Fragen und Antworten: Wie gefährlich ist Weltraumschrott?
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Wer haftet für Schäden?
Für Weltraumunfälle haftet laut dem Weltraumvertrag von 1967 der Staat, der die verantwortliche Mission gestartet hat und der, von dessen Gebiet aus es losging. Von privater Raumfahrt war damals nicht die Rede und inwiefern Musk, Bezos und Co für Schäden aufkommen müssen, steht in den Sternen. Zumal in den USA etwa seit 2023 ein Gesetz existiert, was Unternehmen wie SpaceX und Blue Origin vor rechtlicher Haftung im Falle von Verletzungen oder Todesfällen bei Raumfahrtaktivitäten schützt – allerdings mit Hinblick auf Weltraumtourismus. Bei Schrott ihrer Produkte, der zurück auf die Erde kommt, könnte das anders aussehen. Dabei wäre dieser Wiedereintritt etwa auf bewohntes Gebiet technisch zu verhindern. So könnten Triebwerke für eine kontrollierte Landung etwa im Meer sorgen, doch die Kosten für Extratreibstoff und Verluste durch den nicht für neue Ausrüstung genutzten Raum stehen dem im Wege.
Was wird gegen Weltraumschrott getan?
Im angesprochenen Vertrag von 1967, den etwa die BRD, USA und Russland ratifiziert haben, steht: "Die Vertragsstaaten führen die Untersuchung und Erforschung des Weltraums einschließlich des Mondes und anderer Himmelskörper so durch, daß deren Kontamination vermieden und in der irdischen Umwelt jede ungünstige Veränderung infolge des Einbringens außerirdischen Stoffe verhindert wird; zu diesem Zweck treffen sie, soweit erforderlich, geeignete Maßnahmen." De facto ist unser Orbit jedoch massiv kontaminiert und Forscher warnen schon länger davor, diesen Zustand nicht zu verschärfen. So mahnten schon 2006 NASA-Wissenschaftler: "Ohne Umweltsanierung und die umfassende Umsetzung bestehender Strategien und Leitlinien zur Eindämmung von Weltraummüll werden die Risiken für den Betrieb von Raumfahrtsystemen in erdnahen Umlaufbahnen weiter zunehmen." Projekte zur Säuberung des Orbits laufen, werden etwa in Dresden entwickelt. Doch ohne eine Regulierung des Schrotts von staatlicher Seite könnten diese zu einer Sisyphusarbeit verkommen.
Das Inter-Agency Space Debris Coordination Committee (IADC), der Koordinierungsausschuss für Weltraummüll, dem alle großen Raumfahrtagenturen inklusive Nasa, Esa, CNSA und Roskosmos angehören, hat 2002 Leitlinien zur Vermeidung von Weltraummüll veröffentlicht – eine freiwillige Regelung. Die Esa hat sich mit dem Projekt "Zero Debris" (Null Abfall) zum Ziel gesetzt, "die Produktion von Weltraummüll in Erd- und Mondumlaufbahnen bis 2030 bei allen zukünftigen Missionen, Programmen und Aktivitäten deutlich zu reduzieren". Was "deutlich" bedeutet, lässt die Agentur jedoch offen.
Wo wird Weltraumschrott entsorgt?
Der Abfall der Raumfahrt rieselt natürlich nicht nur einfach so auf uns hernieder. Gleich zwei Entsorgungsorte für den Schrott gibt es. Der eine liegt im Südpazifik mitten im Wasser. Am sogenannten "Point Nemo", dem Ort, der am weitesten von Land entfernt ist, haben diverse Staaten bereits über 250 Objekte aus dem All aus niedrigerem Orbit (low earth orbit, LEO) im Meer versenkt. Hier hat etwa die russische Raumstation Saljut ihre letzte Ruhestätte, auch die ISS wird hier ihr Ende finden. Die kontrollierten Abstürze möglichst weit entfernt von Land sollen Schäden für Menschen vermeiden.