PS5 Pro: Für wen soll sich die 800-Euro-Konsole lohnen?

Sonys Mark Cerny hat am Vorabend die PS5 Pro vorgestellt und das Netz ist sich einig: Der Preis sei eine Unverschämtheit oder ein sehr später Aprilscherz – das sind noch freundliche Aussagen. Für 800 Euro gibt es im Vergleich zur aktuellen PS5 zwar mehr als doppelt so viel Power, wenn wir nur nach fps-Zahlen und optischer Qualität gehen. Dafür zahlen wir aber auch fast doppelt so viel wie für die Digital-Edition der Playstation 5 Slim, die bei Sony für 449,99 Euro UVP gelistet wird.

Berechtigte Kritik von Disc-Sammlern

Auch bei der PS5 Slim Digital Edition fehlen Disc-Laufwerk und Vertical Stand. Und auch bei der PS5 Pro lassen sich diese optional für rund 120 plus 30 Euro nachrüsten, wenn man nicht gleich die Disc-Variante nimmt. Ja, wir sind dann bei 600 oder 950 Euro – für eine vier Jahre alte Playstation-Generation. Der Ständer ist bei solchen Ausgaben vermutlich noch schnell verschmerzt und vergessen. Doch mit einer physischen Spiele-Sammlung wird das Laufwerk leider zur Pflicht. Den meisten Disc-Liebhabern dürfte es egal sein, dass die Zukunft digital ist.

Man kann sich zurecht ärgern, dass man bei einem Upgrade spät draufzahlt, weil man sich von vornherein für eine PS5 mit Disc-Laufwerk entschied. Mit den neuen Slim-Konsolen kann man ein Laufwerk weiter nutzen. Mit einem fixen Laufwerk auf einer älteren PS5 wird jedoch der DRM-Kopierschutz auf der PS5 Pro meckern. Aus der Sicht eines Vorzeige-BWL-Absolventen ist das vermutlich völlig in Ordnung. Wer Geld beim Gebrauchtkauf oder in der Software-Pyramide spart, hat scheinbar Ressourcen für Zubehör. Aus Sicht eines Playstation-Fans ist das aber eine mindestens fragwürdige Entscheidung.

PS5 Pro vs. PS4 Pro

Aber, es gilt zu bedenken: Der Mehrwert, das teilweise vier und mehr Jahre alte Spiele wie The Last of Us 2 in bester Qualität nicht mehr ruckeln und ein bisschen schöner aussehen, ist kein Argument von Sony, das sich an den gemeinen Playstation-Fan richtet. Die Zielgruppe ist der sogenannte Hardcore-Gamer, der es sich leisten wollen (!) muss, für ein paar mehr Pixel deutlich mehr Geld auszugeben. Ein ambitionierter E-Sportler wird mehr Performance in Shootern oder Rennsimulationen vermutlich auch schnell verargumentieren können.

Dass sich Euro-, Pfund- und insbesondere Yen-Beträge im Vergleich zum noch steuerbefreiten Dollarpreis so stark und im wahrsten Sinne des Wortes abheben, muss man wohl akzeptieren – so unfair es auch scheint. Was ebenso akzeptiert werden muss, ist dass man die PS5 Pro wohl nicht mit der PS4 Pro vergleichen darf – seinerzeit ein echtes Mid-Gen-Upgrade fürs Gaming-Volk, das mit neuer Hardware (PS VR) und vor allem vielen neuen und noch exklusiven Spielen an den Start ging.

Die Welt war 2016 noch etwas anders, sowohl wirtschaftlich als auch im Playstation-Kosmos. Die vierte Generation war erst drei Jahre alt. Viele großartige Titel sollten noch erscheinen. Denken Sie an Horizon: Zero Dawn, das die PS4 Pro früh glänzen ließ; oder später Red Dead Redemption 2, God of War, Spider-Man und wie die Classics alle heißen. Für die PS5 Pro steht in nächster so gut wie gar nichts an. Eigentlich hoffen wir nur, dass GTA 6 noch 2025 erscheint. Und ob das schon auf der Generation Playstation 5 inklusive PS5 Pro optimal läuft, wissen wir noch nicht.

Es stirbt niemand, wenn er die PS5 Pro auslässt

Wir lehnen uns aus dem Fenster und sagen: Die PS4 Pro hat kurz vor ihrem Start oft grenzwertig performant laufende PS4-Spiele beflügelt und mit neuen Details einen stärkeren „Next-Gen“-Charakter verleihen können. Die PS5 wirkt für uns eigentlich (noch) nicht am Limit, wie die PS4 nach ihren ersten drei Jahren.

Und die PS5 Pro? Die macht gut spielbare Titel wohl nur noch ein bisschen besser spielbar. Wie gesagt: Das muss man sich erst einmal leisten wollen. Es stirbt niemand, wenn er die PS5 Pro auslässt. Ich persönlich werde verzichten und warte wohl auf die Playstation 6.

PS5 Technical Presentation hosted by Mark Cerny

Quelle: Sony

Neun Minuten wird die Vorstellung der PS5 dauern.