Trauerstaatsakt für verstorbenen Bundespräsidenten Horst Köhler in ...
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Trauerstaatsakt - Bundespräsident Steinmeier würdigt verstorbenen Vorgänger Köhler
Di 18.02.25 | 16:14 Uhr
dpa/Michael Kappeler
Die Spitze des deutschen Staates, Freunde und Wegbegleiter haben in Berlin Abschied von dem ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler genommen. In einem Staatsakt würdigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seinen Vorgänger als einen "tatkräftigen und bis in die letzten Tage seines Lebens unermüdlichen Diener unseres Gemeinwesens". Köhler war Anfang Februar im Alter von 81 Jahren gestorben.
Steinmeier rief dazu auf, Köhlers Vermächtnis zu bewahren. "Wenn wir heute dankbar sind für Horst Köhler und seinen Dienst an unserem Land, dann erkennen wir damit auch eine Verpflichtung: dieses Land in seinem Sinne zu bewahren und als höchst lebenswerten Ort auch für zukünftige Generationen zu erhalten."
Auch frühere Bundespräsidenten Wulff und Gauck anwesend
Zu dem Staatsakt und einem vorausgehenden Gottesdienst kamen die Spitzen aller fünf Verfassungsorgane - neben Steinmeier auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie die Präsidenten von Bundestag, Bundesrat und Bundesverfassungsgericht, Bärbel Bas (SPD), Anke Rehlinger (SPD) und Stephan Harbarth. Die früheren Bundespräsidenten Christian Wulff und Joachim Gauck sowie Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) nahmen ebenso an den Trauerfeierlichkeiten teil wie viele andere ehemalige oder noch aktive Politikerinnen und Politiker.
Im Dom war der Sarg mit dem Leichnam des Verstorbenen auf den Stufen zum Altarraum aufgebahrt. Er war bedeckt von einer Nationalfahne.
Nach dem Staatsakt lud Steinmeier zum Trauerempfang ins Berliner Rathaus.

Ausdruck höchster Würdigung
Angeordnet hatte den Trauerstaatsakt Bundespräsident Steinmeier. Grundlage ist eine Regelung von 1966. Ein Trauerstaatsakt ist demnach "Ausdruck höchster Würdigung durch die Bundesrepublik Deutschland einer Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, die sich hervorragend um das deutsche Volk verdient gemacht hat".
Bisher wurde eine solche Ehre vor allem ehemaligen Bundespräsidenten, Bundeskanzlern, Bundestagspräsidenten und zum Teil auch Bundesministern zuteil, aber beispielsweise auch dem 1977 von der Roten Armee Fraktion (RAF) ermordeten Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer. Den bisher letzten Trauerstaatsakt gab es im Januar vergangenen Jahres für den verstorbenen CDU-Politiker Wolfgang Schäuble.
Überraschender Rücktritt
Köhler war 2004 zum neunten Bundespräsidenten gewählt worden. Er folgte auf den Sozialdemokraten Johannes Rau. 2009 bestätigte die Bundesversammlung ihn im Amt. Die zweite Amtszeit endete jedoch 2010 abrupt und völlig überraschend durch den Rücktritt Köhlers mit sofortiger Wirkung - ein bis dahin einmaliger Vorgang in der Geschichte der Bundesrepublik.
Köhler ärgerte sich über Kritik an ihm nach einem Hörfunkinterview. Darin sprach er über die Notwendigkeit, dass ein Land wie Deutschland mit seiner Exportorientierung notfalls auch militärische Mittel einsetzen müsse, um freie Handelswege zu gewährleisten. Köhler sah durch die Kritik daran das Amt des Bundespräsidenten beschädigt.
Sendung: rbb24 Inforadio, 18.02.2025, 8:40 Uhr