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Harvey Weinstein vor Gericht Lebenslänglich für Hollywood-Mogul?

Harvey Weinstein vor Gericht Lebenslänglich für HollywoodMogul
Harvey Weinstein steht seit Montag in New York vor Gericht. Die Missbrauchsvorwürfe gegen den mächtigen Filmproduzenten hatten die "MeToo"-Bewegung hervorgebracht. Welche Strafe muss der Hollywood-Mogul fürchten?

Gerichtsprozess

Sexuelle Belästigung: Lebenslänglich für Harvey Weinstein?

Seine mutmaßlichen sexuellen Übergriffe lösten die weltweite „MeToo“-Bewegung aus. Jetzt beginnt der Prozess gegen Harvey Weinstein.

06.01.2020, 19:30
Dirk Hautkapp
Harvey Weinstein kommt mit Rollator ins New Yorker Gericht.

Harvey Weinstein kommt mit Rollator ins New Yorker Gericht.

Foto: Kena Betancur / Getty Images

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New York. Blass, aufgedunsen, stumm und gebrechlich. Der Mann, der Montag gegen neun Uhr gestützt auf einen wie vom Schrottplatz geklaubten Rollator die Treppen zum New York State Supreme Court in Manhattan hinaufhumpelte, hat nichts mehr von der Agilität früherer Jahre.

Harvey Weinstein, einst allmächtiger Hollywood-Mogul, gibt den gebrochenen Mann. „Dank dem lieben Gott, dass deine Mutter das nicht mitansehen muss“, ruft ein Passant dem 67-Jährigen nach. Kurz darauf ist der Produzent von „Pulp Fiction“ und anderen Kassenschlagern im Gerichtsgebäude verschwunden, um rechtzeitig vor Richter James Burke zu erscheinen.

Zum Auftakt eines spektakulären Prozesses, bei dem es um weit mehr geht als nur um ihn. Weinstein ist das Sinnbild der #MeToo-Bewegung, die bis heute über 200 einst mächtigen Männern nicht nur im Film-Business die Karriere geknickt hat. Weil sie sich gegenüber dem anderen Geschlecht wie Raubtiere verhalten haben sollen.

Weinstein: 80 Frauen werfen ihm Belästigung vor

Im Herbst 2017 sorgten minutiös recherchierte Berichte über sexuelle Belästigung, Nötigung und Vergewaltigung in der „New York Times“ und dem Magazin „New Yorker“ für einen abrupten Filmriss im Leben Weinsteins. Nach und nach warfen ihm 80 Frauen schwere und schwerste Grenzüberschreitungen vor. Darunter bekannte Namen wie Gwyneth Paltrow, Rosanna Arquette, Angelina Jolie, Salma Hayek, Rose McGowan oder Ashley Judd.

  • Der Skandal um Filmproduzent Harvey Weinstein: Die Schauspielerin und Regisseurin Angelina Jolie sagte, sie habe in ihrer Jugend ein schlechtes Erlebnis mit Weinstein gehabt und danach nie wieder mit ihm gearbeitet. Andere Frauen habe sie vor einer Zusammenarbeit mit ihm gewarnt. Diese Schauspielerinnen werfen dem Filmproduzenten sexuelle Belästigung vor. Foto: MARIO ANZUONI / REUTERS
  • Harvey Weinstein habe Gwyneth Paltrow nach einem Casting in sein Hotelzimmer mitgenommen, seine Hände auf ihren Körper gelegt und ihr eine Massage angeboten, wie die Schauspielerin der „New York Times“ sagte. Foto: Dimitrios Kambouris / Getty Images for Michael Kors
  • Auch Oscar-Gewinnerin Lupita Nyong’o berichtet von Annäherungsversuchen Weinsteins. Er habe die 34-Jährige vor den Augen seiner Kinder in sein Schlafzimmer geleitet. Dort habe er angekündigt, seine Hosen auszuziehen. Nyong’o sei daraufhin aus dem Zimmer geflohen. Foto: Dennis Van Tine / imago/Future Image
  • Kate Beckinsale schrieb auf Instagram, der Filmproduzent habe sie als 17-Jährige in sein Hotelzimmer eingeladen. Als Weinstein die Tür öffnete, habe er nur einen Bademantel getragen. Foto: Jean Cummings / imago/Cinema Publishers Collection
  • Die britische Schauspielerin Lena Headey sagte, Weinstein habe sie ebenfalls in einem Hotelzimmer sexuell belästigt. Als sie sich dem Filmproduzenten entzog, habe er Headey grob in den Aufzug des Hotels geschoben. Foto: Paul Buck / dpa
  • Weinstein soll die italienische Schauspielerin Asia Argento 1997 vergewaltigt haben. Dem „New Yorker“ sagte sie: „Wenn ich ihn sehe, fühle ich mich klein und dumm und schwach.“ Foto: Pascal Le Segretain / Getty Images
  • Auch die US-Schauspielerin Rose McGowan soll von Harvey Weinstein vergewaltigt worden sein. Sie beschuldigt die Produktionsfirma Amazon Studios, ein Projekt mit McGowan fallengelassen zu haben, nachdem sie einem Amazon-Verantwortlichen davon erzählt habe. Foto: Peter Foley / dpa
  • Model und Schauspielerin Cara Delevingne behauptete, Weinstein habe ihr in seinem Hotelzimmer befohlen, eine andere Frau zu küssen. Er soll zudem versucht haben, Delevingne einen Kuss auf den Mund zu geben. Foto: Tristan Fewings / Getty Images
  • Oscar-Gewinnerin Mira Sorvino soll ebenfalls in einem Hotelzimmer von Weinstein belästigt worden sein. Zudem soll er eines Nachts unangekündigt vor ihrer Wohnungstür gestanden haben. Foto: imago stock&people / imago/ZUMA Press
  • Nach Aussage der französischen Schauspielerin Lea Seydoux soll Harvey Weinstein in seinem Hotelzimmer unvermittelt auf sie losgegangen sein und versucht haben, sie zu küssen. Foto: Pascal Le Segretain / Getty Images
  • Die Schauspielerin Heather Graham berichtete dem Branchenmagazin „Variety“, bei einem Casting habe Weinstein ihr gesagt, er habe die Erlaubnis seiner Frau mit anderen zu schlafen. Foto: imago stock&people / imago/Future Image
  • Auch Schauspielerin Ashley Judd berichtete von Belästigungen seitens des Filmproduzenten. In seinem Hotelzimmer habe Weinstein sie wiederholt gefragt, ob sie ihn massieren oder ihm beim Duschen zuschauen wolle. Foto: imago stock&people / imago/Xinhua

Weinsteins Masche? Die mit dem „Sprungbett“ – zu einer großen Karriere. Wer eine Rolle wollte, musste vorher Harvey zu Diensten sein. Vieles, was Weinstein vorgehalten wird, der alles abstreitet und hartnäckig von einvernehmlichen Kontakten spricht, ist strafrechtlich verjährt. Mindestens zwei Fälle nicht. Ihre absehbar hochemotional werdende Sezierung durch die Justiz wird voraussichtlich bis Anfang März ergeben, ob Weinstein hinter Gitter muss – im schlimmsten Fall bis ans Lebensende – oder freigesprochen wird. Alles ist offen.

Mimi Haleyi, eine frühere Assistentin in Weinsteins inzwischen liquidierter Produktionsgesellschaft Miramax, sagt, ihr Boss habe sie 2006 zum Oralverkehr gezwungen. Eine bisher noch in der Anonymität gehaltene zweite Frau wirft Weinstein vor, von ihm 2013 in einem Hotel vergewaltigt worden zu sein.

Beide Opfer müssen sich auf eine beinharte Verteidigung gefasst machen. Weinstein hat zwei hochkarätige Anwaltsteams rausgeschmissen und sich in die Hände der für schmerzhafte Kreuzverhöre bekannten Juristin Donna Rotunno begeben. Von ihr stammen markige Sätze wie dieser: „Wenn du kein Opfer werden willst, geh nicht mit auf ein Hotelzimmer.“

Weinstein-Prozess: Drei weitere Opfer sind Zeuginnen

Rotunno sagt, durch die mediale Wucht der #MeToo-Bewegung sei das Prinzip der Unschuldsvermutung erodiert. Auf die Ankläger um Bezirksstaatsanwältin Joan Illuzzi-Orbon warten heikle Tage. Sie müssen im Detail nachweisen, dass Weinstein die ihm zur Last gelegten Straftaten tatsächlich begangen hat. Dabei können sie auf Beihilfe setzen. Richter Burke hat erlaubt, dass drei weitere Opfer, bei denen die Geschehnisse bereits verjährt sind, als Zeuginnen gehört werden können.

  • Die Golden Globes standen dieses Jahr ganz im Zeichen selbstbewusster Schauspielerinnen, die sich von Sexismus-Skandalen und erpresserischen Produzenten wie Harvey Weinstein und anderen Hollywood-Größen nicht unterkriegen lassen wollen. Hier sind Laura Dern, Nicole Kidman, Zoe Kravitz, Reese Witherspoon und Shailene Woodley zu sehen. Foto: LUCY NICHOLSON / REUTERS
  • Wer sich bei den Golden Globes solidarisch mit der #MeToo-Bewegung zeigen wollte, kam in Schwarz. Der Eleganz tat dies keinen Abbruch. Stolze Gewinnerinnen der Golden Globes (v. l. nach r.): Laura Dern, Nicole Kidman, Zoe Kravitz, Reese Witherspoon und Shailene Woodley, die Awards für die Serie "Big Little Lies“ gewannen. Foto: LUCY NICHOLSON / REUTERS
  • Strahlende Gewinner aus Deutschland: Diane Kruger (l.) und Fatih Akin gewinnen eine Auszeichnung für den besten nicht-englischsprachigen Film „Aus dem Nichts“. Der Film beschäftigt sich mit der Mordserie des NSU. Die Geehrten dürfen auch auf einen Oscar hoffen, der Film ist noch im Rennen in der Kategorie „nicht-englischsprachiger Film“. Foto: LUCY NICHOLSON / REUTERS
  • Fatih Akin bedankt sich überschwänglich. Foto: HANDOUT / REUTERS
  • Angelina Jolie zeigte sich auf dem rotem Teppich mit Sohnemann Pax Thien Jolie-Pitt. Foto: Frazer Harrison / Getty Images
  • Später stand sie mit der französischen Schauspielerin Isabelle Huppert auf der Bühne. Foto: Handout / NBCUniversal via Getty Images
  • Auch die deutsche Schauspielerin Veronica Ferres mischte sich unter die Gäste und kam in Schwarz. Foto: Frazer Harrison / Getty Images
  • Ausgezeichnet wurde Gary Oldman für seine Rolle in dem Drama „Darkest Hour“. Der Brite kam wie seine weiblichen Kolleginnen in schwarz. Foto: Kevin Winter / Getty Images
  • Den Golden Globe gab es auch für Elisabeth Moss für ihre Rolle in „The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“. Foto: Greg Doherty / Getty Images
  • Belohnt wurde Sterling K. Brown als bester Schauspieler in der TV-Serie „This is us“. Foto: Paul Drinkwater / dpa
  • Ganz in Schwarz: Die erste Riege der Hollywood-Schauspieler und Schauspielerinnen hatten sich zuvor darauf geeinigt, mit der Farbe Schwarz ein Zeichen gegen Sexismus zu setzen. Nahezu alle folgten dem Aufruf. Hier sind Reese Witherspoon, Eva Longoria, Salma Hayek and Ashley Judd (v. links) zu sehen. Foto: Frederick M. Brown / Getty Images
  • Aziz Ansari (Mitte) wurde für seine Serie „Master of None“ ausgezeichnet, in der er sowohl die Hauptrolle spielt als auch als Produzent fungiert. Mit ihm freuen sich Emilia Clarke und Kit Harington, bekannt aus „Game of Thrones“. Foto: Kevin Winter / Getty Images
  • Viele Schauspielerinnen luden Aktivistinnen der Bewegung ein, so etwa Susan Sarandon, die mit Rosa Clemente kam. Clemente bezeichnete sich selbst als „Mutter, politische Kommentatorin, Hip-Hop-Aktivistin“. Foto: Frazer Harrison / Getty Images
  • Tarana Burke (l.) twitterte als Erste unter dem Hashtag #metoo, hier ist sie an der Seite der Schauspielerin Michelle Williams zu sehen. Foto: Frazer Harrison / Getty Images
  • Aktivistin Marai Larasi (l.) und Schauspielerin Emma Watson posieren vor der Verleihung für die Kameras. Foto: Frazer Harrison / Getty Images
  • Schauspielerin Meryl Streep und die Chefin der National Domestic Workers Alliance, Ai-jen Poo, die sich für die Rechte von Arbeitnehmerinnen in der Care-Arbeit einsetzt. Foto: Frazer Harrison / Getty Images
  • Gewinnerin Saoirse Ronan bedankt sich für die Auszeichnung für ihre Rolle in „Lady Bird“. Foto: Handout / NBCUniversal via Getty Images
  • Schauspielerin und Autorin Greta Gerwig erhielt einen Globe für ihre Musical-Komödie „Lady Bird". Foto: Handout / NBCUniversal via Getty Images
  • Salma Hayek Pinault. Foto: HANDOUT / REUTERS
  • Auch „Wonder Woman“ ist gekommen: Gal Gadot hat ihren Ehemann Yaron Versano mitgebracht. Foto: Frazer Harrison / Getty Images
  • Schauspielerin Viola Davis (bekannt u.a. aus „How to Get Away with Murder“) posiert für die Presse. Foto: Frazer Harrison / Getty Images
  • Ewan McGregor bedankt sich für den Award, den er für seine Rolle in „Fargo“ erhielt. Foto: Handout / NBCUniversal via Getty Images
  • Society-Sternchen Paris Hilton kam zur Aftershow-Party. Foto: MARIO ANZUONI / REUTERS
  • Last but not least wurde Moderatorin und Schauspielerin Oprah Winfrey mit dem Cecil B. Demille Award geehrt, eine Auszeichnung, die das Lebenswerk von Filmschaffenden würdigt. Foto: HANDOUT / REUTERS

Je größer der Medienrummel in den USA ist, desto schwieriger wird das Verfahren zur Auswahl derer, die am Ende über Freiheit oder deren Entzug entscheiden – die Geschworenen. Vor allem dann, wenn der „Gerichtshof der öffentlichen Meinung“ einen Angeklagten bereits für schuldig hält. Was bei Harvey Weinstein der Fall ist.

Dreh- und Angelpunkt werden darum die in den nächsten 14 Tagen zu bestimmenden zwölf Geschworenen und ihre sechs Ersatzkandidaten sein. Erst danach geht der Prozess in der Sache los. Das Gericht hat 2000 New Yorker angeschrieben. 500 sollen in einem Pool landen.

Weinstein-Prozess hatte sich verzögert

Mitte Dezember 2019 war bekannt geworden, dass Weinstein sich in einigen Zivilfällen offenbar mit Klägerinnen einigen konnte. Die Klägerinnen sollen Geld erhalten und die Klagen fallen lassen haben.

Eigentlich hatte der Prozess gegen Weinstein bereits im September beginnen sollen. Doch der Beginn verzögerte sich. Eine weitere Frau hatte schwere Vorwürfe erhoben: „Sopranos“-Star Annabella Sciorra erklärte, Weinstein habe auch sie vergewaltigt.ein jahr „metoo“- diese folgen hatte die bewegung weltweit

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