US-Tarnkappenflugzeug: Bundeswehr soll F-35-Kampfjets bekommen
Stand: 14.03.2022 08:32 Uhr
Um die alten Tornados der Luftwaffe zu ersetzen, will die Bundesregierung amerikanische F-35-Tarnkappenjets kaufen, die auch US-Atombomben transportieren können. Es wäre das erste große Beschaffungsprojekt seit Russlands Einmarsch in die Ukraine.
Als erstes großes Beschaffungsprojekt nach dem russischen Angriff auf die Ukraine will die Bundeswehr F-35-Tarnkappenjets kaufen. Bis zu 35 Maschinen des US-Herstellers Lockheed Martin seien vorgesehen, heißt es nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios aus Regierungskreisen. Zunächst hatten die Nachrichtenagenturen dpa und Reuters darüber berichtet. Zu den möglichen Kosten des Projekts verlautete noch nichts.
Atombomben-fähiges KampfflugzeugDie Flugzeuge sollen die deutlich in die Jahre gekommen Tornados der Bundeswehr ersetzen - sie sind vor allem für die sogenannte Nukleare Teilhabe Deutschlands wichtig. Bei diesem Abschreckungskonzept der NATO können deutsche Kampfflugzeuge mit US-Atombomben ausgerüstet werden.
Offiziell wurde es zwar nie bestätigt, es gilt aber als offenes Geheimnis, dass auf einem US-Stützpunkt in der Eifel 20 thermonukleare Bomben lagern sollen, die bislang von deutschen Tornados transportiert und abgeworfen werden könnten.
Diese Aufgabe könnten zukünftig die F-35 übernehmen, denn die rund 40 Jahre alten Tornado-Jets müssen derzeit immer kostspieliger modernisiert werden, um mit den modernen Anforderungen mithalten zu können.
Ursprünglich andere Pläne für Tornado-NachfolgeDie F-35 gilt als derzeit modernstes Kampfflugzeug der Welt. Wegen ihrer speziellen Form und Außenbeschichtung reflektiert sie nur wenig Radarstrahlung und ist deshalb für gegnerische Truppen nur schwer zu erkennen.
Nach früheren Plänen hatte die Bundesregierung vor, als Tornado-Ersatz amerikanische F-18 zu kaufen. Diese hätten allerdings für den Einsatz der Atombomben erst noch zertifiziert werden müssen, was bei der F-35 bereits erfolgt ist. Laut der Nachrichtenagentur dpa sind die F-18-Pläne vom Tisch.
Zudem soll es in Berlin Bedenken gegeben haben, dass ein Kauf von F-35 ein eigenes deutsch-französisches Rüstungsprojekt konterkarieren könnte: Den Bau eines europäischen "Kampfflugzeugs der Zukunft" (FCAS/ Future Combat Air System). Aber auch diese Bedenken sollen nun in den Hintergrund getreten sein. Da auch andere NATO-Partner die F-35 nutzen, seien so "Synergie-Effekte" im Betrieb möglich.
Auch Eurofighter-Beschaffung geplantNeben der Nuklearen Teilhabe setzt die Bundeswehr die Tornados auch für den elektronischen Luftkampf ein: das Stören, Niederhalten und Angreifen gegnerischer Luftabwehrstellungen. Für diese Aufgabe sollen nach dpa-Informationen 15 weitere Eurofighter angeschafft werden. Allerdings müsse Hersteller Airbus sie in den kommenden Jahren erst noch technisch ausstatten, was als sehr anspruchsvoll gilt. Die F-35 sind bereits begrenzt für den elektronischen Kampf ausgerüstet.
Tornado-Nachfolge im Koalitionsvertrag vereinbartWegen der russischen Aggression ist eine deutliche Aufrüstung der Bundeswehr geplant. Bundeskanzler Scholz hat ein einmaliges "Sondervermögen" von 100 Milliarden Euro und eine deutliche Aufstockung der jährlichen Verteidigungsausgaben angekündigt. Künftig sollen Jahr für Jahr mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Verteidigung investiert werden.
Die Beschaffung eines Tornado-Nachfolgers hatten die Ampelfraktionen im Koalitionsvertrag vereinbart. Die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, hatte vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine Ende Februar gefordert: "Als ersten Schritt gehört heute noch die Tornado-Nachfolge auf den Tisch. Jetzt muss die F-35 her, das modernste Kampfflugzeug der Welt und von vielen unserer Partner genutzt." Der Krieg in der Ukraine zeige deutlich, "Angriffe werden aus der Luft geführt und müssen entsprechend beantwortet beziehungsweise verhindert werden".
Philipp Eckstein, ARD Berlin, 14.3.2022 · 08:34 Uhr