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Südkorea: Fast 180 Tote bei Flugzeugabsturz in Muan

Südkorea Fast 180 Tote bei Flugzeugabsturz in Muan
Eine aus Thailand kommende Maschine verunglückt beim Landeanflug auf den südkoreanischen Flughafen Muan. Nur zwei von den 181 Insassen überleben. Der Tower soll die Piloten kurz vor dem Unglück vor einem Vogelschlag gewarnt haben.

Fast alle Menschen an Bord eines Passagierflugzeugs sind am Sonntag zu Tode gekommen, nachdem die Maschine bei der Landung im südkoreanischen Muan zerschellte und in Flammen aufging. Rettungskräfte konnten nur zwei Besatzungsmitglieder lebend bergen. Die Feuerwehr bestätigte den Tod der 179 weiteren Menschen an Bord. Es ist das schwerste Unglück einer südkoreanischen Fluggesellschaft seit 1997. Damals kamen mehr als 200 Menschen ums Leben, als ein Flugzeug von Korean Air in Guam verunglückte.

Der Flug der Billigfluggesellschaft Jeju Air war aus der thailändischen Hauptstadt Bangkok auf dem Weg zum Muan International Airport knapp 300 Kilometer südwestlich von Seoul, als er gegen neun Uhr morgens Ortszeit verunglückte. An Bord befanden sich 175 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder. Das Flugzeug setzte auf der Landebahn auf, ohne dass das Fahrwerk ausgefahren war. Es kam von der Landebahn ab, schlitterte in eine Betonmauer und geriet mit einer lauten Explosion in Brand.

„Das Flugzeug ist fast vollständig zerstört“

„Nach dem Aufprall des Flugzeugs auf die Wand wurden die Passagiere aus dem Flugzeug geschleudert“, sagte ein Beamter der Feuerwehr. „Das Flugzeug ist fast vollständig zerstört, und es ist schwierig, die Verstorbenen zu identifizieren“, sagte der Beamte. „Wir sind dabei, die Überreste zu bergen, was einige Zeit in Anspruch nehmen wird.“

Teile von Sitzen und Gepäck lagen nach dem Aufprall auf der Landebahn verstreut. Nur der hintere Teil der Maschine erinnere noch an ein Flugzeug, sagte der Feuerwehrchef von Muan, Lee Jung-hyun. Der Rest sei kaum zu erkennen. Die Ursache für das Unglück ist noch unklar, aber es gibt Hinweise darauf, dass Vogelschlag kurz vor der Landung die Maschine beschädigte.

Die beiden Überlebenden seien kurz nach dem Aufprall aus dem Heck der Maschine geborgen worden, erklärte die örtliche Feuerwehr. Sie wurden zunächst in Krankenhäusern in der Umgebung versorgt und anschließend nach Seoul verlegt. Ihre Verletzungen seien nicht lebensgefährlich, berichtet die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Unter den Menschen an Bord seien neben Koreanern auch zwei thailändische Staatsbürger gewesen. Die Passagiere seien zwischen drei und 78 Jahre alt gewesen.

Verkehrsministerium: Tower warnte vor Vogelschlag

Das Verkehrsministerium gab noch am Sonntag nähere Informationen zum Unglückshergang heraus. Demnach gab der Tower des Flughafens nur sechs Minuten vor dem Unfall, um 8.57 Uhr, eine Warnung vor Vogelschlag, also vor möglichen Kollisionen mit Vögeln, heraus. Nur eine Minute später, um 8.58 Uhr, setzte der Pilot der verunglückten Boeing 737-800 einen Mayday-Notruf ab. Um neun Uhr versuchte er, dennoch zu landen, scheiterte aber, sodass das Flugzeug um 9.03 Uhr verunglückte.

Unter Berufung auf die Flughafenbehörden hieß es in koreanischen Medien, dass die Maschine zunächst einen regulären Landeversuch machte, der aber wegen eines Fahrwerksschadens misslang. Daraufhin habe sie eine Notlandung versucht, dabei aber nicht ausreichend abbremsen können, sodass es zum Unglück kam.

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Auch Augenzeugenberichte deuten darauf hin, dass ein Vogelschlag zumindest zu der Tragödie beigetragen hat. Yonhap zitiert einen 50 Jahre alten Zeugen, der eine Kollision des Flugzeugs mit Vögeln gesehen habe: „Als das Flugzeug auf der Landebahn landete, stieß es mit einem Vogelschwarm zusammen, der sich aus der entgegengesetzten Richtung näherte“, sagte er. „Ich hörte zwei oder drei Knalle, als ob die Vögel in das Triebwerk gesaugt worden wären, bevor ich Flammen aus dem rechten Triebwerk kommen sah.“ Andere berichten demnach ebenfalls von lauten Explosionen, Rauch und einem Lichtblitz am Flugzeug.

Unglücksursache soll untersucht werden

Dagegen sei es „unwahrscheinlich“, dass eine zu kurze Landebahn zu dem Unglück geführt habe, erklärte das Verkehrsministerium. „Die Landebahn ist 2800 Meter lang, und ähnlich große Flugzeuge haben sie ohne Probleme benutzt“, hieß es. Am Flugzeug selbst seien zuvor keine Fehlfunktionen aufgetreten, erklärte Jeju Air. Die genaue Unglücksursache wird laut Feuerwehr nach „einer gemeinsamen Untersuchung“ bekannt gegeben. Die Ermittlungen haben bereits begonnen, die betroffene Landebahn ist bis zum Neujahrstag gesperrt.

Rettungskräfte sind an dem Wrack im Einsatz.
Rettungskräfte sind an dem Wrack im Einsatz.Reuters/Yonhap

Im Flughafengebäude von Muan warteten Angehörige der Opfer den Tag über auf Informationen. Über die Tafeln, die normalerweise Abflugs- und Ankunftszeiten anzeigen, wurden stattdessen Namen, Geburtstage und Nationalitäten der identifizierten Opfer mitgeteilt. Für die Bergung der Toten waren koreanischen Medien zufolge etwa 180 Rettungskräfte von Militär, Feuerwehr und Sanitätsdiensten im Einsatz.

Präsident: „Es gibt keine tröstenden Worte“

Der geschäftsführende Präsident Choi Sang-mok besuchte den Unfallort noch am Sonntag. Er sprach allen Angehörigen sein tiefes Beileid aus und versprach, ihnen jede erdenkliche staatliche Unterstützung zukommen zu lassen. „Ich glaube, es gibt keine tröstenden Worte für die Familien, die eine solche Tragödie erlitten haben“, sagte Choi. Den Bezirk Muan erklärte er zum Katastrophengebiet und wies Rettungskräfte und Behörden an, alle verfügbaren Ressourcen einzusetzen. Das Präsidialamt berief eine Krisensitzung ein und richtete ein Notfallsystem ein, das rund um die Uhr auf weitere Entwicklungen reagieren soll

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Der Vorsitzende von Jeju Air, Kim ­E-Bae, entschuldigte sich bei den Hinterbliebenen und sprach ihnen sein Beileid aus. Er versprach, dass die Familien jede notwendige Unterstützung erhalten sollten. „Unabhängig von der Ursache übernehme ich als Vorsitzender die volle Verantwortung“, sagte er laut Yonhap. Auch Flugzeughersteller Boeing sprach allen Hinterbliebenen der Passagiere und der Besatzung tiefes Beileid aus und erklärte, man stehe „in Kontakt“ zu Jeju Air.

Vogelschlag kann Flugzeuge schwer beschädigen

Als Vogelschlag bezeichnet man einen Zusammenstoß mit einem oder oder mehreren Vögeln. Dabei können Flugzeuge je nach Flugphase und Vogelart schwer beschädigt werden, wie der Verband für biologische Flugsicherheit DAVVL e.V. auf seiner Website schreibt. „Die Schäden reichen von Verschmutzungen oder kleinen Beulen an Tragflächen, Stabilisatoren, Leitwerk und der Außenhaut bis zur Zerstörung von Cockpitscheiben oder ganzen Triebwerken“, heißt es. Demnach entstehen durch Vogel- und Wildtierschlag jährlich Schäden in Höhe von bis zu zwei Milliarden US-Dollar.

Um Vogelschlag bei Start und Landung zu vermeiden, werden Flughafengelände laut DAVVL so gestaltet, dass sie für Vögel unattraktiv werden. Sie sollen dort etwa keine Nahrungs-, Ruhe- und Brutplätze finden. Außerdem vergräme man die Tiere auch aktiv, etwa durch Pyrotechnik. In Deutschland haben laut DAVVL alle internationalen Verkehrsflughäfen einen Vogelschlagbeauftragten oder Wildlife Hazard Manager sowie Bird- oder Wildlife-Controller, die sich mit der biologischen Flugsicherheit befassen.

Besondere Beachtung fand die Wasserlandung eines Airbus A320 der Fluggesellschaft US Airways auf dem Hudson River in New York im Jahr 2009: Ein Vogelschlag hatte dabei zuvor beide Triebwerke beschädigt. Das Vorfall wurde als das „Wunder auf dem Hudson“ bekannt, weil niemand zu Schaden kam. (jant./dpa)

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