Gaza-Abkommen: Israels Entscheidung verzögert sich
Rechtsextreme Minister rebellieren
Laut einem israelischen Radiosender sind die Verzögerungen auch auf innenpolitische Unstimmigkeiten zurückzuführen: Unter anderem der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich stellt sich gegen das Abkommen mit der Hamas. Der rechtsextreme Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir nannte es "desaströs".
Israel setzt Angriffe fort
Die israelische Armee setzte unterdessen ihre Angriffe auf Ziele in dem Palästinensergebiet fort. In den vergangenen 24 Stunden habe die Luftwaffe "etwa 50 terroristische Ziele im gesamten Gazastreifen", darunter Hamas-Kämpfer und militärische Infrastruktur, angegriffen, hieß es in einer Erklärung der Armee.
Auch von palästinensischer Seite wurden israelische Angriffe im Gazastreifen gemeldet. Laut der örtlichen Zivilschutzbehörde wurden seit Mittwochabend mindestens 73 Menschen getötet und hunderte weitere verletzt.
Israels Staatspräsident Herzog: Deal notwendig
Trotz des Streits über Details einer Waffenruhevereinbarung geht Israels Staatspräsident Izchak Herzog von einem schnellen Abschluss der Gespräche in Katar aus. Nach Angaben seines Büros bei einem Treffen mit Geiselangehörigen sagte er:
Er unterstütze den Deal, betonte Präsident Herzog. Er sei richtig, gerecht und notwendig, ihn umzusetzen. "Es handelt sich um eine Vereinbarung, die alle Geiseln einschließt und in jeder Phase umgesetzt werden muss."
Auch US-Außenminister Antony Blinken zeigt sich trotz eines noch offenen Punktes zuversichtlich, dass die Feuerpause wie geplant am Sonntag in Kraft treten kann. Er habe am Morgen mit dem US-Unterhändler Brett McGurk und Vertretern des Vermittlers Katars gesprochen, um die Angelegenheit zu klären, sagt Blinken bei seiner letzten Pressekonferenz im Amt.
Terror-Attacke der Hamas am 7. Oktober
Dies war der Auslöser für den Gaza-Krieg, in dem nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bisher rund 42.000 Palästinenser getötet wurden, etwa ein Drittel davon Kinder und Jugendliche. Nach Angaben der Hamas, seien seit Beginn der Angriffe Zehntausende Menschen in dem Palästinensergebiet getötet worden.
Die Angaben zu Toten und Verletzten beider Seiten lassen sich nicht unabhängig überprüfen. (Stand: 16. Januar 2025)
Monatelange Bemühungen um Abkommen
In den vergangenen Monaten war Netanjahu während der indirekten Verhandlungen vorgeworfen worden, er habe immer wieder Chancen für ein Abkommen über eine Waffenruhe in letzter Minute platzen lassen. Zwei seiner Kabinettsmitglieder - Smotrich und der ebenfalls rechtsextreme Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir sprachen sich gegen die Annahme aus.
Das ist im Abkommen zwischen Israel und der Hamas vorgesehen:
Erste Phase
- Die erste Phase soll sechs Wochen (42 Tage) dauern und am Sonntag um 12.15 Uhr (11.15 Uhr MEZ) in Kraft treten.
- Sie soll Folgendes beinhalten: Eine vollständige Waffenruhe und einen Rückzug der israelischen Streitkräfte aus allen dicht besiedelten Gebieten des Gazastreifens.
- Palästinenser sollen demnach in alle Teile des Gazastreifens zurückkehren können.
- Es soll außerdem zunächst eine bestimmte Gruppe von 33 Geiseln freigelassen werden - darunter Frauen, Ältere und Verletzte. US-Präsident Joe Biden betonte, darunter seien auch amerikanische Staatsbürger.
- Im Gegenzug sollten Hunderte Palästinenser freikommen, die in Israel inhaftiert sind. Insgesamt sind noch etwa Hundert Geiseln in der Gewalt der Hamas.
- Ziel sei auch, sofort in großem Stil humanitäre Hilfe in das Küstengebiet zu bringen.
Zweite Phase
- Während der ersten Phase sollen laut Biden die notwendigen Vereinbarungen ausgehandelt werden, um zur zweiten Phase zu gelangen: einem dauerhaften Ende der Kämpfe.
- Die Waffenruhe solle andauern, solange diese Verhandlungen laufen - auch falls sich dies länger als sechs Wochen hinzieht, so Biden.
- In der zweiten Phase sollten dann alle restlichen lebenden Geiseln freigelassen werden, darunter auch männliche Soldaten. Da fraglich ist, ob tatsächlich eine Einigung gelingt, gibt es jedoch bereits Vorwürfe an Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, man habe mit dem jetzigen Abkommen die restlichen Geiseln im Stich gelassen.
- Das israelische Militär soll sich laut Biden komplett aus dem Gazastreifen zurückziehen.
Dritte Phase
- In der dritten Phase sollen laut Biden die letzten Überreste getöteter israelischer Geiseln an ihre Familien zurückgegeben werden.
- Außerdem solle dann der Wiederaufbau im Gazastreifen beginnen. Biden hatte dafür Ende Mai eine Dauer von drei bis fünf Jahren in Aussicht gestellt.
Nahost-Konflikt
:Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in NahostDurch den Hamas-Überfall auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert - das israelische Militär reagiert mit Militäroperationen. Aktuelle News und Hintergründe im Liveblog.
Update
Quelle: AP, dpa, Reuters, KNA