"Polizeiruf 110" heute aus Frankfurt an der Oder: Solo-Auftritt für ...

Kriminalhauptkommissar Vincent Ross (André Kaczmarczyk, r.) befragt den Insolvenzverwalter Udo Schick (Bernhard Schir, l.)
© rbb/Volker Roloff / ARD

Sein Kollege Adam Raczek hat den Dienst quittiert, jetzt ermittelt "Polizeiruf 110"-Kommissar Vincent Ross allein an der deutsch-polnischen Grenze. In seinem neuen Fall erwarten ihn zwei Leichen und viel seelisches Leid.
- 4 von 5 Punkten
- Beklemmende Sozialstudie über finanzielle Nöte und Existenzängste
Antoni Mazur (Frank Jendrzytza) war gemeinsam mit einer Gruppe von Pilgern auf dem Jakobsweg unterwegs, der auch durch Brandenburg führt. Nun liegt der Pole erschossen in einer Kiesgrube. Der Erste am Tatort ist der Revierpolizist Karl Rogov (Frank Leo Schröder). Ein schwieriger Charakter, dem nachgesagt wird, ein Problem mit Vorgesetzten zu haben. Kriminalhauptkommissar Vincent Ross (André Kaczmarczyk) erkennt allerdings, dass ihm Rogov bei den Ermittlungen nützlich sein kann. Gemeinsam finden die beiden Männer heraus, dass Mazur in finanziellen Schwierigkeiten steckte und ihm ein Insolvenzverfahren drohte. Der Anwalt Udo Schick (Bernhard Schir) und der Schuldenberater Jonathan Hüter (Godehard Giese) sollen ihn in diesem Zusammenhang massiv unter Druck gesetzt haben. Und Mazur war nicht der einzige Klient, bei dem sie diese Praktiken ausübten. Schick gerät ins Visier der Ermittlungen. Als Alibi nennt er seine Tochter, die er zum Tatzeitpunkt getroffen haben will. Allerdings befindet die sich in der Gruppe von Pilgern, mit denen das Opfer unterwegs war.
Warum lohnt sich der Fall "Der Gott des Bankrotts"?Der Film schildert emotional sehr eindrücklich, was es für Menschen bedeutet, wenn sie in eine finanzielle Krise geraten und vor den Trümmern ihrer Existenz stehen. Nicht zu wissen, woher das Geld kommen soll, wie die Rechnungen bezahlt werden können und zudem der Insolvenzverwalter im Nacken sitzt, der permanent Druck ausübt. Drehbuchautor Mike Bäuml hat während der Corona-Pandemie zahlreiche Geschichten von Menschen gesammelt, die in die Insolvenz gerutscht sind. In Zeiten von Inflation, Energiekrise, Ukrainekrieg und Wohnungsnot sind Existenz- und Finanzsorgen jedoch aktueller denn je. Bäuml ist eine feinfühlige, aber auch deprimierende Sozialstudie gelungen, bei der am Ende alle Beteiligten nur verlieren.
Was stört?Wie schon der "Tatort" in der Vorwoche so wurde auch dieser "Polizeiruf 110" im Sommer 2022 gedreht. Die Sonne scheint ununterbrochen, es ist offenbar brennend heiß und alle schwitzen. Die Filme dann im Januar beziehungsweise Februar auszustrahlen ist vom Timing her etwas unglücklich.
Der Kommissar?Nach dem Abgang seines Kollegen Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) ermittelt Vincent Ross zunächst allein. In diesem Fall bekommet er nun aber einmalig den Lokalpolizisten Karl Rogov zur Seite gestellt. Das ungleiche Duo erweist sich als erstaunlich effizient, und auch menschlich entspannt sich der ein oder andere schöne Dialog wie etwa dieser:
Rogov: "Wieso geht so jemand wie Sie eigentlich zur Polizei?"Ross: "Weil sich einfach alles ändern muss."Rogov: "Na dann viel Spaß dabei."
Als genderfluider Ermittler mit feinfühliger, analytischer Art hat Vincent Ross schon jetzt ein neues Bild in den "Polizeiruf" gebracht, das es so vorher in der Krimireihe nicht gab, ihr aber guttut.
Ein- oder ausschalten?Zuletzt haben sich zahlreiche altgediente "Polizeiruf"-Darsteller verabschiedet, demnächst geht auch noch Verena Altenberger alias Elisabeth Eyckhoff. Vincent Ross ist ein neuer Ermittler mit viel Potenzial. Seinen ersten Solo-Auftritt sollten Sie nicht verpassen.
Der Kommissar Vincent Ross ermittelte auch in diesen Fällen:
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