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Das ärmste Team der Handball-WM

Das ärmste Team der HandballWM
Der Schwede Robert Hedin trainert die US-amerikanische Handball-Nationalmannschaft. Ein Job unter besonderen Bedingungen.

18.01.2025 • 16:59 Uhr

Der Schwede Robert Hedin trainert die US-amerikanische Handball-Nationalmannschaft. Ein Job unter besonderen Bedingungen.

Es war das Jahr 2018, als die Ehefrau von Robert Hedin eine Stellenausschreibung entdeckte. Gesucht wurde ein Handball-Nationaltrainer für die Vereinigten Staaten von Amerika. „Sie sagte: Das klingt irgendwie lustig, das ist doch was für dich“, wird Hedin auf der Homepage der GWD Minden zitiert.

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1993 kam der schwedische Handball-Nationalspieler in die in Nordrhein-Westfalen gelegene Stadt. Er war der erste Schwede, der beim inzwischen in die zweite Liga abgestiegenen Klub anheuerte. Viele weitere Landsmänner sollten seitdem folgen.

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194 Länderspiele mit 333 Toren, zweimal Silber bei Olympia, Europameister, Bronze bei der Weltmeisterschaft – der 58-Jährige feierte in seiner glorreichen Karriere reichlich Erfolge und erlebte viel. Das größte Abenteuer ist aber wohl sein aktuelles Engagement in den Vereinigten Staaten.

Hedin bewarb sich für Trainerjob

Unter 70 Bewerbern wurde er 2018 ausgewählt. Das Ziel dabei ganz klar: Das US-Team zu den Panamerikanischen Spielen führen. Wahrlich kein einfaches Unterfangen. Im August desselben Jahres war Heding mit seiner Nationalmannschaft nach Deutschland gereist, um gegen das zweite Team der GWD Minden ein Testspiel zu bestreiten.

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19:41 gingen die Amerikaner unter, Hedin fällte im Anschluss ein deutliches Urteil: „Athletisch sind die Jungs teilweise unglaublich gut, taktisch können sie aber null.“

Seitdem ging es steil bergauf – mit einer massiven Einschränkung. 2019 und 2023 glückte die Qualifikation für die Panamerikanischen Spiele, der mit Abstand größte Erfolg bislang war aber die Teilnahme an der WM 2023. In der Gruppenphase gelang ein Sieg gegen Marokko, der erste eines US-Teams bei einer Handball-WM überhaupt. Am Ende des Turniers stand Rang 20 von 32 teilnehmenden Nationen.

Auch bei der aktuell stattfindenden WM 2025 sind die US-Amerikaner dabei. Zum Auftakt gab es am Freitagabend eine 17:33-Pleite gegen Norwegen.

USA als Handball-Entwicklungsland

Die politische Großmacht USA ist im Handball-Geschäft ein Entwicklungsland. Ein Entwicklungsland ohne Geld. Die im Vorfeld der Olympischen Spiele 1996 in Atlanta getätigten Investitionen sind längst vergessen, stattdessen ist bezahlen angesagt. Selbst bezahlen, um genau zu sein.

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„Als ich das Amt als Nationaltrainer übernahm, mussten die Spieler alles selbst bezahlen, wenn sie bei der Nationalmannschaft mitspielen wollten: Reisen, Hotels, Essen... nun ja, alles“, erinnerte sich Hedin im Gespräch mit der schwedischen Zeitung Sportbladet zurück.

„Seitdem habe ich dafür gesorgt, dass sie weder für das Essen noch für eine einzige Übernachtung selbst aufkommen müssen. Aber für die Flüge zu unseren Treffen müssen sie immer noch selbst bezahlen.“

Freund von Heding als Gönner engagiert

Ein gut situierter Freund aus seiner Profizeit in der Bundesliga agiert dank Hedin seit einigen Jahren als Gönner des Teams und hilft mit Geld, Kontakten und günstigen Lösungen in unterschiedlichen Fragen. „Jetzt sind wir autark und brauchen kein Geld vom Verband. Aber die haben sowieso kein Geld zu geben“, so der Nationalcoach weiter.

Die mangelnde Unterstützung wirkt sich dementsprechend auch auf seine Arbeit aus. Auf die Frage, ob es schon vorgekommen sei, dass ein Spieler, den er gerne zu Trainingseinheiten oder Spielen eingeladen hätte, sich die Reise nicht leisten konnte, sagte Hedin: „Ja, manchmal habe ich den Flug eines Spielers selbst bezahlt.“

Das Thema Finanzen ist für den Ex-Sportler ein immens wichtiges – für sein eigenes Leben und im Zuge seiner Aufgabe. Von seinem Job als US-Trainer kann Hedin nicht leben. Der Diplom-Ingenieur leitet nebenbei unter anderem eine Handball-Akademie in Norwegen.

President’s Cup als nächstes Problem

Seine Arbeit im US-Team macht die fehlende Unterstützung ohnehin nicht leichter. So stimmt es zwar, dass der Internationale Handballverband die Reisekosten der Spieler im Rahmen der WM bezahlt und diese auch umsonst in den Gastgeberländern Kroatien, Dänemark und Norwegen wohnen und essen können, scheiden die US-Amerikaner aber in der Gruppenphase aus, drohen weitere Kosten.

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Für die Mannschaften, die die Vorrunden in jeder Gruppe jeweils auf dem vierten Platz beenden, steht im kroatischen Porec der President’s Cup an. Dort bietet sich die Möglichkeit, um die bestmögliche Platzierung zwischen den Rängen 25 bis 32 zu kämpfen. Zwar bezahlt der Weltverband die Reise dorthin, die Rückreise allerdings bereits nicht mehr.

Wie eklatant der Geldmangel ist, zeigt auch die Tatsache, dass die US-Spieler während ihrer Vorbereitung kein einziges offizielles Länderspiel bestritten haben.

Zwei Mitarbeiter müssen WM selbst bezahlen

„Wir hätten gegen Bahrain in Dänemark oder vielleicht gegen Deutschland in Deutschland spielen können, aber dann hätten die Spieler die Reise selbst bezahlen müssen. Wenn man Student ist, wie viele der Spieler, kommt da schnell eine Menge Geld zusammen. Deshalb sind wir seit dem 9. Januar hier in Norwegen“, erklärte Hedin.

Und es kommt noch dicker. Die WM-Organisatoren sorgen pro Team für die Verpflegung und Unterbringung von 21 Spielern und Trainern während der WM. Im US-Team sind damit alle 18 Spieler abgedeckt, aber nur drei Trainer. Vier weitere Mitarbeiter müssen anderweitig finanziert werden.

Bei zwei von ihnen gelingt dies durch Sponsoren, die anderen beiden, ein Teamarzt und der für das Material zuständige Mitarbeiter - beide übrigens aus Deutschland - ist dies nicht der Fall. Beide müssen für ihre Teilnahme an dem Turnier bezahlen. 370 Euro pro Person und Nacht. Wenig überraschend ist deren Großzügigkeit aber begrenzt, so reisen sie nach der ersten Woche wieder ab.

Vertrag bis Olympia 2028 in Los Angeles

Die US-amerikanische Handball-Nationalmannschaft besteht fast ausschließlich aus Spielern, die in Europa leben und spielen, die aber die doppelte Staatsbürgerschaft besitzen, weil ein Elternteil Amerikaner ist.

„Der amerikanische Handball besteht aus zwei verschiedenen Projekten – Europa und den USA. In den USA herrscht Stillstand, es tut sich nichts. Dort muss es jetzt losgehen“, fordert Hedin.

Der Vertrag des Schweden läuft noch bis zu den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles. Im Vorfeld der Spiele – und weil der Internationale Handballverband versucht, den US-Markt mit seinem hohen kommerziellen Potenzial zu erschließen, hat Hedins Team sowohl für die aktuelle als auch für die WM 2027 ein Freilos.

Der Weg zu möglichen Erfolgen ist dennoch weit – und vor allem teuer.

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