"Polizeiruf 110": Letzter Fall von Lucas Gregorowicz als Kommissar Adam Raczek

Kommissaranwärter Vincent Ross (André Kaczmarczyk, l.) und Kriminalhauptkommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz, r.) ermitteln in der Lausitz.
© rbb/Christoph Assmann / ARD

Die Brandenburger Kommissare Vincent Ross und Adam Raczek suchen den Mörder zweier Frauen. Für den dienstälteren Raczek wird der Fall zur persönlichen Herausforderung – mit weitreichenden Konsequenzen.
- 3 von 5 Punkten
- Schon wieder ein Abschied beim "Polizeiruf 110": Lucas Gregorowicz ermittelt ein letztes Mal als Kriminalhauptkommissar Adam Raczek
In einem Waldstück in der Lausitz wird die Leiche der polnischen Geologin Magdalena Nowak gefunden. Sie wurde mit einer Plastiktüte über dem Kopf erstickt. Vor ihrem Tod hatte die 29-Jährige an einem Bodengutachten gearbeitet, das bei der Renaturierung und touristischen Erschließung eines ehemaligen Braunkohletagebaus zum Einsatz kommen sollte. Nicht alle Bewohner des Ortes hätten von Nowaks Gutachten profitiert. Ihr Freund Tom Grabowski (Patrick Kalupa) hätte seine geplante Surfschule nicht umsetzen können. Aber macht ihn das zum Mörder? Hauptkommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) und sein neuer Kollege Vincent Ross (André Kaczmarczyk) quartieren sich in einer Pension im Dorf ein und beginnen mit ihren Ermittlungen. Mehrere Männer geraten dabei in ihren Fokus. Als dann eine weitere weibliche Leiche auftaucht, die auf die gleiche Art getötet wurde, sind sich Raczek und Ross sicher, dass es sich um ein und denselben Täter handeln muss.
Warum lohnt sich der Fall "Abgrund"?Auf den ersten Blick sind sie ein ungleiches Duo: Auf der einen Seite der impulsive Hauptkommissar Adam Raczek, der zu Alleingängen neigt, einen Zeugen in einer Befragung körperlich angeht und seinen Kollegen einen "Klugscheißer" nennt. Auf der anderen Seite der feinfühlige Kommissaranwärter Vincent Ross, der seine Augen dunkel mit Kajal schminkt, Kunstpelzmantel trägt und sein Gegenüber tiefgründig analysiert. Der Film (Regie: Stephan Rick, Drehbuch: Peter Dommaschk und Ralf Leuther) nimmt sich viel Zeit, die beiden Charaktere zu zeichnen und bringt sie so dem Zuschauer nahe. Ein Verdienst, der wohl auch den beiden Hauptdarstellern geschuldet ist. "Wir haben etliche Momente und Dialoge am Set geschaffen, die noch viel mehr etwas über Vincent und Adam erzählen. Die Vorlage hatte das in dieser Ausdifferenzierung so nicht hergegeben", sagte André Kaczmarczyk, der Vincent Ross als genderfluiden Ermittler überzeugend verkörpert. Die intensiven Dialoge zwischen Raczek und Ross gehören zu den stärksten Szenen des Krimis.
Was stört?Auch wenn sich die Drehbuchautoren bemüht haben, die Zuschauer immer wieder auf falsche Fährten zu führen oder neue Wendungen einzubauen: Am Ende bleibt der Fall leider von Anfang an sehr durchschaubar.
Die Kommissare?Die Zusammenarbeit ist beendet, bevor sie richtig begonnen hat: Anfang dieses Jahres ermittelten Adam Raczek und Vincent Ross erstmals gemeinsam. Ihr zweiter Fall ist zugleich ihr letzter – Schauspieler Lucas Gregorowicz verlässt die Krimireihe auf eigenen Wunsch. Neuzugang André Kaczmarczyk macht zunächst alleine weiter. Ein Team konnten der Hauptkommissar und sein junger Kollege in so kurzer Zeit nicht werden. Das ist schade. Denn Vincent Ross ist ein Ermittler, von dem man mehr sehen möchte und den es so bisher noch nicht gab im "Polizeiruf 110". Adam Raczek hingegen merkt, dass es für ihn Zeit wird, sich zu verabschieden: Er hat seinen Tablettenkonsum nicht im Griff, kämpft mit Schlafstörungen und Antriebslosigkeit. "Wie lange machen wir diesen Mist hier schon? Und hat sich irgendwas zum Besseren geändert?", fragt er in einer Szene. Die Antworten darauf liefert Raczek selbst.
Ein- oder ausschalten?Mit diesem Fall quittiert Lucas Gregorowicz nach sieben Jahren seinen Dienst als Kommissar Adam Raczek. Das sollten Sie nicht verpassen.
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