Abrissreifer Gebäudekomplex: Lörrach kündigt Mietern für Geflüchtete
Die Kommunen müssen sich um die Unterbringung von Geflüchteten kümmern. Die Stadt Lörrach hat dafür einen Wohnkomplex im Auge und kündigt deshalb den bisherigen Mietern. Die Entscheidung sorgt für Diskussionen.
Die Stadt Lörrach greift zu einem ungewöhnlichen Mittel, um Geflüchtete unterzubringen. Rund 40 Mieterinnen und Mieter sollen aus einem Wohnkomplex ausziehen, damit dort Flüchtlinge einziehen können. Betroffen sind 30 Wohnungen.
Wie die Kommune gemeinsam mit der städtischen Tochtergesellschaft Wohnbau Lörrach mitteilte, kann mit dieser Maßnahme Wohnraum für etwa 100 Geflüchtete frei werden. "Den Mieterinnen und Mietern werden zeitnah modernere und bezahlbare Wohnraumangebote entsprechend der persönlichen Situation unterbreitet", hieß es weiter.
Den Angaben zufolge handelt es sich bei den Gebäuden um Wohnungen aus den 1950er Jahren. Es sei ohnehin geplant gewesen, sie wegen ihres Zustandes in den kommenden Jahren abzureißen und neu zu bauen. "Die Wohnungen helfen uns sehr, die ankommenden Menschen in der Stadt mit Wohnraum zu versorgen und somit unserer städtischen Aufgabe nachzukommen", sagte Oberbürgermeister Jörg Lutz der Mitteilung zufolge. "Wir werden weitere Projekte umsetzen, um alle zu erwartenden Menschen versorgen zu können." Den Angaben zufolge hatte die Stadt im vergangenen Jahr 638 Personen mit Fluchthintergrund aufgenommen, in diesem Jahr sollen es 356 sein.
Der Umzug werde vonseiten der Wohnbau Lörrach logistisch und finanziell unterstützt, ergänzte Wohnbau-Geschäftsführer Thomas Nostadt. Man habe große Erfahrung auch mit den Umzügen von Mieterinnen und Mietern ganzer Wohnkomplexe, beispielsweise bei großen Sanierungs- und Modernisierungsvorhaben.
Die betroffenen Mieter sollen am 27. Februar auf einer Bewohnerversammlung informiert werden. Ein entsprechendes Schreiben sei vergangene Woche an die Mieter gegangen, hieß es seitens der Wohnbau. Darin wird die Kündigung angekündigt und den Mietern versprochen, alternativen, geeigneten Wohnraum anzubieten. "Geplant ist, dass etwa zum Jahresende die gesamte Anlage als Flüchtlingsheim genutzt werden kann", hieß es in dem Schreiben.