Nvidia-Aktien-Absturz: Trump sagt Chinas DeepSeek den Kampf an
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Stand: 29.01.2025, 05:05 Uhr
Von: Felix Busjaeger
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Chinas DeepSeek verursacht den Absturz der Nvidia-Aktie. Die Entwicklung des Nasdaq-Indexes lenkt die Aufmerksamkeit erneut auf einen alten Konflikt.
Washington/Hongkong – Wenige Tage nach Donald Trumps offiziellen Amtsantritt als US-Präsident schockt ein Chatbot aus China die Wall Street, Anleger haben als Reaktion auf Chinas DeepSeek Panik-Verkäufe der Nvidia-Aktie getätigt und den Börsenwert des Chip-Giganten um fast 600 Milliarden einbrechen lassen. Einen Tag nach dem Beben, das den Nasdaq-Index um mehrere Prozentpunkte einbrechen ließ, scheint sich die Lage an der US-Börse wieder etwas zu normalisieren. Doch der KI-Vorstoß aus Fernost trifft die Trump-Regierung mitten in einer empfindlichen Phase: Erst vor wenigen Tagen hatte der neue US-Präsident die Pläne angekündigt, mit 500 Milliarden Dollar neue Rechenzentren für Künstliche Intelligenz schaffen zu wollen – um die USA in der Branche als Vorreiter zu installieren.
Nach Absturz von Nvidia-Aktie: Trump reagiert auf Chinas KI-Aktie DeepSeek
Der heftige Ausverkauf von Nvidia-Aktien war am Montag das Ergebnis einer folgenschweren Kettenreaktion an der US-Börse. Chinas DeepSeek zog nicht nur KI-Aktien des Chipgiganten in Mitleidenschaft. Auch weitere Chiphersteller und Energieunternehmen waren betroffen. Hintergrund ist, dass DeepSeek ein Beispiel dafür ist, wie eine Künstliche Intelligenz möglicherweise mit viel weniger Rechenleistung – und damit auch Chips von Nvidia – trainiert werden kann als man bisher dachte. Derweil reagierte Dänemark auf die jüngsten Drohungen von Donald Trump, weil der US-Präsident ankündigte, die Kontrolle über Grönland übernehmen zu wollen.
Donald Trumps Kabinett: Liste voller skandalöser Überraschungen
Gegenüber Republikanern im Repräsentantenhaus sprach Trump im Zusammenhang mit der KI-Aktie und DeepSeek von einem „Weckruf“ für die amerikanische Industrie. Zugleich nannte er den Vorstoß des chinesischen Chatbots „positiv“ für die Entwicklung der KI-Technologie. „Ich habe über China und einige der dortigen Unternehmen gelesen, insbesondere über eines, das eine schnellere und viel weniger kostspielige Methode für künstliche Intelligenz entwickelt hat, und das ist gut, weil man nicht so viel Geld ausgeben muss. Ich sehe das als positiv, als einen Vorteil.“
DeepSeek lässt Nvidia-Aktie einstürzen: Alter Streit zwischen USA und China
Dennoch: Der Absturz der Nvidia-Aktie und die Erwartungen um Chinas KI-Aktie DeepSeek konterkarieren die Pläne von Donald Trump, die USA auf dem KI-Markt ohne großen internationalen Widerstand als Hegemon zu etablieren. Schon länger stehen die beiden Supermächte im unmittelbaren Konflikt: Die politischen Beziehungen zwischen den USA und China sind geprägt von geopolitischen Spannungen. Seit Jahren gibt es immer wieder verbale Schlagabtausche und unter anderem in der Pazifik-Region auch andere Drohgebärden. Auch der Taiwan-Konflikt ist seit jeher Grund für Zerwürfnisse in der China-USA-Beziehung.
Was steckt hinter DeepSeek?
Die Firma wurde 2023 vom Hedge-Fonds-Manager Liang Wenfeng gegründet – und soll sich ein Paket von Nvidia-Chips gesichert haben. DeepSeek setzt auf Open-Source-Modelle, bei denen der Quellcode öffentlich einsehbar ist. Die Daten werden auf Servern in China gespeichert. Der chinesischen Regierung nicht genehme Informationen, etwa zum Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989, werden vom Chatbot unterschlagen. Dass DeepSeek auf Platz eins im US-App-Store für das iPhone aufstieg, hat deswegen angesichts des harten Vorgehens gegen Tiktok eine besondere Ironie. (dpa)
Seit 2018 tobt ein Handelsstreit zwischen China und USA. Damals veranlasste Donald Trump eine sogenannte America-First-Politik, die unter anderem Strafzölle gegen China vorsah. Allerdings geht der Konflikt auch über Exporteinbußen hinaus und bezieht sich unter anderem auch auf Konkurrenzverhalten bei Zukunftstechnologien. Dies zeigt sich nun auch bei den aktuellen Entwicklungen um Chinas DeepSeek-Aktie und die Auswirkungen auf den Nvidia-Kurs.
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Streit zwischen China und USA: DeepSeek und Nvidia zeigen Konflikt der Supermächte
Politikexperten, unter anderem von der Stiftung Wissenschaft und Politik, stellten bereits vor Jahren fest, dass kein anderes bilaterales Verhältnis eine vergleichbare Bedeutung für die Zukunft der internationalen Ordnung hat, wie jenes zwischen den USA und China. Die Verflechtungen zwischen beiden Gesellschaften und Volkswirtschaften würde zudem zu Verwundbarkeiten führen. Die harte Linie gegen China zieht sich seit Jahren durch die US-Politik und war immer wieder mit starken Auswirkungen auf Technologien für die Gesellschaft spürbar – etwa bei der Updateversorgung von Geräten des chinesischen Herstellers Huawei. Die Entwicklungen um DeepSeek, KI-Aktien und den Nvidia-Kurs zeigen dabei ebenfalls exemplarisch, welche Auswirkungen der Streit der Supermächte für die Geopolitik hat.
Übergeordnet lässt sich sagen, dass die USA weiter an ihrer Rolle als Supermacht festhalten und hierfür die Bestrebungen Chinas kleinhalten wollen. Das zeigt sich aktuell auch bei Trumps direkter Reaktion auf Chinas DeepSeek und den Kursabsturz der Nvidia-Aktie: Der US-Präsident kündigt die Umgestaltung der Technologieproduktionslandschaft an: „In sehr naher Zukunft werden wir Zölle auf die im Ausland produzierte Computerchips, Halbleiter und Pharmazeutika erheben, um die Produktion dieser wichtigen Güter wieder in die Vereinigten Staaten von Amerika zurückzuholen.“
Reaktionen auf DeepSeek und Absturz der Nvidia-Aktie: Mitbewerber freuen sich über neuen Konkurrenten
Bereits in kürzester Zeit konnte Chinas DeepSeek ChatGPT in den Downloads überholen. Der Chef des KI-Pioniers Open AI, Sam Altman, erklärte bei X, es sei „belebend, einen neuen Konkurrenten zu haben“ und nannte die Anwendung ein „beeindruckendes Modell“. Dennoch zeigt der Vorstoß von Chinas DeepSeek und die Auswirkungen auf den Nasdaq-Index sowie die Nvidia-Aktie zugleich auch, dass mutmaßlich die Strategie aus Fernost aufgehen könnte.
Als Reaktion auf Trumps damalige Verbote und Strafzölle reagiert die Regierung in Peking nämlich nicht nur mit Gegenzöllen. Vielmehr investierte das Land selbst in die Technologieentwicklung, um die eigene Industrie voranzubringen und die Abhängigkeit von den USA zu reduzieren. Jüngste Analysen verschiedener Think-Tanks kommen gegenwärtig zu der Erkenntnis, dass der Kampf der Supermächte um die Hegemonie maßgeblich die Geopolitik der kommenden Jahrzehnte bestimmen wird. Dennoch haben beide Länder mit innenpolitischen Problemen zu kämpfen: Die USA blicken auf zunehmende Instabilität im Land, China sieht sich mit dem demografischen Wandel konfrontiert. (fbu)