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RS-Virus: Immer mehr Kinder mit Infektion im Krankenhaus

RSVirus Immer mehr Kinder mit Infektion im Krankenhaus
In Niedersachsen liegen immer mehr Kinder mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) im Krankenhaus. In einigen Kliniken sind bereits die Kinderbetten knapp.

Stand: 26.11.2022 07:32 Uhr

In Niedersachsen liegen immer mehr Kinder mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) im Krankenhaus. In einigen Kliniken sind bereits die Kinderbetten knapp.

Bei Kleinkindern führen RSV-Infektionen vermehrt zu Erkrankungen und Krankenhauseinweisungen. In den kommenden Wochen ist dem Robert Koch-Institut zufolge mit weiter steigenden Zahlen zu rechnen. Der Kinder-Intensiv- und Notfallmediziner Florian Hoffmann sagte der Deutschen Presse-Agentur zur Entwicklung bei Kleinkindern: "Es ist keine Kurve mehr, sondern die Werte gehen senkrecht nach oben."

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Virus vor allem für Säuglinge und Kleinkinder gefährlich

Betroffen seien viele Kinder im Alter von ein oder zwei Jahren, die - auch angesichts der Corona-Pandemie und der dagegen getroffenen Maßnahmen - bisher keinerlei Kontakt zum RSV hatten, erklärte Hoffmann, der auch Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) ist. In mehreren Bundesländern, darunter Niedersachsen und Bayern, gebe es schon jetzt kaum ein freies Kinderbett in Kliniken mehr. Hoffmann sprach von "Katastrophenzuständen". Familien mit kranken Kindern müssten teils in der Notaufnahme auf einer Pritsche schlafen. Das sei für Deutschland ein Armutszeugnis. Viele betroffene Kinder seien schwer krank und müssten beatmet werden.

Wie ist die Lage in Niedersachsen?

In Niedersachsen bringen die gestiegenen Fallzahlen einige Kliniken an ihre Grenzen - teils auch wegen des Personalmangels. Im Christlichen Kinderhospital Osnabrück ist eine ganze Station voll mit kleinen RSV-Patienten, wie Chefarzt Florian Urlichs sagte. Die Situation sei kritisch, weil man jeden Tag um verfügbare Betten ringen müsse. Außerdem verschiebe man alle aufschiebbaren Eingriffe - um mehr Kapazitäten für die Versorgung von RSV-Patienten zu haben.

So angespannt wie in Osnabrück ist es aber nicht überall in Niedersachsen. Das Sozialministerium zeigte sich am Freitag noch relativ entspannt im Vergleich zum Divi-Generalsekretär: In der vergangenen Woche gab es demnach 23 bestätigte Fälle von RSV-Infektionen.

Hannover: Ärzte sehen vermehrt Fälle

Allerdings meldeten jüngst auch andere Krankenhäuser, dass sie in den vergangenen Tagen immer mehr Kinder mit RSV aufgenommen haben. Im Bernward-Krankenhaus in Hildesheim ist die Hälfte der Kinderstation voll, allerdings sind dort auch Corona- und Influenza-Fälle dabei. Der Sprecher der Medizinischen Hochschule Hannover, Stefan Zorn, berichtete am Freitag, dass die Notaufnahme auffällig voll sei. Zumindest aktuell seien genug Kapazitäten da, um alle zu behandeln, sagte Zorn. Allerdings sehen Ärzte im Moment nicht nur deutlich mehr Fälle von RSV, sondern auch schwerere Verläufe.

Divi: "Dramatisches epidemisches Geschehen"

Bereits im Spätsommer 2021 hatte es eine unüblich hohe RSV-Welle gegeben - die Lage aktuell sei aber schlimmer, sagte Divi-Generalsekretär Hoffmann. Nicht nur in Deutschland, generell auf der Nordhalbkugel gebe es ein "dramatisches epidemisches Geschehen".

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Deutlich mehr Atemwegserkrankungen bei Kindern

Im RKI-Wochenbericht hieß es, die Zahl akuter Atemwegserkrankungen generell sei nach Daten der Online-Befragung "GrippeWeb" im Vergleich zur Vorwoche deutlich gestiegen. In der Woche bis 20. November lag sie demnach mit etwa sieben Millionen über dem Bereich vorpandemischer Jahre. Dies schlägt sich auch in der Erfassung der mit schweren akuten respiratorischen Infektionen (Sari) neu im Krankenhaus aufgenommenen Patientinnen und Patienten nieder: Aktuell werden bedingt durch die ungewöhnlich starke RSV-Zirkulation deutlich mehr Sari-Fälle bei Kindern bis vier Jahre verzeichnet als in den vorpandemischen Jahren und im Vorjahr, wie es vom RKI hieß. Auch in den folgenden Altersgruppen bis 14 Jahre liegen die Sari-Werte demnach auf einem sehr hohen Niveau.

Ist RSV auch für Erwachsene gefährlich?

An RSV kann man grundsätzlich in jedem Alter erkranken, aber vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern ist der Erreger bedeutsam. Es kann sich um eine einfache Atemwegsinfektion handeln, aber auch schwere Verläufe bis hin zum Tod sind möglich. Zu Risikopatienten zählt das RKI zum Beispiel Frühgeborene und Kinder mit Lungen-Vorerkrankungen, aber auch generell Menschen mit Immunschwäche oder unterdrücktem Immunsystem.

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