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Zehn Kilometer Freiwasser bei Olympia 2024: Leonie Beck mit ...

Zehn Kilometer Freiwasser bei Olympia 2024 Leonie Beck mit
Die Niederländerin Sharon van Rouwendaal gewinnt die Goldmedaille – mit einer Attacke kurz vor dem Schluss. Die Deutschen um Beck und Leonie Märtens schwimmen nicht vorne mit.

Leonie Beck hat im Freiwasserrennen über zehn Kilometer in der Seine eine große Enttäuschung erlebt. Die stärkste Schwimmerin in dieser Disziplin in den vergangenen zwei Jahren kam am Donnerstagmorgen mit großem Rückstand auf die Siegerin Sharon van Rouwendaal aus den Niederlanden ins Ziel.

Beck, Welt- und Europameisterin und Gewinnerin des Weltcups in der vergangenen Saison, schlug mit einem Rückstand von 2:39,2 Minuten als Neunte an. Danach sagte sie in der ARD: „Ich habe versucht, so nah wie möglich an dieser Mauer zu schwimmen, um möglichst wenig Strömung zu haben, aber das waren wirklich zwei Stunden Kraftsport, Zug für Zug.“

Sharon van Rouwendaal gewann Gold in 2:03:34 Stunden mit einem Schlusssprint aus einem Schwimmerinnentrio heraus. Die Niederländerin attackierte unter der Brücke Pont des Invalides mit Blick auf den Zielkanal und überrumpelte so die bis dahin an der Spitze schwimmende Australierin Moesha Johnson. Dritte wurde die Italienerin Ginevra Taddeucci. Leonie Märtens aus Magdeburg wurde abgeschlagen 22. mit 12:23,1 Minuten Rückstand.

Beck, die seit drei Jahren in Rom lebt und trainiert, hatte am Vortag auf das einzige Training in der Seine verzichtet und mit den Italienerinnen im Pool trainiert. Die Seine soll seit Mittwoch sauber genug für den stundenlangen Wettkampf gewesen sein. Angesichts der in den Olympiawochen zunehmend undurchsichtigeren Informationspolitik des Organisationskomitees waren die Gutgläubigen im Vorteil und konnten etwas unbelasteter ins Wasser gehen. Wie sie herauskommen würden, dürften erst die kommenden Tage zeigen.

Nach dem Start um halb acht setzten die Italienerinnen Ginevra Taddeucci und Giulia Gabbrielleschi zunächst das Tempo. Leonie Beck und Leonie Märtens schwammen nach der ersten Runde mit erheblichem Abstand hinter der Spitze auf Platz 16 und 17, beide mit über 50 Sekunden Rückstand.

Es ging drunter und drüber an der Kopfseite des Kurses, beim Zugriff auf die Flaschen gab es Gerangel unter Schwimmerinnen. Der Energieschub half. Flussabwärts holte Beck auf, halbierte den Rückstand auf 26,5 Sekunden. Vorne machte Sharon van Rouwendaal Tempo, das sorgte für Alarm. Die Niederländerin, Olympiasiegerin vor der Copacabana in Rio de Janeiro 2016, Zweite im Tokioter Hafenbecken 2021, machte Tempo. Ein Zeichen.

Romantik als Frage des Blickwinkels

Die zweite Runde gestaltete van Rouwendaal, die in Magdeburg bei Bernd Berkhahn trainiert, etwas langsamer als die Italienerinnen den ersten Abschnitt, aber am Beispiel der zweiten deutschen Schwimmerin, Leonie Märtens, zeigte sich, wie viel Kraft dieses Rennen kostete. Nach 3,2 Kilometern und dem Ende der zweiten Runde schwamm Märtens mit einem Rückstand von 1:14,5 Minuten hinterher – Platz 22 unter 24 Schwimmerinnen.

Doch auch die 23., Emma Finlin aus Kanada, und die 24., Xin Xin aus China, kämpften sich nach dem 800 Meter langen Abschnitt wieder flussaufwärts und wurden nicht am Eiffelturm vorbei Richtung Le Havre abgetrieben. Die Kameras fingen beide im Gegenlicht der über die Flussbrücken aufsteigenden Sonne ein, abgehängt und abgeschlagen. Da hatten sie noch weit mehr als eine Stunde im Fluss vor sich. Mit einer Geschwindigkeit von 0,7 bis 0,8 Metern pro Sekunde floss ihnen das Wasser entgegen. Romantik ist eine Frage des Blickwinkels.

Van Rouwendaal und Moesha Johnson, die ebenfalls in Magdeburg trainiert, bestimmten die Schlagzahl, Beck hielt den Abstand in der zweiten und dritten Runde in einem gut verträglichen Rahmen: 16,5 Sekunden zur Halbzeit bedeuteten Platz neun.

Für die Vorentscheidung sorgte eine Australierin auf der vierten von sechs Runden. Flussabwärts griff Moesha Johnson an. Johnson hatte einen kleinen Vorteil bei der Verpflegung, weil ihr die erste Position zugelost worden war – das erleichterte die Orientierung nicht unwesentlich. Gut genährt überflügelte Johnson ihre Trainingskollegin van Rouwendaal, nur Ginevra Taddeucci hielt unmittelbaren Anschluss. Hinter den ersten drei klaffte eine Lücke von ein paar Sekunden.

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Als es nach der Wende im Fluss das vierte Mal flussaufwärts ging, wo der nächste Energieschub in 750 Metern Entfernung wartete, konnte Leonie Beck das Tempo der Spitze nicht mehr halten. Aus 19 Sekunden Rückstand bei 5,9 Kilometern wurde 1:17,6 Minuten bei 6,6 Kilometern. Beck, die Weltmeisterin von Fukuoka über zehn und fünf Kilometer im vergangenen Jahr, Europameisterin von Belgrad im Juni 2024, quälte sich flussaufwärts, die Hoffnung auf den Olympiasieg trieb Richtung Ärmelkanal.

Nach zwei Dritteln des Rennens war die Wahrscheinlichkeit auf eine aktive Rolle bei der Siegerehrung in etwa so groß wie die, auf eine Flaschenpost, die man vom Ufer der Seine auf die Reise schickt, eine Antwort zu erhalten. Auf der fünften Runde verlor Leonie Beck weitere knapp 50 Sekunden auf Johnson, van Rouwendaal und Taddeucci. Dieses Rennen hätte ganz anders laufen sollen.

An der Spitze hatte sich geklärt, wer die Medaillen bekommen würde – einzig die exakte Verteilung war offen. Bis die erfahrenste Schwimmerin unter den dreien an der Spitze tat, was erfahrene Freiwasserschwimmerinnen am besten können: zum richtigen Zeitpunkt die entscheidende Attacke zu setzen. Sharon van Rouwendaal schwamm zur zweiten Goldmedaille ihrer Karriere, acht Jahre nach dem ersten Triumph im Atlantik.

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