Olympische Spiele: Schwimm-"Lauch" Leonie Beck verzweifelt bei ...
"Ich habe die Mauer geküsst" Schwimm-"Lauch" Beck verzweifelt bei Kraftakt in der Seine
08.08.2024, 11:13 UhrSchwimmerin Leonie Beck verfehlt im olympischen Rennen in der Seine die Medaillenränge deutlich. Der Rückstand auf Bronze betrug rund zweieinhalb Minuten. Die Europameisterin war als Mitfavoritin ins Rennen gegangen und war danach einigermaßen ratlos.
Mitfavoritin Leonie Beck hat beim olympischen Freiwasserrennen in der Seine die Medaillen deutlich verpasst. Die Doppel-Europameisterin, die im vergangenen Jahr auch das WM-Double gewonnen hatte, schlug nach zehn Kilometern im Pariser Stadtfluss in 2:06:13,4 Stunden als Neunte an. Gold holte sich auf dem Kurs mit Start und Ziel unter der imposanten Pont Alexandre III die niederländische Rio-Olympiasiegerin und Weltmeisterin Sharon van Rouwendaal vor der australischen WM-Vierten Moesha Johnson und der Italienerin Ginevra Taddeucci.
"Ich habe versucht, so nah wie möglich an der Mauer zu schwimmen, um möglichst wenig Strömung zu haben, aber das waren wirklich zwei Stunden Kraftsport, Zug für Zug", sagte die gefrustete Beck in der ARD: "Es hilft, wenn man muskulös ist, aber schaut mich an, ich bin ein Lauch. Ich habe die Mauer geküsst, aber ich weiß nicht, was ich hätte anders machen sollen", berichtete die mit von Dornen zerkratzten Armen Schwimmerin weiter. Ein Rennen im Fluss war für sie und die anderen Teilnehmerinnen Neuland. "Für mich war das eine andere Sportart."
Nachdem sie aus der braunen Brühe gestiegen war, griff sie sofort nach einer Cola. "Zum Desinfizieren", sagte sie. "Ich hoffe, dass wir nichts davontragen. Das wäre dann noch das Highlight. Ich denke, ich werde noch ein paar Liter davon trinken." Vor allem wegen der TV-Bilder vor imposanter Kulisse mit der Pont Alexandre III, dem Eiffelturm und dem Invalidendom hatten sich die Veranstalter entschlossen, allen Bedenken um Bakterien und starker Strömung zum Trotz die Freiwasserrennen in diesem völlig ungewohnten Setting durchzuziehen.
Viele Diskussionen um das Rennen
Beck, die in Italien lebt und trainiert, fehlten zweieinhalb Minuten zu Bronze. Die Würzburgerin, Fünfte vor drei Jahren in Tokio, lag nach der ersten der sechs Runden schon 50 Sekunden zurück, holte dann aber auf. In der vierten Runde allerdings fiel Beck entscheidend zurück. Die Olympiadebütantin Leonie Märtens schwamm weit hinterher und landete mit über zwölf Minuten Rückstand auf Platz 22.
Die Wassertemperatur betrug 23 Grad, die Strömung in der Flussmitte 0,8 Meter pro Sekunde. Flussabwärts benötigten die Schwimmerinnen nur sechs Minuten für die 800 Meter, gegen den Strom an der Ufermauer entlang dagegen mehr als 13 Minuten für dieselbe Distanz. "Das war einfach Kraftsport. Ich bin ein Lachs, ich habe null Muskeln. Wie soll ich zwei Stunden Krafttraining machen?" Als Ausrede wollte sie das aber nicht verstanden wissen. "Die Bedingungen waren für alle gleich", sagte die Bayerin.
Bundestrainer sieht taktische Fehler
Bundestrainer Bernd Berkhahn, ein Kritiker der Veranstaltung, widersprach Beck. "Wenn man das physikalisch betrachtet, ist der Kraftaufwand auf dieser Strecke nicht größer als auf jeder anderen Strecke", sagte er: "Man muss nicht mehr Kraft aufwenden, man ist einfach nur langsamer. Damit muss man sich mental abfinden. Das ist ein Problem, wenn man das nicht so realisiert." Bei Beck sah er in den entscheidenden Phasen taktische Fehler.
Um das Rennen hatte es viele Diskussionen wegen der schlechten Wasserqualität gegeben. Am Dienstag war das Training abgesagt worden, einen Tag später wurde die Strecke freigegeben, die Werte für die Bakterienbelastung lagen "im grünen Bereich", so DSV-Leistungssportdirektor Christian Hansmann. Märtens sprang zusammen mit Tokio-Olympiasieger Florian Wellbrock und Oliver Klemet in die Seine, Beck trainierte dagegen im Pool der Schwimmhalle Georges Vellerey. Drei Stunden vor dem Start gab es grünes Licht aufgrund der neuesten Werte.