Sieg geht an die Schweiz: So lief der ESC am Wochenende
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Das war er also, der 68. Eurovision Song Contest aus Malmö. Rund acht Millionen Menschen haben das Spektakel in Deutschland verfolgt. Kurz vor ein Uhr in der Nacht stand fest, welchen Künstlern die Jurys und die Zuschauer aus aller Welt die meisten Punkte gegeben haben. Ein Überblick über die Höhe- und Tiefpunkte des Abends.
Die Skandale: Auch, wenn irgendwo am Rande des ESC eigentlich immer über irgendwas gestritten wird, ging es wohl selten so chaotisch zu wie in diesem Jahr: Schon im Vorfeld protestieren zahlreiche Länder gegen die Teilnahme Israels, auch während der Show gab es israelfeindliche Proteste und laute Buh-Rufe vor und in der Halle. Insgesamt blieben die Proteste laut der Polizei aber überwiegend friedlich. Polizisten führten die Klimaaktivistin Greta Thunberg mit anderen Demonstranten vom Platz vor der Arena ab, nachdem sich dort die Stimmung aufgeheizt hatte.
Doch es gab einen weiteren Skandal: Joost Klein, der Kandidat für die Niederlande, wurde kurzfristig disqualifiziert und durfte nicht am Finale teilnehmen. Laut des niederländischen TV-Senders Avrotros gab es Vorwürfe, er habe eine aggressive Geste gegenüber einer Kamerafrau gezeigt. Der niederländische öffentlich-rechtliche Rundfunk reichte Beschwerde gegen den Beschluss ein. ESC-Chef Martin Österdahl erntete vor Beginn der Punktevergabe in der Show am Sonnabend Raunen und Buhrufe aus dem Publikum.
Der neue deutsche Kommentator: Thorsten Schorn ist in diesem Jahr in die Fußstapfen von Peter Urban getreten und hat ein gelungenes Debüt abgeliefert. Bissig und mit Humor führte er durch den Abend und ließ es sich dabei auch nicht nehmen, hier und da mal ein bisschen zu lästern. "Das ist Spitze", sagte er nach dem Auftritt von Portugal und fügte hinzu: "also das, was die Tänzer auf dem Kopf haben." Für das Outfit der Griechin gab er den Zuschauern eine Bastelanleitung mit auf den Weg und empfahl eine Kühltüte aus dem Supermarkt. Na gut, nicht alle Witze saßen (Zu Italien: "Morgens Mango, abends Tango"), aber irgendwie gehört auch das zum ESC dazu. Insgesamt gibt es – auch im Netz – einen Daumen hoch für Schorn.
Der Sieger: Mit insgesamt 591 Punkten siegte am Ende Nemo aus der Schweiz mit dem Song "The Code" – ein Teilnehmer, der schon vorab bei den Buchmachern zu den Favoriten zählte. Nemo lebt in Berlin und identifiziert sich als nicht-binär („Ich fühle mich weder als Mann noch als Frau“). Nemos Freude war so groß, dass er seine Trophäe auf der Bühne versehentlich zerbrach. Zuvor sang er aber erneut seinen Siegersong – mit einer schwarzen Dornenkrone, die Bambie Thug aus Irland dem völlig überwältigten Nemo nach der Punktevergabe auf den Kopf gedrückt hatte. 2025 wird der ESC also in der Schweiz stattfinden, das erste Mal seit 1989. Als Austragungsorte sind bereits Zürich, Bern, Genf oder Basel im Gespräch.
Das Voting: Die Schweiz fuhr den Sieg ein, dicht gefolgt von Kroatien, der Ukraine und Frankreich. Auch beim Voting gab es in der Halle laute Buhrufe für jedes Land, das Israel mit Punkten belohnte. Und das waren nicht wenige. Auch aus Deutschland hat Israel 20 Punkte erhalten – acht von der Jury und von den Zuschauern sogar die Höchstpunktzahl von zwölf. Ina Müller war in diesem Jahr (inklusive eines "Alter Schwede"-Witzes) für die Vergabe der Punkte verantwortlich.
Alleine durch das Juryvoting wäre Israel auf Platz zwölf gelandet. Die Zuschauer sahen das Land auf dem zweiten Platz. Am Ende landete die israelische Künstlerin Eden Golan mit ihrer Ballade "Hurricane" auf dem fünften Platz.
Der deutsche Auftritt: Deutschland ging in diesem Jahr mit der Startnummer drei ins Rennen. Eine Glückszahl? Immerhin landete Isaak mit seinem Lied "Always On The Run" am Ende auf Platz zwölf – die beste Platzierung seit Jahren. Und das, obwohl seine Bühnenshow im Vergleich zu den meisten anderen ziemlich untergegangen ist. Eine brennende Tonne, viel Feuer und das war dann eigentlich auch schon alles. Da hätte man mehr draus machen können, aber immerhin reichte es mal wieder für einen Platz im Mittelfeld. Zu verdanken hat Deutschland dies aber vor allem den internationalen Jurys, die Isaak insgesamt 99 Punkte gaben (Platz zehn). Beim Televoting des Publikums gab es nur 18 Punkte (Platz 19). „Ich bin sehr happy. Ich bin super happy, super stark“, sagte der 29-Jährige nach Ende der Show.
Die größten Verlierer: Georgien, Spanien, Slowenien, Österreich und Norwegen waren die fünf Länder, deren Songs bei Jury und Publikum am wenigsten gut ankamen. Gate aus Norwegen brachten es gerade einmal auf zwölf Jurypunkte und vier Punkte vom Publikum – der letzte Platz. Auch bitter: Olly Alexander aus Großbritannien schaffte es mit seinem Song "Dizzy" am Ende zwar auf Platz 18, bekam von den Zuschauern auf der ganzen Welt aber keinen einzigen Punkt. Ein kleines bisschen geärgert hat sich sicher auch Baby Lasagna aus Kroatien, der mit seiner wilden Rocknummer "Rim Tim Tagi Dim" zuvor bei den Buchmachern als klarer Favorit gehandelt wurde. Am Ende reicht es dann doch nur für Platz zwei. Hätte alleine das Publikum entschieden, wäre die Trophäe zum ersten Mal nach Kroatien gegangen.
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