Formel 1 Nico Hülkenberg: „Fühle mich nicht eingerostet“ AUTO ...
Herr Hülkenberg, wie haben Sie sich in Ihrem neuen Team bei Haas eingelebt?Nico Hülkenberg (35): Sehr gut. Ich wurde warm empfangen. Ich habe mich gut mit dem Team vertraut gemacht, habe auch schon ein gutes Gefühl für das Auto bekommen. Es reagiert, wie ich will. Das ist alles positiv.
Fühlen Sie sich als Rückkehrer eher als "Rookie" oder als erfahrener Eroberer, der nur mal kurz die Pausetaste gedrückt hat?Ich bin kein Rookie. Um auf Hundertprozent zu kommen, brauche ich noch zwei oder drei Rennen. Aber ich brauche keine Schutzhandschuhe. Es geht jetzt los und die Messer sind gewetzt. Ich bin bereit.
Ihr neuer Teamchef von Haas, Günther Steiner, ist deshalb der Superstar der Netflix-Doku, weil er unverblümt die Wahrheit sagt und keine Angst hat, auch mal anzuecken. Das müsste Ihnen doch liegen...Ja. Wir reden beide Klartext, kommen gleich auf den Punkt. Das ist viel wert. Wobei: Wir haben noch kein Wochenende unter Rennstress gemeinsam verbracht. Was dazu positiv ist: Er ist der erste Teamchef, mit dem ich mich in meiner Muttersprache unterhalten kann. Nicht, dass das extrem wichtig ist, aber es ist sehr nett mit jemandem deutsch reden zu können. Es ist auf jeden Fall kein Nachteil.
Ihr neuer Teamkollege Kevin Magnussen gilt als ähnlicher Typ wie Sie. Er ist direkt, hat eine Wikinger-Mentalität, ist mehr Asphalt-Cowboy denn weichgespülter PR-Pilot. Vor ein paar Jahren gerieten Sie mal bei einer PK aneinander. "Lutsch meine Eier", hat Ihnen Magnussen vor laufender Kamera ins Gesicht gesagt. Ist das noch ein Thema?Wir lachen darüber, verstehen uns sehr gut bisher und wollen gemeinsam mit Haas Erfolg haben. Es gibt null Spannungen. Wir haben in Bahrain vor einem Jahr das Eis gebrochen. Ich bin damals für Seb eingesprungen und als es am Sonntagmorgen dann das übliche Fahrerfoto zum Auftakt gab, standen wir zufälligerweise direkt hintereinander. Da dachte ich mir: Es ist an der Zeit, das Eis zu brechen. Ich habe ihm lächelnd die Hand gereicht und ihm einfach seine Worte von damals ins Gesicht gesagt.
Sie haben eine Menge gemein: Beide waren Sie weg aus der Formel 1. Beide sind sie Väter von jungen Töchtern. Beide fuhren Sie in Brasilien eine Sensationspole unter schwierigen Bedingungen im Regen heraus. Sie 2010 in Sao Paulo mit Williams, Magnussen 2022 mit Haas. Verbindet so was nochmal besonders?Klar tauscht man sich über gemeinsame Erfahrungen aus. Das mit der Pole hatte ich noch gar nicht so auf dem Schirm. Aber sicherlich ein weiteres Thema, über das wir uns unterhalten können.
Denken Sie noch an Ihre Pole Position? Es war zumindest eine extreme Duftmarke.Manche Fans sprechen mich noch drauf an, das ist schön. Aber für mich ist es nicht mehr relevant, weil nur die Gegenwart zählt.
Alter ist relativ. Für manche sind Sie mit 35 ein alter Sack, für andere – besonders im Vergleich mit Fernando Alonso, der mit 41 Jahren noch Superleistungen bringt – ein Jungspund. Wo ordnen Sie sich selbst ein?Alonso war ein Superfahrer und ist es immer noch. Beim Alter spricht man ja eher von Reflexen, die schlechter werden. Ich fühle mich nicht eingerostet. Zudem ist bei den heutigen Autos viel Erfahrung wertvoller als jugendliche Sturm-und-Drang-Phase. Bedeutet übertragen, ich bin besser als der Hülkenberg von 2010.
Sie sind der einzige Deutsche in der Formel 1. Das letzte Mal war Michael Schumacher 1991 bis 1993 exklusiv für Schwarz-Rot-Gold in der Königsklasse unterwegs. Haben Sie schon was von dieser Besonderheit gemerkt?Bisher nicht. Vielleicht kommt das ja noch. Aber am Ende des Tages ist es entscheidend, dass du besser bist als die anderen. Egal, aus welchem Land sie kommen.
Sie haben Mick Schumachers Cockpit übernommen, der jetzt keinen Stammplatz mehr hat. Machen Sie sich Gedanken darüber?Nein, es ist wie es ist. Wenn ein Team einen Fahrer auswechseln will, macht es das. Wir alle fahren für uns selbst, da muss man sich drüber bewusst sein. Da ist kein Platz für Sentimentalitäten.