Lakers: Wie gefährlich sind LeBron James und Co. im Titelrennen?
Mit Ach und Krach haben es die Los Angeles Lakers in die Play-offs geschafft. Allein das Superstar-Duo LeBron James und Anthony Davis macht den Champion von 2020 zu einem gefährlichen Team, das seine Saison erst durch einen Trade rettete. Doch es bleiben Fragezeichen.
LeBron James will mit den Los Angeles Lakers nach seinem fünften NBA-Titel greifen. IMAGO/USA TODAY Network
Gerade einmal dreieinhalb Wochen nach dem Start der NBA-Saison schien sie für die Startruppe der Los Angeles Lakers eigentlich schon wieder gelaufen. Aus den ersten zwölf Partien gelangen LeBron James und Co. magere zwei Siege. Die Mannschaft mit einem der besten Basketballer aller Zeiten, das Traditionsteam, das selbst die Stars und Sternchen aus Hollywood anhimmeln, gemeinsam mit den Boston Celtics Rekordchampion der NBA (17 Titel) - dieses Team dümpelte am Tabellenende der Western Conference umher.
"Als wir mit einer Bilanz von 2-10 in die Saison gestartet waren, gaben uns die Analysten eine 0,3-prozentige Chance auf die Play-offs", blickte James vor wenigen Tagen auf den verkorksten Saisonstart zurück. "Dass wir die Kehrtwende geschafft haben und nun eine Möglichkeit haben, um die Larry O'Brien Trophy zu spielen - mehr kann man sich nicht wünschen."
Die nach dem ehemaligen Ligaboss O'Brien benannte Meisterschaftstrophäe hat James in seiner Karriere bereits viermal in die Höhe gestemmt, zuletzt 2020 mit den Lakers. Auch drei Jahre später, in seiner mittlerweile 20. Spielzeit, agiert der "King" auf einem überragenden Niveau, wenn er denn fit ist. Das ließ sich über seine Teamkollegen in dieser Saison nicht immer sagen. Und James geht auf der Jagd nach weiteren Titeln mit seinen 38 Jahren langsam die Zeit aus.
Entsprechend rumorte es in der ersten Saisonhälfte in der Stadt der Engel, als die Lakers ähnlich wie in der Vorsaison, als sie die Postseason verpassten, ein weiteres Jahr von LeBrons Blütezeit zu verschwenden drohten. Erst ein Trade im Februar brachte L.A. in die richtige Bahn - und nun könnten die Lakers in den Play-offs auf einmal doch wieder gefährlich werden.
Im Februar beendete General Manager Rob Pelinka das gescheiterte Experiment mit Russell Westbrook als drittem Star an der Seite von James und Anthony Davis. Die Spielweise des ehemaligen MVP passte nicht zu den prominenten Teamkollegen, die Lakers verschifften Westbrook zu den Utah Jazz - die ihn kurz darauf entließen, woraufhin er bei den Clippers anheuerte -, im Gegenzug erhielt L.A. mehrere brauchbare Rollenspieler, die zuvor Mangelware waren.
Der Westbrook-Trade rettet die Lakers-SaisonSeither liefern D’Angelo Russell und Malik Beasley im gold-lilalen Trikot deutlich mehr Gefahr von der Dreierlinie, das wiederum verschafft LeBron und "AD" mehr Platz, um in der Zone zu wüten. Zusätzlich sicherten sich die Lakers in dem Trade die Dienste von Jarred Vanderbilt, ein bissiger Verteidiger.
Die einzelnen Teile fügen sich nun deutlich besser zu einem funktionierenden Ganzen. Seit dem All-Star-Break Mitte Februar haben die Lakers 16 ihrer letzten 23 Spiele gewonnen, ligaweit haben nur die Milwaukee Bucks in diesem Zeitraum eine bessere Bilanz vorzuweisen. Im Endspurt der regulären Saison stellte L.A. die nach Defensiv-Rating viertbeste Defense der Liga, auch die Offensive präsentierte sich deutlich verbessert - obwohl LeBron verletzungsbedingt mehr als die Hälfte dieser Partien verpasste.
So rückte das Team von Head Coach Darvin Ham von Platz 13 zum Zeitpunkt des All-Star-Games noch bis auf Platz sieben im Westen vor. Für ein sicheres Play-off-Ticket reichte das zwar nicht, das sicherte sich Los Angeles aber im Play-in-Turnier dank eines 108:102-Erfolgs nach Verlängerung gegen die Minnesota Timberwolves. Die Lakers bekleckerten sich in dieser engen Partie gegen ein durch unter anderem die Suspendierung von Rudy Gobert dezimiertes Team nicht mit Ruhm, das dürfte ihnen jedoch egal sein.
Lakers: Große Herausforderung in Runde einsDie Teilnahme an den Play-offs ist damit gesichert, die Saison zumindest ein Stück weit gerettet. In der ersten Runde geht es nun ab Sonntagabend gegen die Memphis Grizzlies, ein junges, athletisches und selbstbewusstes Team. Man darf mit einer engen Serie rechnen: Der flinke All-Star-Guard Ja Morant wird die Lakers-Defense vor große Herausforderungen stellen, dafür sollte L.A. dank James und Davis Vorteile in der Zone haben.
Dort verteidigt auf Seiten der Grizzlies zwar in Person von Jaren Jackson Jr. ein Kandidat auf den Award des Defensive Player of the Year, doch der ist gerne mal anfällig für Foulprobleme. Die weiteren Big Men Steven Adams (Knieverletzung) und Brandon Clarke (Achillessehnenriss) werden Memphis fehlen.
Dennis Schröder: LeBron scheint ihm zu vertrauenDer Erfolg der Lakers in dieser Serie wie auch in den gesamten Play-offs steht und fällt mit James und Davis. Sind beide fit, können sie so gut wie jeden Gegner dominieren. Doch genau bei diesem Thema Gesundheit sind der 38 Jahre alte James und der 30 Jahre alte Davis mittlerweile anfällig. Dahinter ist L.A. trotz der Kaderverbesserungen während der Saison mehr Wundertüte als alles andere.
Russells und Beasleys Offensiv-Leistungen glänzen nicht durch Konstanz, dafür kommt Austin Reaves aus einem starken März und Dennis Schröder kann von der Bank für frischen Wind sorgen. Die Saison des Deutschen war insgesamt durchwachsen, im Play-in gegen Minnesota stellte er aber seine Stärke unter Beweis (21 Punkte). Auch James scheint dem Point Guard in wichtigen Momenten zu vertrauen, wie Schröders Dreier nach LeBron-Assist in den Schlusssekunden der regulären Spielzeit zeigte.
James und Davis können jede Unterstützung von ihren Rollenspielern um Schröder gut gebrauchen, um die Last am Ende nicht allein Schultern zu müssen. Als Siebtplatzierter werden sie allerdings in keiner Play-off-Serie über den Heimvorteil verfügen. "Es ist jedes Jahr schwierig, es gibt zu viele großartige Teams, zu viele großartige Spieler", wischte James zuletzt diese Bedenken weg. "Es ist egal, ob du als Erster oder Achter in die Play-offs gehst." Das gilt vor allem für ein LeBron-Team.
Philipp Jakob