Debakel statt "Three-peat": Eagles überrollen Chiefs im Super Bowl
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Die Kansas City Chiefs haben den historischen dritten Super-Bowl-Sieg in Folge deutlich verpasst. Zum Champion krönten sich zum zweiten Mal die Philadelphia Eagles durch einen deutlichen 40:22-Sieg. Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes stand vor allem zu Beginn der Partie auf verlorenem Posten.
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Eine Klasse für sich: Die Philadelphia Eagles mit Quarterback Jalen Hurts (li.) und Head Coach Nick Sirianni sind zum zweiten Mal Super-Bowl-Sieger.
Der "Three-peat" war in den Tagen vor dem Spiel zum geflügelten Wort geworden: Noch nie zuvor hatte ein Team dreimal in Folge in Super Bowl gewonnen, den Kansas City Chiefs winkte ein Eintrag in die Geschichtsbücher. Den ersten Titel der Reihe hatten die Chiefs 2023 in einem Offensivspektakel gegen die Philadelphia Eagles errungen - doch beim erneuten Aufeinandertreffen zwei Jahre später dominierten zunächst die Defensivreihen.
Beide Teams waren bei ihrem ersten Ballbesitz jeweils zum Punt gezwungen. Ganz ohne Aufreger lief das jedoch nicht ab: Philadelphia ging früh ins Risiko und spielte noch in der eigenen Hälfte einen vierten Versuch aus, der in einem weiten Pass von Quarterback Jalen Hurts zu Wide Receiver A.J. Brown mündete. Doch die Completion fand wegen einer Flagge gegen Brown keine Anerkennung - eine durchaus strittige Entscheidung.
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Quick Reaction! Unsere Super-Bowl-Takeaways
Die Chiefs sind entthront, die Eagles neuer Super-Bowl-Champion: Direkt nach Ende des Spiels besprechen Michael, Grille und Jan, warum das Finale so einseitig verlief, welche Erkenntnisse sich ergeben haben - und ob die Ära der Chiefs nun zu Ende geht.
vor 11 Stunden42:05 Minuten
Mehr Glück hatten die Eagles beim nächsten Drive, der durch eine ebenfalls umstrittene Strafe gegen Chiefs-Cornerback Trent McDuffie am Leben gehalten wurde, ehe Hurts mit dem nächsten gefühlvollen Pass Jahan Dotson für 27 Yards fand - und dann mit dem "Tush Push", dem seit Jahren bestens bekannten Signature Play der Eagles, aus einem Yard den ersten Touchdown der Partie erzielte. Sein beeindruckender Start in die Partie fand allerdings zu Beginn des zweiten Viertels ein jähes Ende, als er unter Druck eine Interception zu Chiefs-Safety Bryan Cook warf.
Aber was war eigentlich mit Patrick Mahomes? Das Gesicht der NFL, der erfolgreichste Quarterback seiner Generation, spielte die vielleicht schlechteste Hälfte seiner Karriere. Der Quarterback wirkte überraschend ungenau in seinen Pässen, seinem Star-Tight-End unterlief zudem ein ungewohnter Drop. Dazu kam eine löchrige Offensive Line, durch die der gewohnt starke Pass Rush der Eagles in einer Tour durchbrach. Im gesamten ersten Viertel erreichten die Chiefs gerade einmal mickrige 19 Yards und ein einziges First Down. Doch das zweite Viertel sollte noch viel schlimmer verlaufen für den Titelverteidiger.
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Kein Ausweg: Patrick Mahomes stand gegen die starke Eagles-Defense unter Dauerdruck. IMAGO/Imagn Images
Nachdem Mahomes zwei Sacks in Folge hatte einstecken müssen, verlor er bei einem dritten Versuch die Geduld, übersah bei seinem verzweifelten Passversuch Eagles-Rookie Cooper DeJean, der den Pass an seinem 22. Geburtstag abfing und zum Touchdown zurücktrug - ein verheerender Fehler des Chiefs-Quarterbacks, der zum 0:17 aus Sicht des Titelverteidigers führte. Zuvor hatten die Eagles noch ein Field Goal erzielt.
Grauenhafte Chiefs-Hälfte: 23 Yards, nur ein First Down
Defensiv ging die Taktik der Chiefs, Philadelphias Running Back Saquon Barkley zu stoppen, einigermaßen auf - aber das blieb nicht mehr als eine Randnotiz, weil die Offense völlig zusammenbrach: Weil sein eigener O-Liner Joe Thuney in ihn hineingeschoben wurde, warf Mahomes weit in der eigenen Hälfte seine zweite Interception, diesmal zu Linebacker Zack Baun. Das kurze Feld nutzte Hurts prompt zu einem Touchdown-Pass auf Brown zur 24:0-Halbzeitführung für Philadelphia.
Die Zahlen des Grauens der Chiefs-Offense im ersten Durchgang: Unfassbare 23 Total Yards, drei kassierte Sacks, zwei Interceptions, ein einziges First Down - und null Punkte auf der Anzeigetafel. Kelce hatte zum ersten Mal in seiner langen Karriere in einem Playoff-Spiel zur Halbzeit nicht einen Pass gefangen.
Auch die Zeit während der Halbzeitshow von Rapper Kendrick Lamar konnte Chiefs-Coach Andy Reid nicht dazu nutzen, für ein besseres Blocking zu sorgen, Mahomes kassierte sofort die nächsten beiden Sacks. Zu allem Überfluss für die Chiefs verletzte sich dann in Chris Jones auch noch ihr bester Defense-Spieler - und Philadelphia zog unaufhaltsam davon: Auf ein Field Goal von Kicker Jake Elliott folgte ein perfekter 46-Yard-Touchdown von Hurts auf Receiver DeVonta Smith und Philadelphia lag schon uneinholbar mit 34:0 vorne.
Erst danach wachte die Chiefs-Offense auf, Mahomes führte einen schnellen Drive übers Feld und schloss ihn kurz vor Ende des dritten Viertels mit einem Touchdown-Pass auf Xavier Worthy ab. Die kühnsten Optimisten im Chiefs-Lager wurden aber schnell wieder eingedämmt: Erst erzielte Philadelphia ein weiteres Field Goal, dann brach der Pass Rush der Eagles erneut durch die brüchige Chiefs-Line, Defensive Tackle Milton Williams schlug Mahomes den Ball aus der Hand und begrub den Ball im Anschluss unter sich. Elliott stellte daraufhin mit seinem vierten Field Goal auf 40:6.
Für die Chiefs ging es nun nur noch um Ergebniskosmetik, die in Person von Mahomes, der noch zwei späte Touchdown-Pässe auf DeAndre Hopkins und erneut Worthy warf, auch gelang. Mehr als auf 22:40 konnte er in der kurzen Zeit aber nicht mehr aufholen, Philadelphia konnte es sich bereits drei Minuten vor Schluss erlauben, die Ersatzspieler aufs Feld zu schicken - die Feierlichkeiten an der Seitenlinie hatten längst begonnen. Hurts wurde mit 221 Passing Yards (zwei Touchdowns, eine Interception) und 72 Rushing Yards (ein Touchdown) zum Super Bowl MVP ernannt.
Für die Eagles ist es der zweite Triumph im Super Bowl nach dem 41:33 über die New England Patriots im Jahr 2018. Nebenbei brach Barkley den 1999 aufgestellten Rekord von Terrell Davis für die meisten Rushing Yards in einer Saison inklusive Playoffs. Genau wie DeJean feierte Barkley am Sonntag Geburtstag - machte aber keinen Touchdown. Er dürfte es verschmerzen.