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Rheinmetall-Chef im Visier der Russen: Wer ist Armin Papperger?

RheinmetallChef im Visier der Russen Wer ist Armin Papperger
Laut CNN soll die russische Regierung einen Anschlag auf Rheinmetall-Chef Armin Papperger geplant haben. Seit über zehn Jahren führt der Manager des Rüstungskonzern – nie stand er so sehr im Fokus wie seit Beginn des Ukrainekriegs
Niklas Wirminghaus
von Niklas Wirminghaus
12.07.2024, 13:45 4 Min.

Laut CNN soll die russische Regierung einen Anschlag auf Rheinmetall-Boss Armin Papperger geplant haben. Seit über zehn Jahren führt der Manager des Rüstungskonzern – nie stand er so sehr im Fokus wie seit Beginn des Ukrainekriegs

Als Armin Papperger Anfang 2023 im Interview mit den „Stern“ nach seiner persönlichen Sicherheitslage gefragt wurde, da gab sich der Rheinmetall-Chef entspannt: Trotz des laufenden Ukrainekrieges erhalte er „viel weniger“ Bedrohungen als früher, „weil es bei vielen Menschen einen Sinneswandel“ gegeben habe. „In früheren Zeiten wurden wir beschimpft und manchmal bedroht. Heute sagt und schreibt man mir: Gott sei Dank, dass wir euch haben.“

Tatsächlich hat sich das gesellschaftliche Standing des Rüstungskonzerns seit dem russischen Überfall und der von Kanzler Olaf Scholz (SPD) ausgerufenen Zeitenwende deutlich verändert, längst gehört Rheinmetall nicht mehr zu den Schmuddelkindern der deutschen Wirtschaft. Die Frage von Armin Pappergers Bedrohungslage allerdings stellt sich in diesen Tagen neu und anders. 

Wie der US-Nachrichtensender CNN unter Berufung auf Regierungskreise in den USA und Deutschland berichtet, hätten Geheimdienste Anfang des Jahres Pläne der russischen Regierung zu Pappergers Ermordung aufgedeckt. Der Rheinmetall-Chef sei ein „offensichtliches Ziel“, heißt es bei CNN – schließlich ist sein Konzern einer der größten europäischen Lieferanten für Panzertechnik und Artilleriegeschosse für die Ukraine. Gerade hat das Unternehmen eine Reparaturwerkstatt für Schützenpanzer in der Westukraine eröffnet. Und Papperger selbst nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, den Angriffskrieg der Russen zu verurteilen. 

Gesamtes Berufsleben bei Rheinmetall

Im April gab es bereits einen Brandanschlag auf die Gartenlaube des Rüstungsbosses – hinter dem aber mutmaßlich linksradikale Täter steckten. Seither begleiten Papperger rund um die Uhr Personenschützer, vor der Düsseldorfer Konzernzentrale halten schwerbewaffnete Polizisten Wache. Weder das Unternehmen noch der CEO kommentierten den CNN-Bericht.

Armin Papperger, 1963 in Niederbayern geboren, hat sein gesamtes Berufsleben bei Rheinmetall verbracht. Nach dem Ingenieursstudium – zum Bund musste er nicht, weil er bei der Musterung ein eingegipstes Bein hatte – begann er 1990 im Qualitätsmanagement, anschließend stieg er in der Verteidigungssparte des Konzerns rasch auf, verantwortete ab Mitte der 2000er-Jahre Waffen- und Munitionsproduktion, später auch den Bereich Fahrzeugsysteme. 2012 wurde er in den Vorstand berufen, im Jahr darauf folgte er dem langjährigen Chef Klaus Eberhardt als CEO nach.

Capital-Kolumnist Bernd Ziesemer
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Wie die gesamte deutsche Rüstungsbranche hatte Papperger zunächst mit den sinkenden Militärausgaben im Heimatmarkt zu kämpfen. Unter anderem mit einem Fokus auf eine stärkere internationale Wettbewerbsposition gelang es dem Konzernchef aber die Auftragsbücher wieder zu füllen, auch wenn die zivile Automobilzuliefersparte weiter schwächelte. 

Die Aktie des Rüstungskonzerns, die bei Pappergers Amtsantritt bei etwa 40 Euro lag, kostet heute mehr als 500 Euro. Seit 2023 ist Rheinmetall auch im höchsten deutschen Aktienindex Dax gelistet. Zu verdanken hat das Unternehmen den Höhenflug vor allem der Sonderkonjunktur seit Beginn des Ukrainekriegs.

Selbstbewusster Lautsprecher

Dass Rheinmetall allerdings mit der Zeitenwende auch in der Lage war zu liefern, sei nicht selbstverständlich gewesen, sagte Papperger einmal dem „Focus“: „Wir hatten schon vor dem Einmarsch unsere Hausaufgaben gemacht.“ Es ist ein typischer Papperger-Satz, geschickt formuliert, um Eigenlob mit Kritik zu verknüpfen: Die Politik und die Konkurrenz seien ganz schön spät dran.

Der Niederbayer Papperger hat sich nie gescheut, gegenüber anderen in deutlichen Worten auszuteilen. Er gilt als höchst selbstbewusster Lautsprecher, als hemdsärmelig und pushy, als einer, der Leute auch mal vor den Kopf stößt. Trotzdem findet er inzwischen auch in der Politik Gehör, zwangsläufig, aber das war nicht immer so. 

Schon kurz nach Ausbruch des Krieges ließ Papperger eine Liste ans Verteidigungsministerium schicken – mit allem, was seine Firma sofort aufbieten konnte: Panzer auf Rädern, Panzer auf Ketten, Militärlastwagen. Gesamtwert: 42 Mrd. Euro. „Wir könnten in kurzer Zeit liefern“, versprach er. 

Nicht jedem in der Rüstungsindustrie gefällt Pappergers Auftreten. Hinter vorgehaltener Hand beschweren sich Branchenkollegen über den Rheinmetall-Boss, nennen ihn ein „Vertriebstier“, der nun seine große Chance sehe, den Aktienkurs zu beflügeln – und damit nur den Vorwurf bediene, die Zeitenwende habe einen Goldrausch in der Rüstungsindustrie ausgelöst. Frank Haun, Chef des Konkurrenten KNDS, nannte ihn einen Marktschreier wie „Aale-Dieter vom Hamburger Fischmarkt“. Pappergers Reaktion: „Das stört mich nicht.“

Hybridantrieb und Frauenquote

Der Rheinmetall-CEO selbst sieht sich eher als visionären Unternehmenslenker, der den Konzern modernisiert und von der traditionellen Rüstungstechnik – Waffen, Munition, Panzer – hin zu modernen Technologien weiterentwickelt: Drohnen, Laser, Cybertechnologie. Wie erfolgreich das Unternehmen auf diesen Zukunftsfeldern sein kann, muss sich noch zeigen. 

Auch sonst will Papperger das Bild einer konventionellen Rüstungsschmiede ablegen, er betont die Rolle Rheinmetalls als „Treiber bei Wärmepumpen, Wasserstofftechnologie und bei der Elektromobilität“ oder spricht über CO2-Reduktion und Panzer mit Hybridantrieb. Stolz verweist man bei den Düsseldorfern auf den Umstand, dass ab dem Herbst zwei von drei Vorständen weiblich sein werden: Frauenquote übererfüllt.

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Papperger, der verheiratet ist und zwei Töchter hat, besitzt bei Rheinmetall noch einen Vertrag bis Ende 2026. Mit breiter Brust sagte er jüngst der „FAZ“: „Wir machen es im Augenblick möglich, Deutschland verteidigungsfähig zu halten.“ Das treibe ihn an, nicht der finanzielle Erfolg, wie er sagt – auch wenn der CEO selbst viele Aktien besitzt und jüngst Anteilsscheine für etwa 5 Mio. Euro verkaufte. „Ich habe nie aufs Geld geguckt“, sagte er dem „Stern“. „Das hat mich nie interessiert. Ich lebe relativ bescheiden.“

Im Mai, da begleitete ihn bereits Sicherheitspersonal, ließ er dann übrigens doch erkennen, dass sich die Sicherheitslage geändert hatte: „Es gibt Menschen, die das nicht mögen, was ich mache“, so zitiert ihn das „Manager Magazin“. Es klang gewohnt unerschrocken.

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