St. Pauli bleibt unter dem Schnitt, aber über dem Strich
Zum Abschluss der Hinrunde steht St. Pauli auf einem Platz, der im Mai die Korken knallen lassen würde - über dem Strich. Das 0:1 in Bochum aber hat deutlich gemacht, wie weit der Weg für den Aufsteiger wird, um auch ganz am Ende auf einem Nichtabstiegsplatz ins Ziel zu kommen.
Hadert, vor allem mit sich selbst: Jackson Irvine. IMAGO/RHR-Foto
Sechs-Punkte-Spiele hatte Eric Smith vor dem Auswärts-Doppelpack am Mittwoch und am kommenden Samstag in Heidenheim ausgerufen. Nachdem Teil 1 der Mission gescheitert ist, geht es bis zur nächsten Reise zu einem Kellerkind um Ursachenforschung.
Besonders kritisch bei der Aufarbeitung ist Jackson Irvine. Der Kapitän hätte schon zum Jahresauftakt gegen Frankfurt (0:1) zweimal treffen können, ja, müssen. In Bochum vergab er nach der Pause noch beim Stand von 0:0 wieder eine große Kopfballmöglichkeit und hadert: "Ich habe unsere größte Chance vergeben. Wenn ich den mache, geht das Spiel anders aus."
Es ging und geht um Körperlichkeit
Irvines These wird unbewiesen bleiben. Belegbar ist: Die Harmlosigkeit im Abschluss bleibt ein Grundübel. Erst Recht ohne Mittelstürmer Johannes Eggestein, der als Anspielpunkt immer wieder Räume schafft. Nach seinem Magen-Darm-Virus war der 26-Jährige auch beim VfL noch nicht mit von der Partie, und Danel Sinani, gegen Frankfurt mit seinen spielerischen Fähigkeiten als "Eggestein-Double" noch in Ansätzen ein Faktor, ging angesichts der Bochumer Körperlichkeit unter.
Wenn Trainer Alexander Blessin mit Blick auf die nun anstehende Aufgabe in Heidenheim sagt, "wir werden uns gegen diesen Gegner über Zweikämpfe definieren müssen", erscheint fast sicher, dass der Luxemburger die Rolle als zentrale Spitze nicht wieder bekleiden wird. Die Hoffnung auf Eggesteins Rückkehr ist groß, die andere Variante wäre ein Verschieben von Morgan Guilavogui ins Zentrum und der Einbau von Freiburg-Leihgabe Noah Weißhaupt auf dem Flügel.
KMD #21 - Freier Fall und fette Strafen (mit Jan Platte)
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vor 5 Stunden01:01:02 Stunden
Unabhängig von der Besetzung steht für Irvine fest, dass auch die Herangehensweise auf der Ostalb eine andere sein muss. "Wir haben in dieser Saison so oft die Basics auf den Platz gebracht, aber in Bochum war es zu wenig", beklagt der 31-Jährige. Und es wird immer wieder sichtbar: Kommt der Aufsteiger nicht ans Limit, reicht es in dieser Liga nicht. Gegen keinen Gegner. "Es gibt für uns keine Mannschaft, wo wir vorher sagen können: Die hauen wir weg", bekennt Hauke Wahl, "das passiert in dieser Liga nicht." Deshalb muss St. Pauli wieder zulegen - an beiden Enden des Spielfeldes.
"Wir haben nicht kompakt verteidigt und haben nicht genug Qualität im Spiel mit dem Ball gezeigt", erstellt Irvine eine lange Mängelliste. Und er weiß auch, dass nicht viel Zeit bleibt, diese abzuarbeiten: "Es geht jetzt Schlag auf Schlag." Mit Spielen, die es in sich haben: Nach der Reise zum 1. FC Heidenheim kommen nacheinander die direkten Konkurrenten Union Berlin und Augsburg ans Millerntor. Duelle, die mitentscheidend dafür sein werden, ob St. Pauli auch nach dem Ende der Rückserie über dem Strich steht.
Dzwigala fehlt zweimal
Unterdessen gab das DFB-Sportgericht am Donnerstag das Strafmaß für Adam Dzwigala bekannt. Wegen seines rohen Spiels in der Nachspielzeit muss der polnische Verteidiger zweimal zuschauen. Spieler und Klub haben dem Urteil schon zugestimmt.
Erst in der 87. Minute war Dzwigala eingewechselt worden, wodurch für ihn im Ranking der am spätesten Eingewechselten mit Feldverweis in der Bundesliga-Geschichte nun der dritte Platz zu Buche steht. Nur Gladbachs Tomas Cvancara am 7. Dezember 2024 und Werder Bremens Assani Lukimya im September 2012 kamen später auf den Platz, nämlich in der 89. Minute.
Sebastian Wolff