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"Polizeiruf 110" aus Rostock: Eine ganz normale Familie

Es war mal wieder kein klassischer Kriminalfall, der sich da an der Ostsee entwickelte, "Daniel A." war mehr an zwischenmenschlichen Unebenheiten interessiert, im Fokus dabei: Hauptdarsteller Jonathan Perleth, der dem Titelhelden authentische Energie verl
"Polizeiruf 110" aus Rostock Eine ganz normale Familie Von Ingo Scheel 19.02.2023, 21:59 Uhr

Es war mal wieder kein klassischer Kriminalfall, der sich da an der Ostsee entwickelte, "Daniel A." war mehr an zwischenmenschlichen Unebenheiten interessiert, im Fokus dabei: Hauptdarsteller Jonathan Perleth, der dem Titelhelden authentische Energie verlieh. Und dann war da ja auch noch die Neue.

"Es ist schon krass, mich noch mal so zu sehen", erzählt Jonathan Perleth im NDR-Interview zum jüngsten "Polizeiruf 110" aus Rostock. Der von ihm gespielte Daniel Adamek heißt eigentlich Daniela, der trans Mann im Film steht seinem Darsteller damit äußerst nah. Perleth, 1994 in der Nähe von Rostock geboren, hat zum Zeitpunkt der Dreharbeiten gerade einmal ein halbes Jahr Testosteron genommen, befindet sich ebenfalls in der Transition. Ein Jahr später, kurz vor der Ausstrahlung, bietet seine erste Hauptrolle nun einen besonderen Blick in die Vergangenheit. "Auf diese Weise merkt man viel mehr, wie viel sich in der Zwischenzeit verändert hat. Aber ich finde es auch schön, dass das so festgehalten ist. Das ist schon besonders."

Besonders war der jüngste Fall aus Rostock ohnehin. Da war zum einen das neu zusammengesetzte Ermittler-Duo mit Stammkraft Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und der Bukow-Nachfolgerin Melly Böwe (Lina Beckmann), die sich auch im zweiten Fall noch längst nicht aneinander gewöhnt haben. Wenig verwunderlich, dass Königs Kollegenkonto da tiefer im Soll steckt, als das der Neuen, die mit Brötchen und Bravour die Szenerie betritt und sich auch von der verknorpelten Gemengelage auf dem Revier nicht abschrecken lässt.

Die titelgebende Besonderheit hatte Schauspieler Jonathan Perleth zu schultern. Für seinen Filmvater, einen gestressten Polizisten (Jörg Witte), den der Status "alleinerziehend" an seine Grenzen bringt, soll es zu Hause vor allem eines sein: "Eine ganz normale Familie." Regisseur Dustin Loose und Autor Benjamin Henssler setzten genau hier an, ihre Geschichte "Daniel A." versuchte, den inneren Tumult eines in Geschlechtstransition befindlichen Menschen sichtbar, oder besser, fühlbar zu machen, und dem Trans-Phänomen zur besten Sendezeit zu eben dem, einem Stück Normalität nämlich, zu verhelfen. Ob das nun ausgerechnet im Krimi-Sujet passieren muss, mag die Meinungen teilen, das Endergebnis jedoch sprach für sich, auch wenn der eine oder die andere zu Hause auf dem Sofa lieber einen "ganz normalen Krimi" gesehen hätte.

Mission accomplished!
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Das neu zusammengesetzte Ermittler-Duo mit Katrin König (l.) und Melly Böwe (r.) hat sich auch im zweiten gemeinsamen Fall noch längst nicht aneinander gewöhnt.

(Foto: NDR/Christine Schröder)

Aber den gibt es nun mal nicht aus Rostock, das dürfte längst bekannt sein, und so passt das gewichtige Thema genau hier am besten hin. Perleth macht einen überzeugenden Job, auch die Art, wie Böwe und König einander umtänzeln, ist erwartungsgemäß ein Schauspiel für sich. Dazu zeigen Loose und Henssler auch noch eine Prise subtilen Humor und geben den potenziell belasteten Themen Transgender und Outing eine leichtere Note. "Ich bin Armin, ich bin Automechaniker, und ich bin trans Mann", sagt Daniels Kumpel im Kneipengespräch mit Katrin König, und dass dieser trans Mann mehr nach Meister Röhrich aus einem Werner-Comic als nach Boy George aussieht, hat schmissigen Charme.

Regisseur Dustin Loose: "Es geht nicht darum, wie einer sich nennt und was andere meinen, noch sagen zu dürfen oder nicht, sondern darum, dass wir gemeinsam in diesem Land leben und alle miteinander Menschen sind. Und darum, dass wir nicht immer die schmerzhaften Schuhe erahnen, in denen unser Gegenüber zu laufen versucht, oder den schweren Rucksack, den fast jeder Mensch mit sich trägt." Mission accomplished!

Auf ein Wiedersehen an anderer Stelle mit Jonathan Perleth darf man sich jetzt schon freuen, ebenso darauf, wie es mit den Rostockern, mit Böwe und König weitergeht. Wollte man eine Prognose wagen, dann vielleicht die, dass spätestens beim übernächsten Einsatz ein Bierchen - oder Härteres - zusammen gezischt wird.

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