied
In ihrer Ansprache auf der zentralen Maikundgebung in Ludwigshafen verurteilte die neue DGB-Vorsitzende für Rheinland-Pfalz und das Saarland, Susanne Wingertszahn, den russischen Angriffskrieg als völkerrechtswidrig. "Solidarität, Frieden und Selbstbestimmung für die Ukraine. Das ist unsere gemeinsame Botschaft", sagte sie. Wingertszahn forderte die Bundesregierung auf, den Anstieg der Energiepreise infolge des Ukraine-Krieges abzufedern. Auch müsse Berlin dafür sorgen, dass die energieintensiven Industrien weiterhin genügend Gas bekämen.
Verdi-Chef Werneke warnt vor RüstungswettlaufBei der Mai-Kundgebung in Mainz warnte ver.di-Chef Frank Werneke vor etwa 750 Teilnehmern angesichts des Ukraine-Kriegs vor einem Rüstungswettlauf. Die Diskussion um mehr Sicherheit in Europa dürfe nicht allein aus einer militärischen Perspektive geführt werden. Ziel bleibe eine "Welt mit weniger Waffen", sagte er laut Redemanuskript. "Wir wollen keinen neuen Rüstungswettlauf, der auf Kosten der dringlichen Investitionen in Soziales, in Bildung und den Schutz des Klimas geht."
Integrationsministerin Katharina Binz (Grüne) bedankte sich in Mainz für die große Solidarität der Menschen im Land, die sich an der Aufnahme und Versorgung ukrainischer Kriegsflüchtlinge beteiligen: "Dieser Krieg bringt auch wirtschaftliche Härten für viele Menschen im Land mit sich, die bereits hart von den Auswirkungen der Pandemie betroffen waren", erklärte Binz. Diese Härten gelte es abzumildern.
Gewerkschaften leisten "unverzichtbaren Einsatz für Demokratie"Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), die in Ludwigshafen sprach, nannte als gemeinsames Ziel von Landesregierung und Gewerkschaften den sozial-ökologischen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft. Sie dankte den Arbeitnehmervertretungen in Betrieben und Dienststellen für ihren "unverzichtbaren Einsatz für unsere Demokratie". Diese seien ein "demokratisches Bollwerk gegen rechts".
Am 1. Mai wird weltweit traditionell der Tag der Arbeit gefeiert. Seinen Ursprung hat dieser Tag in den USA. Dort riefen Handels- und Arbeitergewerkschaften im Jahr 1886 zu einem Generalstreik am 1. Mai auf. Ihr Ziel: Die tägliche Arbeitszeit auf acht Stunden zu verkürzen. Das Datum war dabei kein Zufall: Denn am 1. Mai - dem so genannten "Moving Day" - liefen damals in den USA meist alte Arbeitsverträge aus, neue wurden geschlossen. Tausende Arbeiter machten bei dem Streik mit, in der Stadt Chicago gab es dabei Ausschreitungen und sogar Tote.
Im Gedenken an die Opfer wurde am 1. Mai 1890 weltweit zu Massenstreiks und Demonstrationen aufgerufen. Millionen Menschen legten ihre Arbeit nieder und gingen auf die Straße, auch in Deutschland. In der Folgezeit etablierte sich der 1. Mai als Festtag der Arbeiterbewegung.
Im Jahr 1919 war der 1. Mai einmalig ein gesetzlicher Feiertag. Nach dem zweiten Weltkrieg bestätigten die Alliierten den 1. Mai als offiziellen Feiertag. Seitdem finden in der Bundesrepublik Deutschland an diesem Tag vor allem Kundgebungen durch die Gewerkschaften statt, die so auf ihre Forderungen aufmerksam machen.
Am Vortag des 1. Mai hatte Wingertszahn im SWR-Interview mit Blick auf die kommenden Tarifverhandlungen einen Inflationsausgleich für die Beschäftigten gefordert. "Es ist so, dass das vor allem auch die Menschen mit geringem und mittlerem Einkommen betrifft, dass die das besonders merken, dass Heizen, Wohnen, Mobilität alles teurer wird und dass die auch auf einen Ausgleich pochen und wir auch den Menschen als Gewerkschaften dafür helfen müssen, dass sie auch mehr Geld dann in der Tasche haben und einen Ausgleich dafür bekommen", sagte sie.
16 Kundgebungen im FreienErstmals nach zwei Jahren Corona-Pandemie ohne Großkundgebungen, fanden in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz wieder 16 öffentliche Veranstaltungen zum "Tag der Arbeit" statt. Daran hätten etwa 12.000 Menschen teilgenommen, teilte der DGB am Sonntagnachmittag mit. Neben der zentralen Kundgebung in Ludwigshafen, gab es unter anderem Aktionen in Kaiserslautern, Mainz, Speyer, Trier, Bad Kreuznach, Worms, Neuwied und Koblenz.
Susanne Wingertszahn wurde 1975 in St. Wendel im Saarland geboren. Sie studierte Erziehungswissenschaften an den Universitäten Koblenz-Landau und Mainz und schloss ihr Studium mit dem "Gutenberg-Stipendium der Stadt Mainz" als Auszeichnung ab.
Wingertszahn ist seit Ende 2021 Vorsitzende des DGB Rheinland-Pfalz/Saarland und löste den langjährigen DGB-Vorsitzenden Dietmar Muscheid ab. Sie war ab 2014 Bezirksgeschäftsführerin des DGB Rheinland-Pfalz, ab 2008 Leiterin der Abteilung Jugend- und Bildungspolitik Rheinland-Pfalz, ab 2002 Jugendbildungsreferentin. Außerdem war Susanne Wingertszahn von 2005 bis 2014 Vorsitzende des Landesjugendrings Rheinland-Pfalz.
Als Schwerpunkte ihrer Arbeit als DGB-Vorsitzende für Rheinland-Pfalz und das Saarland nennt Wingertszahn die soziale Abfederung des technologischen Wandels, die Weiterqualifizierung von Beschäftigten in gefährdeten Jobs und das Thema Ausbildung.