Superstar LeBron James: Der unkaputtbare Basketball-Opa
Eintausendfünfhundertvierundzwanzigmal. 1524-mal.
So oft hatte LeBron James auf einem NBA-Court gestanden, ehe er vergangene Nacht in Orlando das Feld betrat. Ehe er 28 Punkte erzielte, 14 Rebounds und zehn Assists und seine Los Angeles Lakers zum 106:93-Sieg gegen Miami Heat führte. James scorte und passte, er dominierte - und dann ertönte zum 1525. Mal in seiner NBA-Karriere die Schlusssirene.
Es folgten Konfettiregen, Jubelarien, Glückwünsche, und mittendrin ein bewegter LeBron James, der die Lakers, die glamouröseste aller NBA-Franchises, zum ersten Titelgewinn seit 2010 geführt hat, neun Monate nach dem tragischen Tod von Lakers-Ikone Kobe Bryant (41). Für gewöhnlich wäre er von etlichen Reportern, Kameraleuten und Fans umringt gewesen, als er zum besten Spieler der Finals gekürt wurde. Doch es passte zu dieser Pandemiesaison, zu den über 95 Tagen in der "Bubble" in Disneyland, dass James nur im kleinen Kreis die vierte Finals-MVP-Trophäe seiner Karriere entgegennahm.
Im Alter von 35 Jahren, neun Monaten und zwölf Tagen.
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Vier NBA-Titel hat James nun gewonnen, war erfolgreich mit allen drei Teams, für die er in seiner 17-jährigen Karriere auflief. Im Dauerstreit um seinen Platz unter den größten Legenden - vor oder hinter Michael Jordan? - sammelte er wichtige Argumente. Und nebenbei zementierte er sein Vermächtnis als Ausnahmeathlet.
"King James" ist nicht der erste, aber einer von wenigen Basketballern, der tief in den Dreißigern noch Außergewöhnliches vollbringt. Ein Dirk Nowitzki wäre hier zu nennen, Tim Duncan oder Kareem-Abdul Jabbar, der 1985 mit 38 Jahren zum ältesten Finals MVP der Geschichte gewählt wurde. Bis heute ist er mit 38.387 Regular-Season-Punkten der erfolgreichste Korbjäger der NBA - und einer von nur zwei Spielern, die in ihrer Karriere noch mehr Zähler aufgelegt haben als LeBron James (34.241).
Doch der bald 36-jährige James hat beste Chancen, diese und weitere Bestmarken zu knacken. Denn was ihn von den genannten Größen unterscheidet, ist die Tatsache, dass er sich bislang kaum einer schwindenden Physis beugen musste. Noch immer wirkt es mühelos, wenn er durch die Lüfte segelt und über Ringniveau abschließt. Noch immer sehen viele Verteidiger wie Schulbuben aus beim Versuch, James vor sich zu halten. Und je länger der König sein Leistungsniveau hält, desto stärker wird seine Physis mystifiziert: LeBron, der Unkaputtbare.
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James ist ein Jahrhundertathlet, gesegnet mit Größe, Dynamik, Kraft und Wendigkeit, aber auch mit belastbaren Knochen, Sehnen, Bändern und einer regenerationsfähigen Muskulatur. Ohne dieses genetische Fundament wären 17 nahezu verletzungsfreie NBA-Saisons nicht denkbar - schon gar nicht bei James' körperbetontem Stil.
Zugleich spürte der King früh, wie schnell auch Ausnahmekörper in der NBA verschleißen können. Dass ihn über die Jahre nie mehr als kleine, allenfalls mittelgroße Wehwehchen plagen sollten, ist auch enormem Aufwand geschuldet - verbunden mit einem Namen, der öffentlich kaum bekannt ist: Mike Mancias.
Fitnesstrainer Mancias kam 2003 zu den Cleveland Cavaliers, genau wie James. Seither folgte er dem Superstar auf allen Stationen, zunächst nach Miami (2010-2014), dann zurück nach Cleveland (2014-2018) und schließlich nach Los Angeles (2018). Formell wurde der Coach stets von den jeweiligen Teams eingestellt - doch im Wesentlichen gilt er als der persönliche Athletiktrainer von James. Oder besser: als Schatzmeister seines Körpers.
Geheimwaffen Kältekammer und alkalisches WasserMancias überwacht alle Belange, die James' Gesundheit beeinflussen, von Work-out-Routinen über Gewichtsregulation bis hin zu Ernährung, Schlaf und mentaler Stärkung. Er ist der Koordinator einer ganzen Reihe von Spezialisten, die James für seine Fitness beschäftigt, darunter ein Biomechaniker und Navy Seal, persönliche Köche, Regenerationstrainer, Physiotherapeuten, Masseure und weitere.
Es gab zahlreiche Erzählungen, was James und sein Team alles für die Fitness tun. Ein Auszug:
Ebenfalls im eigenen Haus soll James eine Kryokammer zur Leistungssteigerung besitzen, in der minus hundert Grad und kältere Temperaturen erreicht werden, sowie eine abgedichtete Kammer, in der ihm hundertprozentiger Sauerstoff zugeführt wird.
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James helfen diese Maßnahmen, schneller zu regenerieren, Verletzungen vorzubeugen und seine sportliche Blütezeit weit in die Dreißiger auszudehnen. 2018, mit 33, gelangen ihm mit durchschnittlich 34 Punkten, 9,1 Rebounds und 9,0 Assists die individuell besten Playoffs seiner Karriere - trotz eines geprellten Handgelenks, wie später bekannt wurde.
Im Vergleich zu dieser Performance wirkte James in diesem Jahr passiver. Nur vereinzelt, in wohltemperierten Dosen schaltete er den Extragang ein: Am Ende standen 27,6 Zähler, 10,8 Rebounds und 8,8 Assists zu Buche. Elitäre Werte für jeden Basketballer, der nicht LeBron James heißt - und doch Anlass für viele, über die womöglich schwindende Playoff-Dominanz des Kings zu spekulieren, der öfter in den NBA-Finals gestanden hat (zehnmal) als 27 von 30 Franchises.
Ob der 35-Jährige beim Titelgewinn 2020 weniger zeigte, weil ihn sein Körper dazu zwang oder - wahrscheinlich - weil er es dank des besten Mitspielers seiner Karriere, Anthony Davis, schlicht nicht nötig hatte, wird die Zukunft zeigen. Bislang jedenfalls erlebt James den wohl besten Karriereherbst der NBA-Geschichte.
Laut seines Managers Maverick Carter investiert der Superstar rund 1,5 Millionen Dollar jährlich in die Aufrechterhaltung dieses Zustands. Eine stattliche Summe, und doch ein Witz im Vergleich zum Return, den diese Anlage generiert. 303 Millionen Dollar Gehalt hat James in seiner Karriere erhalten, bald wird er Kevin Garnett als Allzeit-Bestverdiener ablösen (334 Millionen). Hinzu kommen exorbitante Werbedeals, Hunderte Millionen schwer.
Und auch die gesellschaftliche Figur James profitiert. Der 35-Jährige ist ein sozialpolitisches Schwergewicht, eine der meistbeachteten Stimmen der schwarzen US-Bevölkerung. Je besser er auf dem Court spielt, desto größer ist seine Bühne. "Wir alle wollen bessere Tage erleben. Wir werden weiter gegen soziale Ungerechtigkeit, Unterdrückung bei Wahlen, Polizeibrutalität kämpfen, gegen alles, was nicht Liebe ist", sagte James im Interview unmittelbar nach dem Titelgewinn.
Es sind wichtige Worte, auch mit Blick auf die US-Präsidentschaftswahlen Anfang November. Begleitet werden sie von Punkten, Rebounds und Assists.
Icon: Der Spiegel