Handball in den USA: Pilotprojekt mit Turnier in Las Vegas ...
Herning. „Amerika verdient Handball“ – unter diesem Slogan wurde in Herning am Rande der WM ein revolutionäres Projekt vorgestellt, das den Handball in den USA mit Blick auf die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles und darüber hinaus auf die Sprünge helfen soll.
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Erster Schritt: Im Sommer 2026 steigt in Las Vegas ein zehntägiges Turnier (Arbeitstitel: Event 1.0) mit je acht Frauen- und Männer-Klubs. Zugesagt haben bereits Paris Saint-Germain und der FC Barcelona (Männer) sowie Györ und Odense Handball (Frauen). Angefragt sind auch deutsche Klubs. Die US-Nationalmannschaften erhalten im Rahmen des Turniers eigene Spiele. Die Beachhandball-World-Tour, Jugend- und Amateur-Turniere sind als Side-Events geplant. Das Handball-Spektakel ist jährlich geplant. Zweiter Schritt: Nach den Olympischen Spielen in Los Angeles soll im September 2028 eine US-Profiliga (Männer/Frauen) starten.
USA - ein Riesenmarkt für den Handball
Initiator des Projekts ist der Däne Mads H. Winther (Agentur People in Sport), der dafür die Firma „Pro Handball USA“ gegründet hat. „Amerika ist mein zweiter Lebensmittelpunkt. Ich sehe da einen Riesenmarkt für den Handball. Wir werden das jetzt ernsthaft angehen. Das globale Ökosystem im Handball muss größer werden, wir brauchen die USA und sie brauchen uns“, sagte Winther. Als Botschafter holte der umtriebige Manager die Legenden Mikkel Hansen, die Norwegerin Stine Oftedal, den Franzosen Nikola Karabatic sowie die noch in Bukarest spielende Holländerin Estavana Polman in sein Team.
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Dänen-Star Hansen ist begeistert: „Das ist ein spannendes Projekt. Ich bin nicht naiv zu glauben, dass es über Nacht passieren wird, aber Amerika ist sportbegeistert. Handball passt sehr gut zu einem Markt wie den USA.“ Als Romantiker hoffe er, dass der Handball so einen Push bekommt, nicht nur in den USA. Auch Michael King, Direktor des US-Handballverbandes, ist Feuer und Flamme: „Handball kann so viel zur amerikanischen Kultur beitragen. Unser Land hat so ein großes Interesse für den Sport, dass es auch Raum für Handball gibt.“
Die USA mit dem Schwartauer Paul Skorupa (m.) zeigte gegen Brasilien ein Top-Spiel verlor am Ende knapp und spielt so im President's Cup.
Quelle: IMAGO/Gonzales Photo/Jan-Erik Eriksen
US-Nationalteam mit großen Finanzsorgen
Die Botschaften aus Herning sind auch im kroatischen Porec angekommen. Da, wo Team USA im President‘s Cup spielt. „Das sind tolle Neuigkeiten“, sagt Abwehrchef Paul Skorupa, der in Deutschlkand für den VfL Lübeck-Schwartau spielt. Denn der Ist-Zustand um den Handball ist eher ernüchternd: Der Verband hat lediglich zwei Angestellte. „Es gibt keine Strukturen, keine Liga, Handball ist auch nicht im Schulsystem verankert“, erklärt Andreas Hertelt. Der 62-Jährige, in den 1990ern Bundesliga-Profi und Europapokalsieger mit TuRu Düsseldorf, ist seit 2019 Teammanager der US-Boys. Robert Hedin, sein Kumpel aus Mindener GWD-Zeiten, ist der Coach. Mit Hedin hat er in Europa nach Spielern mit doppelter Staatsbürgerschaft gesucht und so ein Team aufgebaut. Das Problem: die Finanzierung. „Reise, Hotel, Verpflegung, alles mussten die Spieler anfangs selbst bezahlen“, erzählt Hedin.
Das reichste Land der Welt hat den ärmsten Verband. Die Finanzierung ist immer noch dürftig, aber dank Hertelt, Inhaber eines Planungsbüros für Geldinstitute, sind jetzt acht Sponsoren am Ball. Der Krefelder hilft mit Geld und Kontakten. „Die Trainingslager können wir so selbst finanzieren, die Spieler bezahlen da nur die An- und Abreise.“ Handball-Missionar Hertelt sieht sich auf einem guten Weg. Die USA ist zum zweiten Mal in Folge bei einer WM dabei, war gegen Brasilien nah dran an einer Überraschung, 40 Minuten das bessere Team. Jetzt spielen die Südamerikaner ums Viertelfinale und die USA um die Plätze 25 bis 32.
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US-Aufgabe: Handball in der Schule
Das soll sich ändern. Denn auch der Weltverband IHF will die Weltmacht USA langfristig auf die Handball-Weltkarte heben, hat dafür einen Sonderbeauftragten installiert. Es gibt zudem finanzielle und logistische Hilfe. Auch das Forum Club Handball, die Vereinigung der großen Vereine, hat ein Förderprogramm für US-Spieler aufgelegt. Für Hertelt gibt es aber nur zwei Wege, das langfristig zu ändern: „Der Handball muss im Schulsystem verankert werden.“ Und die IHF, die ein gutes Festgeldkonto hat, müsse in Akademien und Trainer investieren. „Alles andere ist nicht zielführend.“
Mit der Initiative „Pro Handball USA“ ist jetzt ein neuer Verbündeter am Start. Und spätestens in drei Jahren wird sich zeigen, ob Amerika auch wirklich Handball verdient hat.