Lionel Messi wieder Weltfußballer – Kommentar: Diese Wahl ist ...
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Meinung
Weltfußballer-Wahl Messi ist wieder der "Beste": Ein absurdes Ergebnis
Bei der Wahl des Weltfußballers scheint es mehr um Heldenverehrung zu gehen als um sportliche Leistungen.
© ZUMA Wire / Imago Images
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Bei der Fifa-Wahl des Weltfußballers hat Lionel Messi wieder Platz eins belegt – obwohl Erling Haaland eine Top-Saison gespielt hat. Ein demokratisches Ergebnis, aber eines ohne sportliche Grundlage.
Fernando Lewis ist Fußballer, 30 Jahre alt und hat vor einigen Jahren beim niederländischen Erstligisten AZ Alkmaar gespielt, bevor er in die Niederungen des holländischen Fußballs abtauchte. Man tut ihm also eher kein Unrecht, wenn man sagt, auf der großen Bühne des Weltfußballs gehöre er zu den Leichtgewichten. Doch einmal im Jahr darf er mitmischen, denn Lewis ist Kapitän der Nationalmannschaft Arubas und deshalb bei der Wahl des Weltfußballers stimmberechtigt. Und der heißt in diesem Jahr wieder Lionel Messi. Schon wieder. Andere, wie der Zweitplatzierte Erling Haaland von Manchester City oder Kylian Mbappé von Paris Saint-Germain hätten es mehr verdient.
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Vor 19 StundenDass Haaland nicht zum Weltfußballer gewählt wurde ist ein "Skandal"
Dass der Weltverband Fifa bei einer vermeintlich prestigeträchtigen Wahl ausnahmsweise demokratische Strukturen vorherrschen lässt, ist löblich. Abstimmen dürfen Nationalmannschaftskapitäne, Nationaltrainer, ausgewählte Journalisten und Fans. Sie kürten den 36 Jahre alten Argentinier Messi zum besten Kicker des Jahres 2023, obwohl er in diesem Jahr sportlich keine nennenswerten Erfolge geliefert hat. Zubuche steht nur ein mit viel Getöse zelebrierter Transfer zu Inter Miami in die US-amerikanische Profiliga MLS. Dass er dort gleich in seinem ersten Spiel in letzter Minute einen entscheidenden Freistoß direkt verwandelte, war etwas für Fußballromantiker, eine Eruption des Sports war es nicht.
Womit wir bei Erling Haaland wären. Der Norweger von Manchester City, immer noch erst 23 Jahre alt, gewann mit seinem Klub in der Saison 2022/23 die englische Meisterschaft, den FA-Cup und insbesondere die Champions League. Wettbewerbsübergreifend schoss er 52 Tore in 53 Spielen – ein fantastischer Schnitt. Fifa-Klub-Weltmeister und Uefa-Supercup-Sieger wurde Manchester City kürzlich auch noch.
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Dass Haaland bei der Wahl nicht bedacht wurde, könnte man wie der ehemalige norwegische Fußballer und heutige TV-Experte Carl-Erik Torp als "Skandal" bezeichnen, die Relevanz der Wahl trägt das aber nur bedingt (Messi selbst war bei der Zeremonie nicht anwesend). Absurd ist es aber allemal, denn um fußballerische Leistung scheint es nur bedingt zu gehen.
Weltfußballerwahl: Vor allem Profis und Fans stimmen für Messi
Das zeigt auch die Diskrepanz bei der Stimmabgabe. Bei den Wahlen gab es pro Stimmberechtigten neun Punkte zu vergeben – fünf für Platz eins, drei für Platz zwei und einen Punkt für Platz drei. Messi und Haaland waren am Ende zwar punktgleich, Messi war aber wesentlich öfter auf Platz eins gewählt worden als der Norweger. Das hat den Ausschlag gegeben. Auffällig ist aber, dass Messi bei seinen Profi-Kollegen und den Fans vorne lag, Haaland bei den Trainern und Journalisten. Emotionen auf der einen Seite, fußballerische Analytik auf der anderen.
Die Frage ist nur: worum soll es bei der Wahl denn nun gehen? Die Analytik sollte immer entscheidend sein. Sonst ist es ein bisschen wie bei der Wahl eines Klassensprechers. Da gewinnen auch immer die beliebtesten Kandidaten und nicht die begabtesten.
Mit seinem Lebenswerk gehört Messi zwar zu den begabtesten, seine Leistungen und Fähigkeiten stehen außer Frage. Er ist und bleibt einer der besten Spieler, die je einen Rasen betreten haben. Das hat auch Fernando Lewis aus Aruba so gesehen, der Messi auf Platz eins hievte – was Lewis in einer demokratischen Wahl auch sehr wohl zusteht. Bewertet werden sollte aber weniger die persönliche Wertschätzung, sondern vielmehr die Leistung, die ein Fußballer in einem Jahr erbracht hat. So steht es auch in den Fifa-Statuten zur Wahl. Nostalgie, Personenkulte oder die Werbe-Präsenz sollten dabei keine Rolle spielen.
Quellen: Fifa; DPA
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