Mann fährt in Menschenmenge Was zur Tat in München bekannt ist
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Stand: 13.02.2025 15:52 Uhr
In der Innenstadt von München fährt ein Mann mit einem Auto in eine Menschengruppe. Es gibt mehrere Verletzte, darunter auch Schwerstverletzte. Was bislang bekannt ist - und was nicht.
Was ist passiert?
Gegen 10.30 Uhr ist am Münchner Stiglmaierplatz ein Mann mit einem Auto in eine Gruppe von mehreren Menschen gefahren. Zu diesem Zeitpunkt fand dort laut Polizei eine Demonstration der Gewerkschaft ver.di statt. Ein Polizeisprecher sagte, der Fahrer des Wagens sei hinter der Gruppe und einem Polizeiauto gefahren, habe dieses dann überholt, beschleunigt und sei in das Ende der Gruppe gefahren.
Wie viele Opfer gibt es?
Mindestens 28 Menschen wurden nach Angaben der Feuerwehr verletzt. Darunter seien auch Schwer- und Schwerstverletzte. Lebensgefahr sei bei einigen Menschen nicht auszuschließen. Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) teilte mit, es seien auch Kinder unter den Verletzten. Reiter drückte den Opfern seine Anteilnahme aus und sprach von einem "schwarzen Tag für München".
Wo geschah die Tat?
Der Vorfall ereignete sich im Bereich der Kreuzung zwischen Dachauer Straße und Seidlstraße im Innenstadtbereich unweit des Münchner Hauptbahnhofs. Rund um den Einsatzort am Stiglmaierplatz kommt es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. "Umfahren Sie den Bereich weiträumig, damit die Einsatzkräfte ungehindert arbeiten können", erklärte die Polizei.
Was ist über den Verdächtigen bekannt?
Bei dem Fahrer handelt es sich laut Polizei um einen 24 Jahre alten Asylbewerber aus Afghanistan. Der Mann sei gefasst worden, bei der Festnahme habe die Polizei auch geschossen. Von ihm gehe derzeit keine weitere Gefahr aus, sagte ein Sprecher. Es gibt nach Polizeiangaben keine Hinweise auf weitere Beteiligte.
Nach den Worten von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) handelt es sich um einen abgelehnten Asylbewerber. Es sei aber festgestellt worden, "dass er eben im Moment nicht abgeschoben werden kann und er deshalb sich weiter in unserem Land aufhalten durfte".
Ende 2016 soll er als unbegleiteter Minderjähriger nach Deutschland gekommen und von einer Jugendhilfe-Einrichtung in Obhut genommen worden sein, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet. Zuvor soll er sich in Italien aufgehalten haben. Wenige Wochen nach seiner Ankunft stellte der Jugendliche demnach einen Asylantrag, der im September 2017 abgelehnt wurde, wogegen er erfolglos klagte. Seit Herbst 2020 sei er ausreisepflichtig gewesen.
Laut Herrmann war er polizeibekannt und wegen Ladendiebstahls und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz aufgefallen. Nach Informationen des ARD-Terrorismusexperten Michael Götschenberg war der Mann den Sicherheitsbehörden bisher nicht als Extremist bekannt gewesen. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich teilte mit, die bayerische Zentralstelle für Extremismus und Terrorismus der Generalstaatsanwaltschaft habe die Ermittlungen aufgenommen.
Was ist über Motiv und Hintergründe bekannt?
Es verdichten sich Hinweise auf einen extremistischen Hintergrund des Verdächtigen. So soll er vor der Tat einen mutmaßlich islamistischen Post abgesetzt haben. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa hatte er einen entsprechenden Inhalt in sozialen Netzwerken geteilt. Auch der Spiegel berichtete von mutmaßlich islamistischen Beiträgen.
Nach Worten von Bayerns Innenminister Herrmann hat sich der mutmaßliche Täter wohl nicht gezielt diese Demonstration ausgesucht. "Im Moment gehen wir in der Tat davon aus, dass die Zielgruppe hier, dass die Opfer aus den Reihen dieser ver.di-Demonstration eher zufällig waren", sagte Herrmann.
Mittlerweile haben Ermittler laut der dpa eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus im Münchner Stadtteil Solln durchsucht, in dem der mutmaßliche Täter gewohnt haben soll. Ergebnisse der Durchsuchung sind noch nicht bekannt.
Wie reagiert die Politik?
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) geht von einem "mutmaßlichen Anschlag" aus. "Wir reagieren bei jedem solchen Anschlag besonnen, aber ich sage Ihnen auch, dass unsere Entschlossenheit wächst. Es ist nicht der erste Fall, und wer weiß, was noch passiert", sagte Söder am Ort des Geschehens in der Innenstadt.
Bundeskanzler Olaf Scholz sprach von einem "furchtbaren Anschlag". Zugleich kündigte er hartes Durchgreifen an. "Dieser Täter kann nicht auf irgendeine Nachsicht rechnen. Er muss bestraft werden, und er muss das Land verlassen", sagte der SPD-Politiker vor einem Wahlkampfauftritt in Fürth. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser kündigte "maximale Härte" des Rechtsstaats an.
Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz erklärte via X, es müsse sich etwas ändern in Deutschland: "Die Sicherheit der Menschen in Deutschland wird für uns an erster Stelle stehen. Wir werden Recht und Ordnung konsequent durchsetzen." Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck schrieb via X, er sei "entsetzt angesichts dieser sinnlosen Tat". Die Hintergründe müssten schnell aufgeklärt werden. AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel sprach von einem "Terror-Fahrer von München". Sie forderte "Migrationswende jetzt!".
Der mutmaßliche Anschlag in München ereignete sich gut eine Woche vor der Bundestagswahl, im Wahlkampf spielen Fragen der Inneren Sicherheit und der Migrationspolitik vor dem Hintergrund mehrerer Gewaltverbrechen eine große Rolle.
Gibt es einen Zusammenhang mit der Sicherheitskonferenz?
Am Freitag beginnt im Hotel Bayerischer Hof - nur rund zwei Kilometer vom Einsatzort entfernt - die Münchner Sicherheitskonferenz. Ab Donnerstagnachmittag werden mehr als 60 Staats- und Regierungschefs und mehr als 100 Minister erwartet. Ob der Vorfall Auswirkungen auf das Treffen hat, ist noch unklar.
"Wir gehen im Moment nicht davon aus, dass es einen Zusammenhang mit der Sicherheitskonferenz gibt", sagte Bayerns Innenminister Herrmann. Das Motiv des Täters müsse erst noch näher untersucht werden.