Nach Suche im Inntal: Vermisste SZ-Journalistin Föderl-Schmid ...
Die stellvertretende Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“, Alexandra Föderl-Schmid, die seit Donnerstagmorgen als vermisst galt und von der befürchtet wurde, sie könne sich das Leben genommen haben, ist am Freitag lebend gefunden worden. Die „Passauer Neue Presse“ berichtet, sie sei auf der Braunauer Seite des Inn unter einer Brücke gefunden worden. Sie sei stark unterkühlt gewesen und in ein Krankenhaus gebracht worden.
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Die Polizei hatte am Donnerstag die Suche nach ihr aufgenommen, ihr leeres Fahrzeug gefunden und einen „Abschiedsbrief“. Nachrichten, die dergestalt aufgefasst werden konnten, hatte Föderl-Schmid offenbar an verschiedene Adressaten geschickt. Bei dem Plagiatsgutachter Stefan Weber war am Donnerstagmorgen um 4.33 Uhr eine E-Mail von Föderl-Schmid eingegangen, in der es hieß: „Ich habe viel über Medien, Mechanismen, Menschen und Geschäfte gelernt. Zumindest diese Jagd ist vorbei.“ Darüber informierte Weber auf seinem Account auf der Plattform X (vormals Twitter), ebenso über seine Antwort: Er sei „gespannt, was ,vorbei‘ ist und wer hier genau wen ,jagt‘“. Inzwischen ist die Nachricht gelöscht.
Weber hatte einige Tage zuvor angekündigt, er werde sich mit Föderl-Schmids gesamten journalistischen Werk befassen und habe schon gravierende Plagiate gefunden. Solche will er auch in ihrer Doktorarbeit entdeckt haben. Über diese „Plagiatsfragmente“ hatte er die Chefredaktion der „Süddeutschen Zeitung“ Anfang der Woche informiert, die daraufhin eine dreiköpfige externe Kommission berief, um den Vorwürfen nachzugehen. Föderl-Schmid selbst bat die Universität Salzburg, ihre Dissertation zu prüfen. Aus dem „Tagesgeschäft“ der „Süddeutschen“ ziehe sie sich zurück, meldete die Zeitung.
Zuvor hatte die Chefredaktion der SZ versucht, die Affäre auf andere Weise zu lösen. Sie suchte den Informanten, der offenbar detailliert Informationen über eine Redaktionskonferenz weitergegeben hatte, in der es um die Causa Föderl-Schmid ging. Die Schilderung dieser Konferenz fand sich auf dem Portal „Medieninsider“. Um herauszufinden, wie sie dorthin gelangte, ließ die Chefredaktion der „Süddeutschen“ die IP-Verbindungen der Redaktion überprüfen. Den Informanten fand sie nicht, über die Konferenz, in der dieses Vorgehen besprochen und von Redakteuren auch kritisch hinterfragt wurde, berichtete wiederum in aller Ausführlichkeit der „Medieninsider“.
An diesen hatte sich zunächst auch der Plagiatsgutachter Weber mit seinen Funden zu fehlenden Quellennachweisen in Föderl-Schmids Arbeiten gewendet. Für ein Gutachten von ihm gab es dort aber kein Geld, wie Weber sagte. So wandte er sich an das Portal „Nius“ des früheren „Bild“-Chefredakteurs Julian Reichelt. Hier bekam Weber den Auftrag für ein Gutachten, für einen, wie er sagte, niedrigen vierstelligen Betrag.
Über Hinweise auf Plagiate in Föderl-Schmid Texten hatte auch die F.A.Z. berichtet. Auf Anfrage hatte die stellvertretende SZ-Chefredakteurin darauf verwiesen, dass es um Textstellen mit sachlichen Erklärungen gehe, etwa „um einen Lexikontext, bei dem nicht der Anspruch auf besondere journalistische Originalität im Vordergrund steht, sondern der Anspruch, einen Sachverhalt oder einen Begriff möglichst präzise und allgemeinverständlich zu erklären“. In dem „Bemühen, auf sehr wenig Platz“ einen jüdischen Feiertag zu erklären (worum es in dem Beispiel ging), „habe ich möglicherweise aus einer Quelle zu viel wörtlich übernommen. Dies bedauere ich.“