Handball-WM: Deutschland Gruppensieger nach 29:22 gegen ...
Gruppensieger nach der Vorrunde – das erste große Ziel der deutschen Handballer bei dieser WM ist erreicht. Die Bilanz von drei Siegen in drei Spielen liest sich zwar souveräner, als die Partien in Wirklichkeit gelaufen sind; auch das 29:22 (11:11) am Sonntagabend gegen Tschechien war ein hartes Stück Arbeit. Die Aussichten aufs Viertelfinale sind aber fortan hervorragend: Das deutsche Team nimmt vier Punkte mit in die Hauptrunde – und kann sich sogar eine Niederlage am Dienstag gegen den Turnierfavoriten und Gastgeber Dänemark leisten.
„Wir haben uns ein bisschen schwergetan am Anfang, aber wenn wir mal ins Rollen kommen, dann ist es schwer, uns zu halten“, sagte Torhüter David Späth, der exzellent gehalten hatte: „Ich bin froh, dass ich auch meine Akzente setzen konnte.“ Bundestrainer Alfred Gislason gab sich gewohnt brummig: „Es ist erstaunlich, wie schwer wir uns selbst das Leben machen. Was wir an freien Chancen vergeben, das ist ja eigentlich nicht mehr normal.“
Gislason reagierte auf die Defensivprobleme der bisherigen Partien und beorderte eine neue Abwehrformation aufs Feld. Die beiden Hannoveraner Justus Fischer und Lukas Stutzke, die bis dahin wenige WM-Minuten erhalten hatten, bildeten in den ersten Spielminuten den Innenblock, Julian Köster rückte auf die Halbposition, Kapitän Johannes Golla saß anfangs nur auf der Bank.
Torwart Späth pariert stark und trifft selbst ins Tor
An der Qualität der Defensivarbeit lag es zunächst nicht; das war umso wertvoller, da der Angriff unkonzentriert und schusselig ins Spiel startete. Die deutschen Spieler verwarfen viel; sinnbildlich dafür standen zwei vergebene Siebenmeter in den ersten sechs Minuten durch Lukas Zerbe und Marko Grgic. In dieser Disziplin offenbaren die Deutschen bei dieser WM ein echtes Problem, die Quote vom Strich ist miserabel. Die Tschechen führten zunächst knapp, aber beständig.
Drohte das nächste komplizierte Spiel bei dieser WM? Gislason bastelte aufwendig an seiner Formation herum. Er brachte Golla für Fischer, auch der bislang überragende, gegen die Tschechen aber glücklose Torwart Andreas Wolff musste runter. Den Deutschen ging die Partie bleischwer von der Hand. Juri Knorr, der Mittelmann, schaffte es immerhin, den tschechischen Torwart Tomas Mrkva vom THW Kiel beim Siebenmeter zu bezwingen. Wolff-Vertreter David Späth sammelte hingegen die eine oder andere hübsche Parade. Zur Halbzeit standen elf Gegentore auf dem Videowürfel, ein guter Wert. Elf Tore in 30 Minuten im Angriff waren allerdings nahezu blamabel.
Die zweite Halbzeit begann mit einem verworfenen Siebenmeter von Knorr, Renars Uscins (insgesamt acht Tore) und Lukas Mertens brachten das deutsche Team erstmals mit zwei Treffern in Führung (15:13). Danach lief – welch ungewohntes Gefühl – so gut wie alles für die Deutschen: Erst musste Tschechiens bester Torschütze Dominik Solak mit einer Fußverletzung vom Feld, dann sah Jakob Sterba Rot (Foul an Köster). Und als Torwart Späth einen Ball übers ganze Spielfeld warf und im leeren Tor versenkte, war der Widerstand des tschechischen Teams gebrochen (19:14). Späth wurde als Spieler der Partie ausgezeichnet.
Ob die Dänen vor dem Aufeinandertreffen am Dienstag in Herning allerdings zittrige Hände bekommen werden, darf bezweifelt werden.