Kara über Spiel gegen Messi: "Habe jetzt nicht an einen ...
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Ex-Rapid-Spieler Ercan Kara darf nun auch ein Spiel gegen Lionel Messi von seiner Bucketlist streichen. Warum er keinen Trikottausch mit dem Superstar in Erwägung gezogen hat, wie er mit seinen knappen Einsatzzeiten umgeht und ob für den 27-Jährigen ein Wechsel nach Saudi-Arabien denkbar wäre, verrät Kara im kicker-Interview.
Nicht viele österreichische Spieler können auch ein Match gegen Lionel Messi in ihrer Vita vorweisen. Ercan Kara ist einer davon. Der 27-Jährige hat vor eineinhalb Jahren den Sprung in die MLS gewagt und trifft dort regelmäßig auf ehemalige europäische Stars.
Vergangenen Donnerstag stand Kara erstmals auch mit Superstar Lionel Messi und dessen ehemaligen Barcelona-Kollegen Sergio Busquets und Jordi Alba auf dem Platz. Karas Verein Orlando City verlor das Leagues-Cup-Spiel mit 1:3, nach der Begegnung sprach der Österreicher mit dem kicker über die Besonderheit der Partie, den Effekt durch den Messi-Transfer, seine aktuelle Reservistenrolle und die Entwicklungen bei seinem Ex-Klub Rapid Wien.
Herr Kara, wie war das Spiel gegen Superstar Lionel Messi und andere Ex-Barça-Stars wie Busquets und Alba?
Für uns negativ, weil wir verloren haben. Es ist ein bisschen schwierig, weil um Inter Miami jetzt ein ziemlicher Hype herrscht. Sie spielen einen sehr guten Fußball, spielen gerade mit sehr viel Selbstvertrauen. Das hat sicher damit zu tun, dass jetzt Messi, Busquets und Alba dort spielen. Die haben natürlich unglaublich Qualität. Für uns war es ein schlechtes Ergebnis, weil wir verloren haben. Wir haben zwar gut dagegengehalten, aber leider hat es nicht gereicht und jetzt sind wir ausgeschieden.
Nach dem Spiel gab es einen obligatorischen Handshake mit Messi, einen Trikottausch haben Sie aber nicht in Erwägung gezogen. Gibt es so etwas für Sie nur, wenn das Ergebnis stimmt?
Ich habe jetzt nicht an einen Trikottausch gedacht. Natürlich hätte ich es gerne gemacht, aber durch die Niederlage habe ich nicht daran gedacht und deswegen habe ich das nicht in Erwägung gezogen.
Da steht also für Sie der Sport im Vordergrund?
Ja, natürlich. Man will gewinnen und da sind Emotionen dabei. Natürlich, bei einem Spieler wie Messi, verstehe ich auch viele Spieler, die einfach hingehen und das Trikot haben wollen, weil das sind auch Erinnerungen fürs Leben. Das ist auch verständlich. Aber wie gesagt, für mich war es in dem Moment nicht so, deshalb habe ich es auch nicht gemacht.
Sie standen vor wenigen Jahren noch in der Regionalliga am Platz, mittlerweile mit Messi und Co. Können Sie das überhaupt realisieren?
Jetzt bin ich schon eine gewisse Zeit hier, langsam kann ich es ein bisschen mehr realisieren. Natürlich ist es für jeden Spieler der Traum, einmal gegen die Besten der Welt zu spielen. Deswegen finde ich es natürlich unglaublich schön. Man muss den Moment genießen. Vor allem im Fußballerleben, das ist eine sehr kurze Zeit und deswegen ist es einfach etwas Besonderes.
Ihnen sind seit Ihrer Ankunft in Orlando in 44 MLS-Spielen 16 Treffer gelungen. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem bisherigen Abenteuer in Amerika?
Das erste Jahr war sehr positiv. Wir haben den Cup gewonnen, sind sehr erfolgreich gewesen, sind in die Play-offs gekommen, dort aber leider ausgeschieden. Das zweite Jahr war am Anfang ein bisschen holprig, auch mit ein paar kleinen Wehwehchen hier und dort. Dann bin ich wieder gut zurückgekommen. Die letzten Wochen war es so, dass ich nicht so viele Einsatzminuten bekommen habe, wie ich mir das vorgestellt hätte. Aber im Großen und Ganzen heißt es für mich, einfach nach vorne zu schauen, wieder in den Rhythmus reinkommen und dann wird das schon.
Wie war für Sie der Umstieg von der österreichischen Bundesliga auf die MLS?
Am Ende des Tages wird auch hier nur Fußball gespielt, aber eben auf einem anderen Niveau. Man muss sich anpassen, körperlich, geistig, mental. Ich glaube, das sind dann die Schwierigkeiten, die der ein oder andere hat. Und auch vieles im Leben opfern zu müssen für den Fußball, das darf man nicht vergessen. Aber wenn man eine gewisse Qualität hat und alles in Betracht zieht und mit voller Überzeugung durchzieht, dann kann man es auch schaffen.
Sie haben einmal gesagt, Sie möchten sich auch in den USA einen Namen machen. Jetzt haben Sie bereits einen Titel gewonnen und zahlreiche Treffer erzielt. Ist den Amerikanern der Name Ercan Kara mittlerweile geläufiger?
Ja, würde ich schon sagen. Aber in Amerika ist es ein bisschen anders als in Europa. Natürlich kennt man mich jetzt wahrscheinlich mehr hier in Amerika, aber wie gesagt, die Menschen hier sind anders. Die gehen jetzt nicht so auf einen ein, auch wenn sie dich kennen. Vielleicht hat das aber auch einfach mit Florida zu tun, weil hier die Menschen gelassener sind.
Noch vor einigen Wochen waren Sie im Sturm gesetzt, jetzt sieht es so aus, als hätten Sie Ihren Stammplatz an Duncan McGuire verloren. Spüren Sie zurzeit weniger Vertrauen vom Trainer oder ist das etwas, das zum Fußball einfach dazugehört und Sie ohnehin anspornt, härter zu arbeiten?
Ich glaube, das gehört zum Fußball dazu. Es gibt immer bessere Phasen, aber auch schlechtere. Was bleibt ist die Qualität. Wenn man dort anknüpft und seine Tore macht, dann ändert sich das sehr schnell wieder. Dann kommen auch wieder die Phasen, wo man das Vertrauen geschenkt bekommt und wieder performt. Wichtig ist, weiter hart an sich zu arbeiten, der Rest kommt von allein.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Transferoffensive der MLS, insbesondere von Miami?
Es ist so, dass gerade vor allem in Amerika ein Hype entsteht und sehr viele Stars hier herwechseln. Das tut natürlich der Liga gut und das merkt man auch an der Qualität. Ich finde es einfach nur gut, dass die Liga so viele Spieler bekommt und auch hoch im Kurs ist.
Es wird den Fußball in Amerika sicher nach vorne bringen.
Ercan Kara über den Transfer von Lionel Messi.
Welche Effekte hat der Messi-Transfer bereits ausgelöst?
Ich glaube, dass viele Prominente nach Miami gehen, um ihm zuzuschauen. Es tut einfach der gesamten Liga gut und es wird wahrscheinlich jedes Stadion, in dem er spielt, ausverkauft sein. Es wird den Fußball in Amerika sicher nach vorne bringen.
Jetzt gibt es eine Transferoffensive in der Liga, aber nach wie vor die Regel mit drei Designated Playern. Die Regel besagt, dass ein Klub drei Spieler verpflichten darf, deren Gehalt über einer von der Liga festgesetzten Gehaltsgrenze liegt. Ist die Regel noch zeitgemäß, angesichts der Transferoffensive in Saudi-Arabien?
Dazu kann ich nicht viel sagen. Ich mache nicht die Regeln, die gibt es schon länger. Das haben sie damals eingeführt, damit es eine finanziell stabile Liga ist. Das ist einfach so. Vielleicht ändern sie die Regel auch irgendwann, das weiß ich nicht. Dadurch dass Miami sehr viele Spieler holt, kann es schon sein, dass sie die Regel einmal überdenken. Würde es sie nicht geben, würden natürlich noch mehr Stars in die MLS wechseln. Aber die Regeln sind nun mal da. Dafür machen die Amerikaner andere Transfers, holen viele junge, gute Spieler in die Liga. Dadurch entsteht auch ein guter Mix.
Wird man Sie in naher Zukunft auch wieder in Europa spielen sehen?
Dazu kann ich jetzt nicht sagen. Ich habe noch eineinhalb Jahre Vertrag hier in Orlando. Man wird sehen, was die Zeit bringt. Ich habe in Europa gespielt und werde wahrscheinlich irgendwann mal wieder in Europa spielen. Aber wann das sein wird, das weiß ich nicht.
Vor allem im aktuellen Transfersommer wechseln unzählige Spieler nach Saudi-Arabien. Wäre dieser Schritt auch für Sie denkbar?
Ich habe für mich nicht darüber nachgedacht. Aber ja, sie haben das Geld, investieren und wollen dort etwas aufbauen. Wenn Spieler mit derart großen Namen dort hingehen, dann muss da etwas dran sein. Deswegen glaube ich, dass diese Liga für sehr viel Aufmerksamkeit sorgen wird, wenn das so weitergeht.
Vor eineinhalb Jahren haben Sie den SK Rapid verlassen. Gibt es noch Kontakt? Wie beurteilen Sie die Entwicklungen bei Ihrem Ex-Klub?
Es fällt mir schwer, das als Außenstehender zu beurteilen, aber ich denke, dass die Verantwortlichen dort sicher einen Plan haben. Mit dem einen oder anderen habe ich noch Kontakt, man hört sich ab und zu und tauscht sich aus. Ich wünsche meinem Ex-Klub nur das Beste und hoffe, dass sie die Conference-League-Quali schaffen, damit sie wieder europäisch dabei sind. Rapid gehört auf jeden Fall nach Europa. Ich hoffe, dass es dieses Jahr besser wird als letztes Jahr und drücke ihnen die Daumen.
Interview: Michael Chudik