Schutzschild auf hoher See: Fregatte "Hessen" soll Handelsschiffe ...
Stand: 08.02.2024 18:07 Uhr
Die Fregatte "Hessen" hat Wilhelmshaven am Donnerstag verlassen. Im Roten Meer sollen europäische Kriegsschiffe den Seeweg gegen Huthi-Rebellen schützen. Einem Militäreinsatz muss der Bundestag zustimmen.
"Ein potenzieller Einsatz im Roten Meer wird für Schiff und Besatzung einen erneuten Härtetest darstellen", sagte Fregattenkapitän Volker Kübsch, der Kommandant der "Hessen". Die mit dem Iran verbündete militant-islamistische Huthi-Miliz aus dem Jemen greift dort seit Wochen Handelsschiffe an. "Die Bedrohung dort ist nun nicht mehr abstrakt, sie ist ganz konkret und besteht aus einer Vielzahl an Waffen, die dort regelmäßig zum Einsatz gebracht wurden", so Kübsch. Die EU-Staaten haben den Militäreinsatz am Donnerstag beschlossen. Der formale Beschluss zum Start des Einsatzes soll beim nächsten Außenministertreffen am 19. Februar in Brüssel gefasst und die deutsche Beteiligung anschließend im Bundestag beschlossen werden.
Marine: Ernsthaftester Einsatz seit vielen Jahrzehnten
Mit Blick auf die Fähigkeiten des Schiffs und seiner Besatzung erklärte Kübsch: "Sie können sich in jeder Hinsicht auf uns verlassen." Er wolle "allen Freunden und Angehörigen der Besatzung ein wenig die Sorgen um uns nehmen". "Es gibt keine Einheit in der deutschen Marine, die besser vorbereitet, besser ausgebildet und besser dafür ausgestattet ist", sagte auch der Inspekteur der Deutschen Marine, Jan Christian Kaack, am Donnerstag in Berlin. Er fügte hinzu: "Das ist der ernsthafteste Einsatz einer deutschen Marineeinheit seit vielen Jahrzehnten."
VIDEO: Wilhelmshaven: Fregatte "Hessen" Richtung Rotes Meer gestartet (2 Min)
Fregatte "Hessen" soll "Torwart-Funktion" erfüllen
Die "Hessen" wurde speziell für den Geleitschutz und die Seeraumkontrolle konzipiert. Ausgerüstet ist sie unter anderem mit Flugabwehrraketen, die mehr als 160 Kilometer weit reichen. Außerdem verfügt sie laut Bundeswehr über einen Radar, der einen Luftraum von der Größe der Nordsee überwachen kann. Das Marineschiff soll laut Kaack eine Torwart-Funktion erfüllen - sprich bei der Begleitung von Handelsschiffen anfliegende Flugkörper abwehren. An Bord der Fregatte sind laut Bundesverteidigungsministerium rund 240 Soldatinnen und Soldaten. Neben der Stammbesatzung gehörten dazu unter anderem auch das Team für zwei Bordhubschrauber, ein Ärzteteam und ein Militärpfarrer.
Rotes Meer ist wichtige Handelsroute
Viele Kameraden, Familienangehörige und Freundinnen und Freunde verabschiedeten die Besatzung der "Hessen" am Donnerstag. Vor dem Auslaufen hatte Verteidigungsstaatssekretärin Siemtje Möller (SPD) von einem "denkwürdigen Tag" gesprochen. Der Auftrag sei unerlässlich. Das Rote Meer sei einer der wichtigsten Handelsrouten, die auch für die Bundesrepublik von großer wirtschaftlicher Bedeutung sei.
Seeweg um Jemen wird seit Dezember versucht, zu sichern
Die Schifffahrt im Roten Meer ist wegen der Angriffe der Huthi-Miliz seit Anfang Oktober teils zum Erliegen gekommen. Die EU-Mission "Aspides" soll dazu beitragen, Handelsschiffe vor den Angriffen zu schützen. Kriegsschiffe einer internationalen Koalition unter US-Führung versuchen schon seit Dezember, den Seeweg an der jemenitischen Küste zu sichern. Die EU-Mission mit drei Kriegsschiffen, Begleitflugzeugen und Drohnen sieht keine Angriffe auf Huthi-Stellungen an Land vor.
Huthi-Miliz will Ende der israelischen Offensive erreichen
Im Nahost-Krieg versteht sich die Huthi-Miliz als Teil der gegen Israel gerichteten, pro-iranischen "Achse des Widerstands". Die Miliz will mit ihren Angriffen ein Ende der israelischen Offensive im Gazastreifen erreichen.
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